,Sozial‘ im Betrieb
Wie aus einem FH-Seminar eine Firma entsteht und innerbetriebliche Probleme gelöst werden können …
Den „Schein“ erhalten: Das ist für viele Studenten mitunter das Wichtigste an einem Seminar. Dass man durch einen solchen Kurs jedoch (neue) berufliche Wege beschreiten kann, beweisen Marcello Ladinig und Elisabeth Jandl mit ihrem Unternehmen „providus“.
Stressbewältigung an der FH
Zur Vorgeschichte: Im Rahmen ihres nebenberuflichen Studiums für Soziale Arbeit besuchten die beiden ein Projektmanagement-Seminar. „Die Aufgabe war, Ideen zu entwickeln, und wir arbeiteten ein Konzept für betriebliche Sozialarbeit aus. Ein Dozent riet uns, dies außerhalb des Seminars weiterzuverfolgen und auszufeilen“, so Ladinig.
Dann kam es zum „Test“ in der Praxis: Ladinig und Jandl konnten einige Seminare für vorbeugende Stressbewältigung an der FH halten. „Dies kam gut an, sogar Burn-out-Betroffene waren dabei. Wichtig ist: Unsere Methoden, nach denen wir bei Seminaren arbeiten, sind alle wissenschaftlich überprüft worden und in der Sozialarbeitswissenschaft verankert.“
Mit „providus“ bieten Ladinig und Jandl – mit vier Kollegen – Seminare sowie Einzel- und Gruppen-Comitoring (Anm.: „comitari“ heißt auf Latein „begleiten“) für Unternehmen oder Einzelpersonen an. Die Inhalte reichen von Personalführung und Konfliktbewältigung über Kommunikation, Mobbing und Personalentwicklung bis hin zu Stressmanagement. Die Programme werden auf Betriebe spezifisch zugeschnitten.
„In Österreich ist betriebliche Sozialarbeit noch relativ unbekannt, doch aktuellen Studien zufolge kann ein Betrieb damit eine Leistungssteigerung von bis zu 28 Prozent erzielen“, so Ladinig (siehe Infobox). Als Hauptproblem in der Praxis orten die Experten die Kommunikation –„vieles wird totgeschwiegen“, es fehlt mitunter an Wertschätzung und Transparenz. Weitere Probleme kommen hinzu, wenn Schwierigkeiten von zuhause mitgenommen werden. Besonders die Auswirkungen der Wirtschaftskrise, die noch nicht vollständig überwunden sind, machen sich bemerkbar: Mitarbeiter sind mehrfachbelastet.
„Innere Kündigung“ nimmt ab
In Beratungsgesprächen, praktischen Übungen etc. nähern sich die „providus“-Teammitglieder dem Problem und versuchen, gemeinsam mit den Involvierten eine Lösung zu finden. Erfahrungen geben ihnen Recht. „Durch Formen der betrieblichen Sozialarbeit nimmt die ,innere Kündigung‘ um bis zu zwölf Prozent ab.“ Das „providus“-Team bildet sich ständig weiter. Jandl: „Außerdem arbeiten wir in einem Netzwerk von Spezialisten. Merken wir etwa bei einem Fall von Burnout, dass hier psychologische Hilfe benötigt wird, leiten wir dies an Ansprechpartner weiter.“
Die Studie:
Eine Studie der FH Solothurn in der Schweiz zeigt, dass betriebliche Sozialarbeit folgende Verbesserungen für die Mitarbeiter mit sich bringt:
• finanzielle Situation (Verbesserung um 34,7 Prozent)
• Gesundheit (+ 25,8 %)
• Familiensituation (+ 23,4 %)
• Partnerschaft (+ 21 %)
• Freizeit (+ 11,3 %)
Verbesserung der Arbeitssituation im Unternehmen:
• Leistungen Im Betrieb (+ 28,2 %)
• Verhinderung einer Kündigung durch den Betrieb (+ 20,2 %)
• Absenzen im Betrieb (+ 13,7 %)
• Verhinderung einer Kündigung durch die KlientInnen (+ 1,6 %)
Infos: www.providus.at
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