„Bin kein Einzelfall!“
Eishockeyprofi Christian Ban (28) steht ohne Verein da. „Wenn man realistisch denkt, ist’s wohl vorbei“, sagt der Ex-Teamspieler.
Das vielkritisierte Punktesystem der Erste Bank Eishockeyliga zwingt immer mehr heimische Cracks in die Knie. Jetzt müssen sogar schon ehemalige Teamspieler um ihre Karriere bangen – einer von ihnen ist der Klagenfurter Christian Ban.
„Ich bin der Lackierte!“
„Ich war in der letzten Saison Durchschnitt, so ehrlich muss ich sein. Hätte ich besser gespielt, hätte ich jetzt einen Verein“, sagt der antrittsstarke Stürmer. „Aber wenn man bedenkt, dass ich ein Jahr lang die Drecksarbeit gemacht hab, immer und überall eingesprungen bin, mich in den Dienst der Mannschaft gestellt hab – sind 8 Saisontore auch nicht ganz so schlecht.“ Dennoch bekam der beim KAC großgewordene Spieler beim VSV keinen neuen Kontrakt mehr. „Ich hab mich in Villach sehr wohl gefühlt, der Verein ist lässig, die Mannschaft sowieso. Natürlich ist das jetzt extrem bitter und ich der Lackierte. Aber ich bin kein Einzelfall.“ Auch Philippe Horsky hat mittlerweile seine Schuhe an den Nagel gehängt, Raimund Divis (stets eine Stütze in der Nationalmannschaft) kurvt mittlerweile in der Nationalliga herum. Die Vereine statten ihre Kader zunehmend mit Legionären aus – beim KAC sind’s aktuell acht, beim VSV sieben – heimische Akteure bleiben auf der Strecke.
Training mit der U20 des VSV
Ban verfolgt die Liga genau, schaut sich aber nicht jedes Spiel im TV an: „Weil’s mir schon weh tut, zuschauen zu müssen.“ Fit ist der Allrounder wie eh und je, hält er sich doch in der U20-Mannschaft des VSV fit. „Dafür bin ich auch sehr dankbar. Aber ernüchternd ist es trotzdem.“ Die Hoffnung stirbt zuletzt, Ban hofft, doch noch irgendwo (im Ausland) unterzukommen. „Manager Thomas Cijan schaut sich um. Wenn man realistisch ist, ist der Zug aber wohl abgefahren.“
Zukunft im Fußball?
Also baut Ban vor, bildet sich weiter, wo es nur geht. Derzeit absolviert der Profi außer Diensten einen Computerkurs am WIFI, auch eine Ausbildung zum Immobilien-Makler hat der Gymnasial-Maturant bereits in der Tasche. Sogar in Sachen Fußball hat der ehemalige Kärntner Auswahlspieler erste Schritte unternommen. „Ich hab in Faak den Jugendtrainerkurs gemacht, will irgendwann etwas in diese Richtung versuchen.“ Freundin Sabrina hat gerade in Ferlach ein Kosmetikstudio übernommen, ein neuerlicher Weggang aus Kärnten käme eigentlich ungelegen. Und doch würde einer, der ein Opfer des Systems wurde, auch dieses Opfer bringen …
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