„Die Wirtschaft ist besser als der Ruf“

Bernhard Felderer gilt als einer der renommiertesten Ökonomen Österreichs. Der gebürtige Kärntner tritt als Chef des IHS zurück | Foto: Merito Financial Solutions
  • Bernhard Felderer gilt als einer der renommiertesten Ökonomen Österreichs. Der gebürtige Kärntner tritt als Chef des IHS zurück
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Auf was müssen sich die Österreicher und Kärntner in diesem Jahr alles gefasst machen? Um darauf eine Antwort zu bekommen, haben wir den Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), dem gebürtigen Kärntner Bernhard Felderer, zum aktuellen Interview gebeten.

WOCHE: Wie wird sich die Wirtschaft 2011 entwickeln?
Bernhard Felderer: Wir gehen von einer positiven Entwicklung mit 2,1 Prozent Wirtschaftswachstum aus. Die Triebfeder dafür ist der Export. Unsere wichtigsten Handelspartner – allen voran Deutschland – verzeichnen höhere Wachstumsraten als wir. Davon könnte die sehr exportorientierte Wirtschaft besonders profitieren.

Gibt es noch Gefahren für den Aufschwung?
Ja, die gibt es. Die Realwirtschaft läuft zwar gut, aber wir haben eine Finanzkrise in Europa. Die Verschuldung ist zum Teil so hoch, dass die Finanzmärkte glauben, einige Länder schaffen das nicht. Ich bin der Meinung, diese Befürchtungen sind übertrieben.

Könnte auch Österreich ins Visier der Spekulanten geraten oder reichen die bereits getroffenen Sparmaßnahmen?
Sie reichen aus, um bei der Neuverschuldung unter die vorgeschriebene Drei-Prozent-Quote zu kommen. Wir werden eines der ersten Länder sein, die das schaffen, auch weil wir uns während der Krise vergleichsweise gering verschuldet haben. Darum glaube ich auch, dass die Bundesregierung hier oft zu Unrecht kritisiert wird. Eine Bringschuld dagegen besteht bei den dringend benötigten Reformen in der Verwaltung, der Schule und den Spitälern. Hier braucht es auch den Reformwillen der Länder.

Ist der Leidensdruck Ihrer Meinung nach groß genug für tiefgreifende Reformen?
Bei den Ländern bin ich mir nicht sicher, bei den Gemeinden dagegen schon. Mittlerweile steht nämlich jede dritte Kommune finanziell mit dem Rücken zur Wand.

Vielerorts wird deshalb über Gemeindezusammenlegungen diskutiert. Glauben Sie, dass es tatsächlich dazu kommt?
Vielleicht nicht zu Zusammenlegungen, aber zu engen Kooperationen wird und muss es auf jeden Fall kommen.

Das Image Kärntens hat in den vergangenen Monaten stark gelitten. Hat das Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung?
Kärntens Wirtschaft ist besser als Kärntens Ruf. Natürlich hat dieser unter den Finanzskandalen stark gelitten, trotzdem ist die realwirtschaftliche Entwicklung gut. Kärnten – und da vor allem der Raum Villach, aber auch Klagenfurt – hat in den vergangenen Jahren stark aufgeholt.

Droht Kärnten Ihrer Meinung nach also nicht zum Schlusslicht Öster-
reichs abzurutschen?

Die Wirtschaft ist moderner und industrialisierter als von vielen angenommen, das lässt sich auch mit Zahlen belegen. Die Umsätze aus dem Fremdenverkehr machen nur sechs Prozent des Bruttoregionalprodukts aus. Damit liegt Kärnten fast im österreichweiten Schnitt.

Sie feiern am 21. März Ihren 70. Geburtstag und haben für dieses Jahr Ihren Rücktritt als Chef des IHS angekündigt. Gehen Sie in Pension oder hegen Sie neue Pläne?
Wenn man älter wird, sollte man nur mehr Dinge machen, die man auch wirklich gerne tut, darum trete ich beim IHS zurück. Nicht weil ich diese Arbeit ungern erledige, sondern weil sie mit sehr viel Verwaltungsaufwand verbunden ist. Ich werde mir eine neue Aufgabe suchen, außerdem bleibe ich im Staatsschuldenausschuss und im Generalrat der Österreichischen Nationalbank vertreten.

Autor: Mario Lugger

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