„Ortstafel-Lösung in einer Woche!“

Oft sind zweisprachige Ortstafeln Stein des Anstoßes. Der Konsensgruppe geht es aber um mehr: „Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung“ | Foto: KHD-Archiv
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  • Oft sind zweisprachige Ortstafeln Stein des Anstoßes. Der Konsensgruppe geht es aber um mehr: „Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung“
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Nach den Verbal-Attacken von Landeshauptmann Gerhard Dörfler gegen den Kärntner Heimatdienst (KHD) und die Konsensgruppe nehmen vier ihrer Mitglieder – Marjan Sturm (Obmann des Zentralverbands Slowenischer Organisationen), KHD-Obmann Josef Feldner, Heinz Stritzl (Plattform Kärnten) und Bernard Sadovnik (Obmann der Gemeinschaft der Kärntner Slowenen) – in der WOCHE Stellung zu den jüngsten Entwicklungen.

„Ich verurteile, dass wir von den Vorbereitungen für die Jubiläumsfeierlichkeiten zum 10. Oktober ausgeschlossen wurden“, kritisiert Feldner die Landespolitik. „Wenn von der Landeshauptmannpartei Slowenen-Freundlichkeit als entgegen Kärntner Interessen bezeichnet wird, ist das bedenklich.“ Es sei für das Jubiläum viel versäumt worden. Feldner: „Sich über die Grenzen nach Slowenien die Hand zu reichen, wäre ein schöner Beitrag gewesen.“
Stritzl nennt ein positives Beispiel. „Eine Tanzgruppe der Landsmannschaft besteht aus Kindern mehrerer Nationalitäten“, berichtet er. „Sie zeigen uns, wie junge Menschen zueinanderfinden – wir müssen uns nur ein Beispiel an den Kindern nehmen!“ Sadovnik dazu: „Es gibt Gemeinden, in denen schon heuer gemeinsame Feiern stattfinden.“

„Wir brauchen kein Mandat!“
Allein um die anstehenden Feierlichkeiten geht es der Konsensgruppe also nicht. „Es ist absurd, dass der Landeshauptmann sagt, wir haben kein Mandat“, wettert Sturm. „In einer Demokratie hat die Zivilgesellschaft eine wichtige Aufgabe als Korrektiv der Machthaber.“ Dafür brauche man kein Mandat. „Wir werden natürlich zu gewissen Entwicklungen Stellung nehmen, das kann uns niemand verbieten!“ Stritzl ergänzt: „Es ist unverständlich, dass man eine Gruppe verurteilt, die nichts anderes will als friedliches Zusammenleben.“
Eines sei den Mitgliedern der Konsensgruppe nämlich bewusst geworden: „Wir haben erkannt, dass dieses Gegeneinander der Volksgruppen eigentlich nur der Heimat schadet“, gesteht Sadovnik ein.
Dies zu verändern, sieht man in der Konsensgruppe als Aufgabe. „Wir haben zusammengefunden, um Kärnten positiv zu positionieren und damit den Menschen bessere Entwicklungschancen zu geben“, so Sturm. Damit habe die Gruppe ihren ursprüngliche Mission längst überschritten. Denn: „Wir sind 2005 von Jörg Haider und Wolfgang Schüssel beauftragt worden, einen Vorschlag für die Lösung der Ortstafelfrage vorzulegen.“ Das sei gemacht worden.
Aber: „Es geht nicht nur um zweisprachige Ortstafeln“, so Sadovnik. Stritzl ergänzt: „Wir machen, was eigentlich Aufgabe der Politik wäre, nämlich Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung.“ Sadovnik ist überzeugt: „Das Aufwachsen am Schnittpunkt dreier Kulturen ist für die jungen Menschen eine Chance!“ Man müsse das Gut der Mehrsprachigkeit stärker in den Vordergrund rücken – „dieses Kulturgut nicht nur schützen, sondern fördern!“

Vieles sei allerdings bereits erreicht worden. „Wir haben es geschafft, Bevölkerung und Politik zu sensibilisieren“, so Feldner. „Jene Menschen, die sich über Jahrzehnte nicht bewegt haben, sehen jetzt vieles ganz anders.“ Das würden ihm auch die Reaktionen auf die Aussagen von LH Gerhard Dörfler und LR Harald Dobernig in den letzten Tage zeigen. „Die Menschen lassen sich nichts mehr von oben dekretieren.“
Man sei in Kärnten aber noch immer am Anfang dieses Prozesses zur Schaffung gegenseitigen Vertrauens. Ängste würden nach wie vor bestehen. „Diese muss man ernst nehmen“, so Sadovnik. „Deshalb war es auch für die slowenische Volksgruppe notwendig endlich einen Schritt hinauszusetzen und Begegnungen möglich zu machen.“ Feldner zu Ängsten: „Es gibt 2.824 Ortschaften in Kärnten, 85 davon mit zweisprachiger Aufschrift – es muss doch klar sein, dass davon keine Gefahr ausgehen kann!“
Deshalb sei die Arbeit der Konsensgruppe so wichtig. Sturm zieht einen Vergleich zu Deutschland und Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg: „In bestimmten Situationen braucht es Menschen, die über den eigenen Tellerrand hinausblicken“, ist er überzeugt. Man müsse sich der Verantwortung bewusst sein. „Wir sind stolz darauf, dass mit Valentin Inzko ein Vertreter der Volksgruppe zum Hohen Repräsentanten in Bosnien geworden ist“, so Sturm weiter. „Bei seiner Arbeit mit Konfliktparteien läuft er aber Gefahr, darauf aufmerksam gemacht zu werden, dass in seiner Heimat VfGH-Urteile nicht umgesetzt werden!“

„Lösung binnen einer Woche!“
Deshalb gehört die Lösung der Ortstafelfrage auch zu den Forderungen der Konsensgruppe. „Wäre ich Slowene, ich würde über die langen Diskussionen empört sein“, bringt es Stritzl auf den Punkt. Eine Lösung im Jahr 2012 ist für Feldner keine Perspektive: „Es sind die Vorschläge ja da! Bei intensiven Verhandlungen kann man binnen einer Woche zu einer Lösung kommen.“ Sadovnik ortet zumindest eine Bereitschaft zu einer Lösung. „Ganz Kärnten profitiert davon“, so Sadovnik, „vieles an Infrastruktur würde es in Südkärnten nicht geben, wenn wir nicht das Argument der Zweisprachigkeit hätten.“
„Man muss doch endlich zur Kenntnis nehmen, dass die Slowenen vor uns Deutschen hier gesiedelt haben“, fordert Stritzl. „Ihr Heimatrecht besteht doch auch darin, zu dokumentieren, wo sie daheim sind!“ Feldner: „Zweisprachige Ortstafeln sind ein Kulturgut!“

Autor: Gerd Leitner

Oft sind zweisprachige Ortstafeln Stein des Anstoßes. Der Konsensgruppe geht es aber um mehr: „Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung“ | Foto: KHD-Archiv
Josef Feldner, Heinz Stritzl, Bernard Sadovnik und Marjan Sturm beim Gespräch mit WOCHE-Redakteur Gerd Leitner
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