Das Rote Kreuz Gänserndorf zieht Bilanz über die Gesundheits- und Sozialen Dienste.
Das Rote Kreuz als Partner in allen Lebenslagen. Immer mehr Menschen nehmen die sozialen Leistungen der Rotkreuz-Bezirksstelle Gänserndorf in Anspruch. Erfreulich aber überaus bedenklich zugleich: Steigende Nachfrage bei der Team Österreich Tafel.
Denkt man an das Rote Kreuz, verbindet man damit in erster Linie den Rettungs- und Krankentransport. Doch es gibt noch weitere wichtige Bereiche, die vor allem in den letzten Jahren immer stärker in Anspruch genommen werden. Über den Leistungsbereich der Gesundheits- und Sozialen Dienste, kurz GSD, hat das Rote Kreuz Gänserndorf nun für das ablaufende Jahr bereits Bilanz gezogen.
Schnell fällt dabei auf, dass auch im Bezirk Gänserndorf immer mehr Menschen diese sozialen Leistungen nutzen.
Team Österreich Tafel
Erfreulich aber bedenklich zugleich: Das Rote Kreuz verzeichnet einen starken Anstieg jener Mitmenschen, die die Leistungen der Team Österreich Tafel nutzen (müssen). Im Zuge dieser Aktion werden jeden Samstag ab 17 Uhr im Gutshof Strasshof kostenlos Lebensmittel an Bedürftige unterschiedlichen Alters, darunter Familien mit Kleinkindern oder alleinstehende Menschen abgegeben. Die Abgabe der Lebensmittel erfolgt unter vorheriger Bedarfsprüfung. Hier richtet man sich nach der Armutsgefährdungsschwelle der Statistik Austria: Als Schwelle gilt aktuell ein Haushaltseinkommen von 1.066 Euro (zwölf Monate) für Alleinlebende (pro Kind werden 320 Euro dazugezählt, pro weiterem Erwachsenen 533 Euro).
Erschreckender Erfahrungswert aus diesen laufenden Prüfungen: Das Nettofamilieneinkommen sinkt. Auch hat sich die Zahl jener Klienten unter 30 Jahren im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt!
Verzeichnete man im Jahr 2010 noch 2.431 Personen, so waren es in diesem Jahr an den bis dato 48 Samstagen bereits 3.192 mit insgesamt 9.075 betroffenen Familienmitgliedern. Tendenz steigend. 2013 werden erstmals 100 Tonnen an Lebensmitteln (im Startjahr waren es 36 Tonnen) mit zwei speziellen Rotkreuz-Fahrzeugen von den unterstützenden Unternehmen eingesammelt. Gesamt 4.400 Dienstleistungsstunden wurden von den durchschnittlich 18 freiwilligen Rotkreuz-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geleistet.
„Wir freuen uns, dass wir mit dieser Initiative so großen Zustrom finden und den Menschen helfen können. Natürlich zeigt uns dies aber auch, wie viel Bedürftigkeit es im Bezirk Gänserndorf gibt“, so Gerhard Wessely, Leiter der Gesundheits- und Sozialen Dienste in Gänserndorf.
Die Rufhilfe
Hier gibt es einen neuerlichen Anstieg an Rufhilfegeräten. Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der Anschlüsse auf 110 (2012: 86) angestiegen.
Bei der Rufhilfe handelt es sich um ein Gerät mit Notrufsender, der auf Knopfdruck eine Verbindung mit der Rettungsleitstelle herstellt. Das Team des Roten Kreuzes verfügt über einen Schlüssel (hinterlegt an der Rotkreuzstelle oder im Schlüsselsafe direkt beim Haus/Wohnung) und rückt im Notfall an die Adresse des Klienten aus. Die meisten Rufhilfegeräte wurden in Strasshof, gefolgt von Gänserndorf und D.-Wagram aufgestellt.
Verleih von Pflegebehelfen
Das Rote Kreuz Gänserndorf unterstützt auch mit dem Verleih von Pflegebehelfen. Überwiegend handelt es sich dabei um Pflegebetten, welche direkt vom Roten Kreuz Gänserndorf in kurzer Zeit aufgestellt und auch laufend gewartet werden.
Aktuell verzeichnet man einen Stand von 137 Pflegebetten (2012: 115).
Zuhause Essen
Jene Menschen, die nicht mehr in der Lage sind selbst ihre täglichen Mahlzeiten zu kochen, finden Unterstützung durch das Angebot „Zuhause essen“. Hier wird eine umfangreiche Speisenauswahl unter Berücksichtigung der speziellen Ernährungsbedürfnisse angeboten.
Im Jahr 2013 wurden 3.149 Hauptspeisen (2012: 3050) ausgegeben, das entspricht Platz 4 im Rotkreuz-Niederösterreichvergleich.
Betreutes Reisen
Abwechslungsreiche Reisen ganz ohne Stress, interessante Ausflüge in gemütlicher Runde zu gestalten – frei von Sorgen und Ängsten, dass ist „Betreutes Reisen“.
2013 gab es 8 Reisen mit insgesamt 356 Gästen (2012: 290).
Das Reiseprogramm 2014 ist bereits verfügbar und kann kostenlos beim Roten Kreuz Gänserndorf (02282 2144 306) angefordert werden.
