„Bürgermeister sind fraglos unterbezahlt“
Bgm. Hans Ferlitsch, der scheidende Gemeindebund-Präsident, über Freud und Leid eines Bürgermeisters.
Am Freitag wird Hans Ferlitsch nach fast genau 15 Jahren an der Spitze des Kärntner Gemeindebundes sein Präsidentenamt zurücklegen. Aus gesundheitlichen Gründen – bei einer Präventivuntersuchung wurde ein Prostatakarzinom erkannt, das im Klinikum Klagenfurt operativ entfernt wurde. „Wie aus heiterem Himmel“ traf die Krebserkrankung den leidenschaftlichen Kommunalpolitiker, der seit 26 Jahren (!) als Bürgermeister die Geschicke von St. Stefan im Gailtal umsichtig führt. Nachdenklich meint er: „Vielleicht ist Tschernobyl schuld, dass Krebserkrankungen so zunehmen.“
Die Entscheidung, die Funktion als oberster Interessensvertreter der Kärntner Städte und Gemeinden in jüngere Hände zu legen, fiel ihm schwer: „Das Amt hat mir Freude bereitet“, und es hat ihm Anerkennung gebracht: Zehn Jahre lang war er Vizepräsident des österreichischen Gemeindebundes.
Neuer Typ ist gefragt
Obwohl Sozialdemokrat, vertrat Ferlitsch einen konservativen, keineswegs auf Abenteuer ausgerichteten Kurs der Kommunen: Keine Spekulationen, keine Cross-Border-Finanzierungen – „ich bin belächelt worden“; Kärntens Gemeinden stünden nun nach Tirol finanziell am besten da in Österreich.
Doch sorgenfrei sind die Kommunen nicht. Nicht nur, weil den Gemeinden immer mehr Lasten und Aufgaben aufgebürdet werden – auch das Nachwuchsproblem macht Ferlitsch Sorgen: „Die Zeiten haben sich geändert – heute muss ein Bürgermeister nicht nur repräsentieren, sondern mit Kompetenz und Managementfähigkeiten überzeugen.“
Dazu komme die zunehmende Aggressivität in unserer Gesellschaft – siehe die Attacke auf St. Veits Bürgermeister Gerhard Mock: „Manche können einem Bürgermeister schon sehr zusetzen.“ Auch die finanzielle Ausstattung sei mangelhaft: „Kein Kilometergeld in der Gemeinde, stets Einladungen bei Gesellschaften. Das geht sich gerade einmal pari aus.“ Denn wenn ein Bürgermeister seine Arbeit ernst nehme, „dann ist er fraglos unterbezahlt.“
Zufall oder nicht?
In seiner Gemeinde und als Gemeindebund-Präsident fiel Ferlitsch stets als konsensualer, unaufgeregter Politikertyp auf. „Mit der Brechstange bringst du eben nichts zusammen“, lautet seine Devise.
Dass er seinen Rückzug als Gemeindebund-Chef kurz nach Josef Pröll – der als Vizekanzler aus der Politik ausschied – bekanntgab, sei ein Zufall gewesen: „Das hatte mit Pröll nichts zu tun.“ Elf Tage nach seinem Rückzug als Präsident feiert Ferlitsch seinen 65. Geburtstag.
Ob er bis zum Ende der Periode – im März 2015 – die Gemeindegeschäfte von St. Stefan führen wird? „Wenn es die Gesundheit zulässt, werde ich es probieren, so lange es geht.“
Angeschlagen ist auch „seine“ Kärntner SPÖ – wie er deren Zukunft einschätzt? „Es gibt Höhen und Tiefen. Vielleicht dreht sich wieder einmal der Wind, aber es ist sehr schwierig“, bleibt Ferlitsch vage …
Zur Person:
Hans Ferlitsch ist am 17. Mai 1946 zur Welt gekommen.
Seit 1985 ist er Bürgermeister von St. Stefan im Gailtal, zuvor war er zwölf Jahre Vizebürgermeister. Ferlitsch war Bundesrat, Landtagsabgeordneter und zweiter Präsident des Landtages. Er ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Im April gab er bekannt, dass er das Amt als Präsident des Gemeindebundes zurücklegt – aus gesundheitlichen Gründen.
Autor: Uwe Sommersguter
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