Chef über 43.000 Fälle

Seit Jänner 2006 sitzt Gottfried Kranz im Chefsessel der heimischen Anklagebehörde – eine Position, um den ihn, in Anbetracht der laufenden Großverfahren bei der Staatsanwaltschaft Klagenfurt und der Attacken auf die Justiz, wohl niemand beneidet.

WOCHE: Noch nie stand eine Behörde derart im Blickpunkt der Öffentlicheitkeit wie die Staatsanwaltschaft Klagenfurt. Sie wirken trotz aller Attacken und Kritiken ruhig und gelassen ...
KRANZ: Als Leiter einer solchen Behörde muss man einfach Ruhe und Gelassenheit bewahren.

Kollegen, sprich andere Leitende Staatsanwälte, beneiden Sie aber nicht um Ihren Job?
Nein, nicht wirklich.

Wie gehen Sie aber mit der immer wieder kehrenden Kritik um?
Kritik ist schlimm, wenn diese unsachlich ist. Kritik kann aber auch durchaus befruchtend sein, wenn diese sachlich ist.

Man kennt Sie. Werden Sie auch oft auf der Straße angesprochen?
Ja, natürlich. Hin und wieder passiert das schon. Die Fragen beziehen sich allerdings weniger auf Hypo, Scheuch und Co., sondern vielmehr auf ganz andere Dinge.

Stichwort Hypo. Wie läuft eigentlich die Zusammenarbeit mit der CSI Hypo?
Die CSI schickt uns sehr viele Anzeigen. Dabei geht es um Sachen, denen möglicherweise ein Straftatbestand zugrunde liegt. Die CSI selbst hat einen ganz anderen Blickwinkel, sie geht der Ursache für das Desaster auf den Grund. Wir bearbeitet sozusagen die Nebenschauplätze.

Wolfgang Kulterer hat einen Antrag auf Haftentschädigung angekündigt. Was sagen Sie dazu?
Ich sehe diesem Antrag vollkommen gelassen entgegen. Zunächst muss man allerdings einmal abwarten, wie das Rechtsmittelverfahren ausgeht. Ich will aber über derzeit laufende Verfahren nichts sagen, im Gegensatz zu dem einen oder anderen Verteidiger.

Zum Urteil Uwe Scheuch: Haben Sie sich einen Rückzug aus der Politik erwartet?
Darüber will ich mich nicht äußern.

In der Vergangenheit haben Sie sich oft über Personalknappheit bei der Staatsanwaltschaft beklagt. Wie sieht aktuell die Situation aus?
Der Personalmangel ist derzeit nicht mehr so akut wie vielleicht vor zwei Jahren. Mit 1. Oktober sind wir bei der Planpostenbewirtschaftung ganz gut aufgestellt. Aber im Hinblick auf die laufenden Großverfahren und die damit verbundenen Freistellungen, sind wir noch immer zu wenige. Neben AvW, Hypo und, und, und bearbeiten wir rund 43.000 Fälle im Jahr, eine durchaus beachtliche Zahl, würde ich meinen.

Die Gerüchteküche brodelt: Es heißt Sie verabschieden sich bald in den wohlverdienten Ruhestand ...
Es stimmt: Mit Ende nächsten Jahres, sprich mit Ende 2012, muss ich in Pension gehen. Der Termin, der allerdings immer wieder genannt wird, der 30. Juni, würde mir sehr gefallen. Eine endgültige Entscheidung habe ich aber diesbezüglich noch nicht gefällt. Es liegt auch noch kein Pensionsansuchen auf. Ich werde allerdings mit einem lachenden und einem weinenden Auge gehen. Über einen Wunschkandidaten für meine Nachfolge will und kann ich mich nicht äußern.

Autorin: Petra Eggerer