Ökosystem Wald
"Waldschutz wird falsch verstanden"

Die entbrannte Debatte, ob das Verbrennen von Holz als erneuerbare Energie gilbt, sorgt in Fachkreisen für Unverständnis. | Foto: FAST Ossiach
  • Die entbrannte Debatte, ob das Verbrennen von Holz als erneuerbare Energie gilbt, sorgt in Fachkreisen für Unverständnis.
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Vor dem Hintergrund der Energiesituation ist Holz ein wichtiger Faktor zur Substitution fossiler Energieträger.

OSSIACH. Für große Verwunderung und Unverständnis sorgt unter Waldexperten die Diskussion über die Zukunft der europäischen Wälder im September im EU-Parlament. Auch bei der ARGE Alpenländischer Forstvereine hinterlässt die Aussage, dass Holz zur Energieerzeugung nicht mehr als erneuerbar angerechnet werden soll, ungläubiges Staunen.

"Empörende Aussage"

"In Österreich werden nur 88 Prozent des jährlichen Holzzuwachses geerntet", sagt der Leiter der Forstlichen Ausbildungsstätte Ossiach des BFW und Geschäftsführer des Kärntner Forstvereines, Johann Zöscher. "In Österreich wächst jede Sekunde ein Kubikmeter Holz zu – noch nachhaltiger geht es wirklich nicht. Und Holz jetzt auf einmal nicht mehr als erneuerbare Energie anzusehen ist unglaublich und höchst empörend!“

Was ist "grüne Energie"?

Vor dem Hintergrund der sich verschärfenden Energiesituation in Europa sei Holz ein wichtiger Faktor zur Substitution fossiler Energieträger. Die jetzt entbrannte Debatte, ob das Verbrennen von Holz als erneuerbare Energie angerechnet wird, scheint ideologisch bestimmt und inszeniert zu sein. "Sie versucht die negativen Praktiken des Abbrennens von Tropenwäldern auf die nachhaltige europäische Forstwirtschaft zu übertragen. Das ist schlicht Unsinn", so Zöscher. "Insbesondere, wenn praktisch gleichzeitig die Atomenergie als ,grüne‘ oder klimaneutrale Energie eingestuft wird."

Moderne Waldwirtschaft

Seit Jahrhunderten werde Holz in Mitteleuropa nachhaltig und streng geregelt genutzt und der Wald dadurch erneuert und verjüngt. "Offensichtlich ist den Initiatoren dieses Vorschlages nicht bewusst, wie moderne Waldwirtschaft in Europa funktioniert. Die kaskadische Nutzung unter Einhaltung der Wertschöpfungskette ist ein wertvoller und unverzichtbarer Beitrag auf dem Weg zur Klimaneutralität", betont der Forstexperte. "Wir müssen alle Kräfte bündeln, um die notwendigen Ziele zur Energiewende zu schaffen. Vorschläge wie jene, die derzeit im europäischen Parlament diskutiert werden, konterkarieren diesen Weg und verunsichern Konsumenten und Waldbetriebe."
Auch die ARGE Alpenländische Forstvereine setzt sich vehement für die wertgerechte Verwendung von Holz ein und sieht keinen Sinn darin, gutes, qualitätsvolles Holz, welches für Häuser, Möbel, Fenster und Türen verarbeitet werden kann, zu verbrennen. Auch zukünftig fällt ausreichend Brennholz, Sägerestholz oder Recyclingholz für die energetische Nutzung an, um den Energiemarkt im bisherigen Umfang zu beliefern.

Holz wächst nach

Holz wächst im Wald täglich nach (in Österreich 1m³ pro Sekunde) und speichert dabei CO₂ in großem Ausmaß. Der Wald benötigt dazu nur Wasser, Sonne und CO₂ aus der Luft. Für jeden geernteten Baum wachsen Bäume nach und liefern wieder Holz. Wieso das nicht als erneuerbar gelten soll, ist ein Rätsel.
Bei der ARGE Alpenländische Forstvereine hofft man, dass sich die Sachargumente gegen ideologisch motivierte Behauptungen durchsetzen werden. "Die Trilogverhandlungen zwischen EU-Kommission, EU-Parlament und Rat bieten die Chance der Richtigstellung, dass Holz als wichtige und völlig erneuerbare Energieform wieder anerkannt wird."

Der Energieträger wächst nach

Mit knapp 40.000 Hektar Waldanteil bzw. 65 Prozent, vereinzelt bis 80 Prozent Anteil an der Bezirksfläche hat die darin enthaltene Biomasse große Bedeutung für die Region. "Ertragreiche und gut strukturierte Mischwälder sind die Grundlage für aktive Waldbewirtschaftung", betont Günter Sonnleitner, Obmann der Kärntner Holzstraße. "Wald und Holz wächst im biologischen Kreislauf Natur."

"Klimamaschine Wald"

Nur eine nachhaltig aktive Waldbewirtschaftung ist für Sonnleitner ein Garant für die "Klimamaschine Wald" mit den lebensnotwendigen Aufgaben zur Sicherung von Holz als Roh- und Baustoff, sauerstoffreiche Luft, sauberes Trinkwasser sowie lebenswerter Erholungslandschaft. "Streng forstgesetzlich geregelte, naturnahe und nachhaltige Waldbewirtschaftung in Österreich garantiert alle Waldfunktionen für unsere Gesellschaft. Holz als Energieträger wird nur im Rahmen einer kaskadischen Nutzung eingesetzt. Das heißt Holz wird vorrangig als Roh- und Baustoff eingesetzt. Erst anfallendes Restholz – wie Sägespäne, Durchforstungs- oder Käferholz, … – wird als Energieträger ohne negative Auswirkungen – genutzt. Damit kann CO₂ gespart und der Klimaänderung begegnet werden", ist der Holzexperte überzeugt.

Mit Hausverstand und Selbstbewusstsein

Als kontraproduktiv bezeichnet Sonnleitner die von Lobbyisten angezettelte Diskussion zur erneuerbaren Energie-Richtlinie-RED III. "Seit Jahrhunderten wird nachhaltig mit dem Rohstoff umgegangen. Mit den österreichischen Nutzungseinschränkungen kann der Brasilianische Urwald nicht gerettet werden." Darum sei forstliche Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit notwendiger als je zuvor. "Bürokratische Überregulierungen und Verordnungen ohne Hausverstand sollten möglichst unterbleiben. Gemäß dem Subsidiaritätsprinzip sollten Regulierungen von Betroffenen mit Selbstbewusstsein und Hausverstand gestaltet, gelöst und gelebt werden."
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Zur Sache
ARGE Alpenländischer Forstvereine: Verein Graubünden-Wald (CH), St. Galler Forstverein (CH), Südtiroler Forstverein (I), Bayerischer Forstverein (DE), Liechtensteiner Forstverein (LI), Vorarlberger Waldverein, Tiroler Forstverein, Kärntner Forstverein

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