Erneut Alarm um Ziesel
Die Zieselpopulation südlich des Heeresspitals ist gefährdet, ein Bauträger bewirtschaftet das erworbene Ackerland.
FLORIDSDORF. Seit 2011 ist eine ständig wachsende Zieselpopulation südlich des Heeresspitals bekannt und dokumentiert. Zählte Ilse Hoffmann im Auftrag der MA 22-Umweltschutz anfangs 34 Baue, wuchs diese Zahl 2016 auf 133 Baue an, um im Mai 2017 wieder auf 79 Baue zurückzugehen. Schuld könnte dabei die bewusste Vertreibung durch Bauträger sein, die von der Bürgerinitiative IGL Marchfeldkanal und von Gemeinderat Udo Guggenbichler (FPÖ) aufgezeigt wird.
Hintergrund des Zieseldesasters ist der Erwerb eines Stücks Ackerland durch den Bauträger „Neues Leben“ im Jahr 2013. „Das Habitat der Ziesel wird eingekreist und eingeschränkt, bis der Punkt kommt, an dem das Habitat kippt und zerstört ist“, so Guggenbichler. Diese landwirtschaftliche Fläche wurde nun umgepflügt, die Vegetation und somit die Nahrungsquelle der dort lebenden Ziesel zerstört. Hoffmann: „Das Eggen ist nicht unmittelbar für die Ziesel gefährlich, aber durch den Entzug der Nahrungsquellen für Jungtiere bedrohlich.“ Die Bürgerinitiative IGL Marchfeldkanal befürchtet eine baldige Umwidmung in Bauland. „Jetzt hat der Bauträger Ackerland gekauft – als nächstes wird eine gewinnbringende Umwidmung in Bauland erfolgen“, prophezeit auch Guggenbichler.
Streit um Gutachten
Allerdings, so Obmann Johann Gruber vom Bauträger "Neues Leben": „Unsere Genossenschaft kauft in ganz Wien rechtzeitig Ackerflächen, um dann darauf geförderten Wohnbau zu errichten. Die Fläche südlich des Heeresspitals ist an einen Bauern verpachtet.“ Die durchgeführten Arbeiten entsprechen der landwirtschaftlichen Tätigkeit. Gleichzeitig betont Gruber, dass ein Gutachten aus dem Jahr 2016 vorliegt, das für die Fläche kein Zieselvorkommen angibt. Trotzdem will er in Absprache mit der MA 22 eine neuerliche Befundaufnahme im August durchführen lassen, weil: „Uns sind die Menschen mit ihrem Wohnbedürfnis und die Natur gleichermaßen ein Anliegen.“ „Wir verlangen eine lückenlose Aufklärung und Konsequenzen für die Verantwortlichen sowie ein klares Bekenntnis der Stadtpolitik zum Artenschutz“, fordert hingegen die IGL Marchfeldkanal.
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