Betonierer im Naturmodus: Wopfinger errichtet Naturschutzprojekt
UNTERSIEBENBRUNN. Die Schottergrube lebt. Was wie ein Paradoxon klingt, wird in Untersiebenbrunn Wirklichkeit. Das Unternehmen Wopfinger Transportbeton Ges.m.b.H. baut Schotter ab und entwickelt zugleich vorort ein Naturschutz-Konzept, dem sogar ein internationaler Umweltschutz-Preis verliehen wurde.
Bei einer Führung durch die 21,4 Hektar große Grube erfährt man einiges über das Leben in der Schotterwelt. Wie eine Zeitreise mutet die Wanderung durch die Gesteinsschichten an, die vom ehemaligen Flussbett der Ur-Donau, der Eiszeit, den Permafrostböden und der Besiedlungsgeschichte des Marchfelds erzählen. Heute ist die Schottergrube Lebensraum für fliegende Insekten und Vögel. Der Turmfalke ist ebenso zu beobachten wie der Steinschmäher und der Bienenfresser, der in den Steilwänden der Schottergrube brütet.
Ausgebeutete Schottergruben dürfen per Gesetz nicht als Mondlandschaft zurückgelassen, sondern müssen rekultiviert oder renatuiert, also in grüne Landschaften rückverwandelt werden. Wopfinger ging noch einen Schritt weiter. "Bei diesem Musterprojekt, geht es auch um Imagearbeit", erläutert Geschäftsführer Franz Denk die Beweggründe. Finanzielle Vorteile bringt das Großprojekt dem Beton-Unternehmen keine, wohl aber mehr Verständnis von Seiten der NGOs, der Anrainer und der Gemeinden - und damit auch eine gute Basis für weitere Geschäfte.
Das Projekt gliedert sich in mehrere Abschnitte, die innerhalb von 20 Jahren in kleinen Schritten und immer parallel zum Schotterabbau umgesetzt werden. In der bestehenden Grube wird nochmals auf acht Meter Tiefe unter dem Grundwasserspiegel gebaggert. Hier wird ein See mit 800.000 Kubikmetern Wasser entstehen, ein Naherholungsgebiet für die Bevölkerung.
Weiters gehört eine angrenzende Weidefläche mit Trockenrasen und Schotter zum Gesamtprojekt, sie wurde an einen Bio-Bauern verpachtet, der hier seine Rinder grasen lässt. Die Schotterfläche ist Triel-Hoffungsgebiet.
Der projektverantwortliche Ornithologe Rainer Raab betont: "Weder die jetzigen Steilwände der Bienenfresser noch die Triel-Schotterfläche sind unantastbar. Mit den Schotterabbauflächen wandern auch Lebensräume der Tiere und verändern sich. Der Artenschutz muss sich da anpassen."
In den nächsten 20 Jahren wird die Schottergrubenlandschaft bei Untersiebenbrunn in stetigem Wandel sein.
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