„Volk ist weiter als Politiker“

Wolfsberg-Bgm. Seifried | Foto: KK

WOCHE: Der 10. Oktober steht bevor – wie sehen Sie das Klima im Land?
Gerhard Seifried: Ich sehe nicht viel Innovation, sondern gleich wie vor 10 Jahren wird es am 10. Oktober heißen: Das ganze Land im Kärntnerg’wand. Unweigerlich wird der Festtag begangen werden, wie er immer begangen wurde – mit einem Aufmarsch. Ich finde das deshalb bedauerlich, weil es darüber wieder Fernsehbilder geben wird und österreichweit ankommt: „Die im Süden sind sowieso ein bisserl schräg, sind braun angezogen und diskutieren wieder über Vorkommnisse im Jahr 1920.“ Wesentlich interessanter wäre es den Blick nach vorne zu richten und ein anderes Signal auszusenden. Jetzt verwaltet Kärnten seine eigene Vergangenheit. Ein bisserl Folklore muss sein, aber man hätte mehr draus machen können.

Brauchen wir ein anderes Kärnten?
Wir brauchen sicher ein anderes Kärnten in den Köpfen. Das lässt sich nicht dekretieren, aber es melden sich immer mehr besorgte, feinfühlige Menschen – Künstler, Exilkärntner, die permanent auf Kärnten angesprochen werden. Das sind sehr wertvolle Hinweise, wohin es gehen sollte. Früher ist solchen Leuten über den Mund gefahren worden, heute ist es wenigstens möglich, dass sie das zum Ausdruck bringen können. Was mich besonders betrübt: Leider Gottes wird von gewisser Seite noch immer und auch immer mehr mit Feindbildern gearbeitet: die Bundesregierung, alles, was außerhalb von Kärnten ist, die Slowenen…

Wer tut das?
Das ist ja täglich nachzulesen. Es gibt hier ein Kalkül, in Gut und Böse einzuteilen. Die Guten sind immer wir, rund um den Lindwurm, wer eine gegenteilige Meinung äußert, ist böse. Das ist aber nicht notwendig. Wer so abgrenzt, hat den Konflikt zum Ziel. Es wird immer schwerer, ein weltoffenes Selbstverständnis hier in Kärnten zustande zu bringen. Und warum macht man das? Um Wahlen zu gewinnen, so primitiv ist das.

Hat die Haider’sche Politik überlebt?
Die Haider’sche Politik hat sicher überlebt, weil er dieses Stilmittel verwendet hat. Es wird jetzt noch mehr mit der Holzhammermethode fortgeführt.

Ex-Styria-Chef Horst Pirker meinte im WOCHE-Interview, Kärnten müsse wieder auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten.
Auch ich vermisse eine gemeinsame Vision im Sinne einer Idee, die man verfolgt, zu der der Großteil der Bevölkerung und die politische und geistige Elite ja sagen können. Damit man sich endlich von der Fortschreibung der Geschichte und den Uraltdiskussionen lösen kann.

Auf Ihrer Mobilbox nennen Sie Wolfsberg „eine Stadt zwischen Wien und Venedig“ – und nicht zwischen Thörl-Maglern und Reichenfels.
Man ist im Grunde ein Wanderprediger. Es ist in den Köpfen vieler Politiker drinnen, sie müssten so unheimlich heimatbewusst sein und eine Nabelschau betreiben und sich übertreffen: Wer ist noch volksverbundener und heimatbewusster? Ja auf den Almen wandern gehen und nur nicht hinaus in die Welt … Nur: Die Bevölkerung ist da schon viel weiter. Man kann ihr andere Dinge zumuten. Man würde durchatmen, wenn die Politik einen freieren Blick bekommt.

Warum ist die Politik so?
Bis jetzt ist es ja offenbar gut gegangen bei den Wahlen. Nur heiligt dieser Zweck die Mittel nicht. Man kann für den Wahlerfolg nicht die Entwicklung eines ganzen Landes ausblenden. Irgendwann kommt der Zahltag. Und es ist dann halt ein bisserl wenig, wenn die Herrschaften angesichts des Kärntner Finanzdesasters nur das Klagelied anstimmen: „Alle sind so böse – die SPÖ, der Rechnungshof, der Bundeskanzler, der Bundespräsident.“ Da sind die Blickrichtungen zu vernagelt.

Was würde Kärnten jetzt weiterbringen?
Es wird ja nur mehr in Reflexen agiert – es wird hin- und zurückgebellt. Da entsteht ein grauenhaftes Bild. Das hält ja kein denkender Mensch mehr aus.
Sie sind also froh, nicht Mitglied dieser Kärntner Landesregierung zu sein?
Ich hatte ja zwei-, dreimal das Angebot, dort einzuziehen – ich wüsste aber nicht, was ich dort sollte.

Interview von: Uwe Sommersguter

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