Ragger: „Barrieren im Kopf wegräumen!“

- Christian Ragger verwaltet 342 Millionen Euro Sozialbudget und 150 Millionen Euro Wohnbaumittel
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Neue Töne eines FPK-Politikers: Sozial-Landesrat prescht mit grenzüberschreitenden Projekten und Ideen vor.
Kärnten wird 2011 einen Beitrag zur Biennale in Venedig leisten. Initiator ist Sozial-Landesrat Christian Ragger (FPK), auch Vizepräsident des Sozialen Netzwerks der Europäischen Regionen „ELISAN“. Wie es dazu kam: 2011 wurde zum Jahr der Freiwilligkeit erklärt. Grund genug für Raggers Pendant der italienischen Region Veneto, Remo Sernagiotto, Schauspieler, Regisseure und Autoren, die aus dem Veneto stammen, „aus Rom zurückzubeordern, um einen Biennale-Film über das Zusammenwirken von Jugendlichen und Senioren zu drehen“. Der Clou: Das geschieht in Kooperation mit dem Land Kärnten, auch gedreht wird in Kärnten. „Das bedeutet für uns ein ganz neues Renommee.“
Weiters will Kärnten bei Gesundheitsprojekten (etwa zu Jugendthemen) gemeinsam mit dem Veneto und der Lombardei eine „Makroregion“ bilden. Am 7. und 8. Juni 2011 lädt Ragger zu einer Jahreshauptversammlung der ELISAN nach Klagenfurt: 1.100 Städte und 200 Regionen werden in Kärnten vertreten sein. Ragger: „Wir suchen jetzt schon Hotels.“
Ragger ist überzeugt, „dass unsere Zukunft im Markt in Slowenien, Italien und Kroatien liegt. Wir haben es jahrzehntelang verabsäumt, Barrieren im Kopf wegzunehmen und Grenzen aufzumachen.“
Ein „Modellprojekt“ in Spittal
Im März erfolgt der Startschuss für den Bau von 18 behindertengerechten Wohnungen und einer Therapiewerkstätte in Spittal/Drau. 24 Behinderte sollen hier einen Arbeitsplatz finden. Das Besondere daran: Die sieben Millionen Euro teure Investition wird von der Lerchbaumer-Privatstiftung (frühere Ilbau-Eigentümer) mit vier Millionen Euro unterstützt. Das Land muss nur drei Millionen Euro beitragen. Ragger: „Ein Jahr lang wurde verhandelt.“ Betrieben wird das Projekt durch die deutsche Stiftung Liebenau, einer der größten deutschen Anbieter im Sozial- und Gesundheitsbereich. Ragger ist stolz: „Das erste Mal wurden Private zu einem solchen Sozialsponsoring bewegt.“
Sozialfonds für Sponsoring
Das bewegt den Lavanttaler Politiker dazu, verstärkt private Sozialsponsoring-Mittel zu lukrieren. Daher will Ragger 2011 einen „gemeinnützigen Sozialfonds“ einrichten, der vom Land verwaltet wird. „Hier haben auch private und öffentliche Firmen die Möglichkeit, einen Beitrag zu leisten. Mit dem Geld setzen wir Projekte um.“ Zudem will Ragger auch die Forschung im Sozialsektor fördern. Das Land selbst speist den Fonds 2011 mit einer Million Euro.
Zehn Stunden Freiwilligendienst
Die Zukunft gehöre laut Ragger ohnehin der „Freiwilligkeit“: „Wir müssen das gesamte System verändern. Es wird immer mehr Pflege geben müssen – aber es wird ohne Solidarität nicht mehr leistbar sein.“ Spannend: Ragger will die Kärntner Top-Manager Peter Brabeck-Letmathe (Nestlé) und Peter Löscher (Siemens) als „Werbe-Testimonials“ gewinnen. Ragger: Freiwilligkeit werde künftig „eine der wesentlichen Säulen unseres Sozialsystems sein müssen.“ Zehn Stunden Freiwilligendienst bei Rotem Kreuz o. Ä. pro Monat seien jedem zumutbar, meint Ragger.
Gröbere Veränderungen kommen auch auf das Comenius-Kinderheim in Techelsberg zu. Diese soll einer Wiener Gemeinnützigen Stiftung, die Waldorfschulen betreibt, abgekauft und mit neuen Betreibern fortgeführt werden. Über 600.000 Euro wurden vom Land in den letzten Jahren in Comeniusheim sowie –schule investiert. „Wenn wir es nicht schaffen, das Areal zu erwerben, wird ein neuer Bau auf die grüne Wiese gestellt.“ Eine seitens der Wiener angebotene Mietlösung ist Ragger zu teuer. Der Hintergrund ist ein veritabler Streit zwischen der Stiftung und dem Land Kärnten um Quersubventionierungen. Ende Jänner wird in Wien weiterverhandelt.
Weiters steht 2011 eine Generalsanierung des Behindertenförderzentrums in Klagenfurt am Programm. Rund 100 Kinder und Jugendliche werden hier betreut. Dafür setzt das Land sieben Millionen Euro ein.
25 Millionen Euro aus Brüssel?
Als Wohnbaureferent plant Ragger noch in dieser Legislaturperiode (gemeinsam mit Martina Rattinger vom Kärntner Verbindungsbüro) in Brüssel Investitionsmittel von der EU anzuzapfen. Satte 25 Millionen Euro sollen ab 2012 von der EU für den Kärntner Wohnbau fließen.
Autor: Uwe Sommersguter
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