Therapiehaus Feldkirchen
Patientenverfügung: Ein Mittel gegen die Angst

- Im Therapiehaus Feldkirchen bietet Richard Gaugeler ein Seminar zum Thema "Patientenverfügung" an.
- Foto: Privat
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Wer benötigt eine Patientenverfügung oder wie macht man diese? Der Feldkirchner Mediziner Richard Gaugeler informiert.
FELDKIRCHEN. Seit 30 Jahren beschäftigt sich der Feldkirchner Arzt Richard Gaugeler als Internist, Allgemeinmediziner, Notfallmediziner, Geriater und Palliativmediziner sowie Psychotherapeut mit vielen Aspekten des Heilens und Begleitens. "Sehr viele Menschen habe ich in Seminaren und in unzähligen Einzelgesprächen in medizinischen Entscheidungen beraten. Insbesondere bei schweren Krankheitsereignissen oder zum Lebensende hin heißt es gut vorgedacht zu haben", so Gaugeler. "Eine Patientenverfügung kann, mit der entsprechenden Information, wie einem Seminar, schnell und unkompliziert verfasst werden. Jeder Besucher meiner Seminare kann, wenn gewünscht, mit einer Patientenverfügung nach Hause gehen.“ Oft werden wir mit dem Thema konfrontiert, wenn Familienangehörige krank oder dement werden. Oder wir machen uns selbst Sorgen, wie unser Leben mit Krankheit und wenn wir nicht mehr selbst entscheiden können, wohl aussehen wird. Aktives Entscheiden ist das beste Mittel gegen Angst. Nach einem Vortragsteil gibt es viel Raum für Fragen und Selbstreflexion.
MeinBezirk: Was versteht man unter einer Patientenverfügung?
RICHARD GAUGELER: In einer Patientenverfügung bestimme ich, zu welchen medizinischen Maßnahmen ich meine Zustimmung gebe und zu welchen nicht. Meine Patientenverfügung (PV) wird also nur wirksam, wenn ich selbst nicht mehr entscheiden kann. Das geschieht oft in der letzten Lebensphase durch Demenz oder schwere Krankheit, kann aber auch in jungen Jahren wichtig werden, nach einem Unfall oder akuter Krankheit.
Warum ist es wichtig, eine Patientenverfügung zu haben?
An unser Lebensende zu denken, macht vielen Menschen Angst. Die Ungewissheit, was kommen wird, Angst vor Schmerzen oder Fremdbestimmtheit belasten viele Menschen. Dem begegnet man am besten mit Selbstbestimmung. Meine Erfahrung ist, dass Menschen sich sehr befreit fühlen, wenn sie ihre fertige Patientenverfügung vor sich liegen haben, und es befreit die Angehörigen von einer oft unausgesprochenen Last. Oft verbessert sich auch die Beziehung zwischen den Beteiligten.
Wer sollte eine Patientenverfügung machen?
Jeder, wirklich jeder und jeden Alters, sollte eine PV machen. Angehörige, Lebenspartner oder Kinder werden durch Entscheidungen, die sie für ihre Lieben treffen sollen, oft emotional überfordert. Es ist etwas anderes und leichter für mich selbst zu entscheiden, dass ich zum Beispiel keine lebensverlängernde künstliche Ernährung erhalte, als wenn das mein Kind entscheiden müsste. Diese haben dann vielleicht das Gefühl, sich schuldig zu machen.
Was benötigt man dafür?
Ein wenig Zeit und ein paar gute Gespräche. Dann noch einen Kugelschreiber und ein Blatt Papier. Es gibt verschiedene Formen einer PV. Von einer "Mündlichen" bis zur "Verbindlichen“, je nachdem wird es auch unterschiedlich aufwendig. Ein Seminar zu dem Thema ist sicher eine gute Gelegenheit, sich darüber klar zu werden.
Welche Kosten fallen an?
Das hängt davon ab, wie ausgefeilt man es angehen möchte. Ob mündlich oder schriftlich, frei verfasst oder mit Formular, mit Arztaufklärung oder mit Notar. Das soll im angekündigten Seminar schnell erklärt werden und wer möchte, kann das Seminar mit einer einfachen, ersten, eigenen Patientenverfügung abschließen. Dann kostet es nur den Seminarbeitrag.
Kann man die Verfügung im Bedarfsfall auch wieder ändern?
Natürlich und jederzeit kann man diese ganz unkompliziert ändern. Vor allem zählt immer die aktuelle Willensäußerung mehr als die aufgeschriebene PV. Das heißt, wenn ich meinem Arzt sage, ich möchte jetzt doch eine Therapie, die ich zuvor abgelehnt habe, ist dies immer entscheidend. Patientenverfügungen werden oft geändert, wenn sich krankheitsbedingt andere Voraussetzungen ergeben, zum Beispiel wenn man eine bestimmte Krebsdiagnose erfährt.
Was passiert, wenn man keine Patientenverfügung hat?
Niemand muss eine Patientenverfügung haben. Eine medizinische Maßnahme erfolgt auch nur, wenn sie indiziert ist, das heißt, wenn sie medizinischer Standard ist. Aber es gibt in unserer modernen Medizin wohl auch die Tendenz, im Zweifel eher zu viel zu tun als etwas zu unterlassen. Das kann dann dem Wunsch vieler widersprechen, keine lebensverlängernden Maßnahmen in der letzten Lebensphase zu erhalten.
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Termine: Freitag, 11. April, Freitag, 9. & 23. Mai, 18 Uhr, Therapiehaus Feldkirchen, Gurktalerstraße 30, Feldkirchen
Anmeldung: Tel. 0676 - 84 41 0022 bis spätestens zwei Tage vor Veranstaltung
(Achtung: Begrenzte TeilnehmerInnenzahl)
Referent: Richard Gaugeler, Arzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Innere Medizin, Diplome für Geriatrie und Palliativmedizin, Notfallmedizin, Psychosomatische und Psychotherapeutische Medizin.
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