Wie böse sind die Schwiegermütter?
Die Legende von der bösen Schwiegermutter. Was ist dran? Die WOCHE geht dem Mythos auf den Grund.
Wer kennt sie nicht, die Witze über die böse Schwiegermutter? – Wahrheit oder Klischee? Das Thema füllt ganze Internetforen und Bücher wie „Hassgeliebte Schwiegermutter“ oder „Wege aus der Schwiegermutter-Falle“ führen mitunter Bestsellerlisten an. Und: Laut einer Erhebung werden Schwiegermütter bei acht bis zehn Prozent der Scheidungen als Grund angeführt.
Insbesondere das Verhältnis zwischen Schwiegermüttern und Schwiegertöchtern ist in vielen Fällen problematisch. Für den Psychologen Kurt Kurnig ist das negative Bild der Schwiegermütter hauptsächlich ein Stereotyp. Er betont aber, dass das oft schwierige Verhältnis zur Schwiegermutter an der speziellen Mutter-Sohn-Beziehung liegt: „Die Mutter war die erste Frau, zu der der Sohn eine Beziehung hatte. Die Mutter glaubt den Sohn besser zu kennen, hat Skepsis und Ängste. Da enstehen schnell Rivalitäten mit der Schwiegertochter.“ Wer sich also für eine Heirat entscheidet, lässt sich automatisch auf die Familie des Partners ein.
Bereits im 16. Jahrhundert war von „bösen Schwiegermüttern“ die Rede. Dieses Bild ist ein Überbleibsel aus dieser Zeit, erklärt Kurnig: „Damals zogen junge Frauen häufig in das Haus des Mannes. Dort war die Schwiegermutter das Familienoberhaupt. Die beiden Frauen konkurrierten auf mehreren Ebenen miteinander.“
Besonders dann, wenn es Enkelkinder gibt, kommt es häufig zu Konflikten. „Viele Großeltern neigen dazu, sich einzumischen und erziehen die Enkel anders als die Kindseltern“, weiß der AVS-Psychologe. „Hier sollte man Gelassenheit zeigen, sich nicht auf Streit einlassen und die Großeltern einfach machen lassen, denn die Eltern können die Kindererziehung nach ihren Vorstellungen gestalten.“
Tipps für besseren Umgang
Vor allem dann, wenn man unter einem Dach wohnt, kommt es laut dem Klagenfurter Experten zu Turbulenzen. Er sieht daher getrennte Wohnräume als wichtigste Voraussetzung für ein harmonisches Zusammenleben zwischen Jung und Alt. „Frauen neigen dazu, bei Problemen ihre eigenen Mütter um Rat zu fragen anstatt die Schwiegermutter,“ erklärt Kurnig. „Ich rate jungen Frauen dazu, Kontakt zur Schwiegermutter zu suchen.“ Männern rät er, die Fronten zur eigenen Mutter zu klären, sich abzugrenzen und zur Ehefrau zu stehen.
Generationskonflikte nehmen zu
Mit einem aber beruhigt der AVS-Psychologe: „In den wenigsten Fällen ist die böse Schwiegermutter tatsächlich boshaft.“ Eines steht fest: Die ganze gesellschaftliche Entwicklung hat das negative Bild von der Schwiegermutter schon abgeschwächt, das verhält sich ähnlich wie bei Stiefmutter und Stiefvater. „Es handelt sich in Wirklichkeit in den meisten Fällen um Relikte vergangener Tage“, erklärt Kurnig.
Er fügt aber hinzu, dass Generationskonflikte – vor allem wenn es um Übergaben von Unternehmen oder Landwirtschaften geht – ein Phänomen sind, das kontinuierlich zunimmt. „Sie sind heute so ausgeprägt wie nie zuvor“, weiß Kurnig. Hier ist der Weg zu Mediatoren ratsam.
Autorin: Katja Auer
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