„Die ÖBB brauchen politischen Rückhalt“
Seit nunmehr eineinhalb Jahren leitet Christian Kern die ÖBB. Er will sie zu den Top-Bahnen Europas machen.
Die ÖBB erhalten auf der Westbahnstrecke im Personenverkehr erstmals Konkurrenz. Diese wirft Ihnen vor, mit Steuergeld Billig-Tickets zu finanzieren. Eine Preisschlacht auf dem Rücken der Bürger?
Christian Kern: Der Vorwurf, dass unsere Tickets zu billig sind, ist eine großartige Werbung für uns. Es ist jedoch ein polemischer und kein sachlicher Vorwurf, weil die Strecke Wien-Salzburg keine gemeinwirtschaftlichen Zuschüsse bekommt. Es freut uns natürlich, dass wir es mit einem Mitbewerber zu tun haben, der versucht, den Platzhirschen zu kopieren.
Die ÖVP ortet bei den ÖBB einiges an Einsparungspotenzial. Vor allem die ÖBB-Pensionen werden immer heftig kritisiert. Ist die Bahn ein Eldorado für Pensionisten?
Seit 16 Jahren wird niemand mehr nach dem Eisenbahner-Dienstrecht aufgenommen. Das niedrige Pensionsalter kam nur zustande, weil das Unternehmen die Mitarbeiter frühzeitig in Pension geschickt hat und nicht, weil sie ein Recht darauf hatten. Wenn jene Vertreter, die damals dafür verantwortlich waren, heute die Kosten des Pensionssystems kritisieren, dann ist das unseriös. Leider machen viele aus den ÖBB ein ideologisches Schlachtfeld.
Nicht nur bei den Pensionen, sondern auch bei den Investitionen, beim Tunnelbau, könne laut der ÖVP einiges gespart werden.
Die Projekte, die im Rahmenplan stehen, sind im Ministerrat einstimmig beschlossen worden. Wenn man einzelne Projekte nicht will, soll man diese auch beim Namen nennen. Sprechen wir jetzt vom Brenner-Basistunnel? Dann wünsche ich mir auch von jenen so viel Heldenmut, Landeshauptmann Platter zu erklären, warum man die Zusagen, die man gegeben hat, nicht einhalten möchte.
Warum haben die ÖBB einen derart hohen Schuldenberg?
Die Schulden kommen zum Großteil aus dem Bau von Strecken und Tunnels. Damit werden Werte für Generationen geschaffen und die Wirtschaft angeregt. In der Schweiz werden diese Investitionen nicht von der Bahn, sondern vom Staat bezahlt.
Bahnfahren ist für mich …
…Zeit zum Entspannen. Ich liebe es einfach.
Autorin: Karin Strobl
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