Besuchs- und Begleitdienst
Mit diesem Angebot möchte das Rote Kreuz kleine Freuden in den Alltag bringen. Einmal pro Woche kommt eine Mitarbeiterin des Besuchsdienstes zu Ihnen und schenkt Zeit für Erzählungen, hört mit Ihnen Musik, probiert Gesellschaftsspiele aus und vieles mehr.
Damit soll die Einsamkeit und Isolation vieler Seniorinnen und Senioren durchbrochen werden. Im Jahr 2013 verzeichnet das Rote Kreuz Gänserndorf 170 Stunden Besuchszeit an 102 Tagen.
Seniorentreff
Mit Freude begrüßt Sie das Rote Kreuz Gänserndorf auch zu den regelmäßigen Zusammenkünften der Seniorentreffs. Derzeit im Pfarrheim Strasshof stattfindend, gab es heuer fünf dieser Veranstaltungen mit 250 Gästen (2012: 180) bei rund 700 Betreuungsstunden. Die Schwerpunkte 2013: Sicherheitstipps im Alltag, Musikgruppen, Erzählungen und Spiele.
Freude an der Bewegung
Bei den Nachmittagen unter dem Motto „Freude an der Bewegung“ macht das Rote Kreuz Gänserndorf mobil. Bewegungsübungen und tanzen zur passenden Musik sowie kleinere Trainings für das Gedächtnis stehen am Programm.
2013 gab es fünf Nachmittage mit 83 Gästen.
Krisenintervention
Im Bereich der Krisenintervention verzeichnet man 8 Betreuungen (2012: 14), davon 2 ÖBB-Interventionen, bei gesamt 20 Stunden Personaleinsatz und 385 gefahrenen Kilometern.
Die Rotkreuz-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Krisenintervention kommen bei akuten Ereignissen (zB nach erfolglosen Notarzteinsätzen oder sonstigen Ereignissen mit schweren Folgen) zum Einsatz und bieten den oftmals geschockten Betroffenen ersten Halt und Hilfestellung bei den situativen Problemstellungen.
NEU 2013: Mittelfristige Sozialbegleitung und Spontanhilfe
Einmalig in Niederösterreich wurde ein Verbund der Rotkreuz-Bezirksstellen Zistersdorf, Groß-Enzersdorf und Gänserndorf gegründet, welcher unter der Teamleitung von Waltraud Hackenberg rasche Hilfestellung bei sozialen Notlagen bieten soll.
Seit Mai 2013 ist dieser Bereich voll aktiv. Es wurden bereits 6 Spontanhilfeanträge (Stromabschaltungen, Begräbniskosten, Heizmaterial etc.) bearbeitet.
11 Fälle wurden bzw. werden in der „Mittelfristigen Sozialbegleitung“ behandelt. Darunter fallen Themenstellungen wie Delogierung, Arbeitslosigkeit, Todesfall, Migrationsberatung etc.
NEU 2013: Lesepatenschaft
Sieben Seniorinnen aus der Gruppe des Seniorentreffs gehen seit Oktober einmal die Woche in die Volksschule Gänserndorf und helfen dort Kindern beim Leseverständnis.
Ein „Brückenschlag der Generationen“, der sowohl bei Lehrkräften (Unterstützung), Schülern (Bezugsperson, die sich zwei Stunden nur für sie Zeit nimmt und auch ein Ohr für soziale Probleme hat) und den Seniorinnen und Senioren (neue Aufgabe, sozialer Kontakt) gleichermaßen sehr gut angenommen werden.
NEU ab 2014: Der Henry-Laden
Im kommenden Frühjahr ist die Eröffnung einer „Second Hand Boutique für Kinderbedarf“ unter dem Namen „Henry-Laden“ geplant.
Hier werden gespendete Kinderbekleidung (0-12 Jahre) sowie sonstiger Bedarf für Babys und Kleinkinder (Spielzeug, Kinderwagen, Hochsitze, Gitterbetten etc.) zu Sozialpreisen in Haushaltsmengen verkauft.
Erzielte Überschüsse aus dem „Henry-Laden“ werden für soziale Zwecke (Spontanhilfe, Sozialbegleitung) der Rotkreuz-Bezirksstelle Gänserndorf verwendet. Über den genauen Standort und den Eröffnungstermin wird noch berichtet.
Allgemein
Der Bereich der Gesundheits- und Sozialen Dienste der Rotkreuz-Bezirksstelle Gänserndorf umfasst derzeit 56 freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zusätzlich zu den zahlreichen Dienstleistungsstunden wurden auch 602 Fortbildungs- und Teambesprechungsstunden erbracht.
Finanziert wird dieser Bereich überwiegend durch Spenden, Sponsoren sowie geringe Kostenbeiträge (zB im Pflegebehelfsverleih). Das Rote Kreuz freut sich natürlich über jede Art der Unterstützung. Ob in Form von freiwilliger Mitarbeit, Spenden oder Lebensmittel. Jeder Beitrag hilft!
Das Ziel all dieser Leistungen: Das Leben von Menschen in Not und sozial Schwachen durch die Kraft der Menschlichkeit zu verbessern (Mission Statement*).
Foto (v.l.): Gerhard Wessely (Leiter der Gesundheits- und Sozialen Dienste Gänserndorf) und Kevin Mauersberger (Bereich Pflegebehelfe und Rufhilfe) mit einem Rufhilfe-Gerät.
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