Schafbeweidung an der Autobahn
Gänserndorfer Biodiversitätsprojekt an A5
Entlang der Bonaventura-Autobahn im Weinviertel sorgen seit August mehrere Herden „Mäh-Schafe“ für die Pflege der zur Strecke gehörenden Heidelandschaften. Als Betreiber des südlichen Abschnitts der A5 und der S1 Ost setzt Bonaventura damit eine Maßnahme für mehr Biodiversität.
WEINVIERTEL. Das nun beauftragte Projekt gemeinsam mit WUK bio.schafe fördert nicht nur die Artenvielfalt, sondern trägt auch zur Schaffung von Trainings- und Arbeitsplätzen für Menschen mit geringen Arbeitsmarktchancen bei.
Das ökologische Flächenmanagement von Bonaventura konzentriert sich auf die rund 424 Hektar nicht versiegelten Neben- und Ausgleichsflächen. „Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, mit Initiativen wie unseren Wildblumenwiesen oder Attraktivierung der Wildquerungen rund um unsere Autobahn bestmögliche Lebensbedingungen für heimische Tiere und Pflanzen zu schaffen“, so Peter Pelz, technischer Geschäftsführer von Bonaventura: „Als ich Ende Mai über das Ende der langjährigen Kooperation zwischen der Stadt Wien und WUK Soziale Landwirtschaft auf der Donauinsel gelesen hatte, dachte ich mir: Warum nicht entlang der Autobahn?"
Moderne Wanderschäferei
Für den Start des Projekts wurden zehn Weidezonen festgelegt, auf denen nun Krainer Steinschafe für die naturnahe Pflege von Ökosystemen sorgen. „Die extensive Beweidung von Kulturflächen ist eine Fortführung der früheren traditionellen Nutzungsform und schafft erweiterte Lebensräume für Insekten, Vögel und Amphibien. Durch gezielte Beweidung wird der wertvolle Trockenrasen der Weinviertler Heidelandschaft mit seiner Artenvielfalt unter anderem vor Verbuschung geschützt“, erläutert Bonaventura-Nachhaltigkeitsmanagerin Michaela Waldingbrett. „Flora und Fauna profitieren vom selektiven Abgrasen und von den Trittspuren der Schafe. Beides schafft Lücken auf den Weideflächen, in denen sich Kleinstlebewesen optimal ansiedeln können“, ergänzt Projektleiterin Ursula Königer von WUK Soziale Landwirtschaft, die ihren Sitz in Lassee hat. Auch zur Vernetzung von Lebensräumen tragen die „Bonaventura-Schafe“ künftig bei: In der Wolle tragen sie Pflanzenteile, Samen, Insekten und Spinnentiere mit sich herum, die sie beim Wandern von Weide zu Weide weitertragen und so für den genetischen Austausch zwischen Populationen sorgen.
18 bis 35 Schafe
Zunächst sind 18 Schafe auf bis zu fünf Weiden geplant, die Anzahl soll sich in den kommenden Monaten auf bis zu 35 Tiere und weitere Standorte ausweiten. Um den Eingriff in die Natur durch die Verkehrsinfrastruktur zu kompensieren, bewirtschaftet Bonaventura einen Teil ihrer Grünflächen (267 Hektar) als ökologische Ausgleichsflächen. Dort werden zahlreiche Maßnahmen zum Schutz der regionalen Biodiversität gesetzt, so etwa ein Amphibienleitsystem und der Einsatz spezieller Vorrichtungen auf Mähgeräten zum Insektenschutz. Die Bepflanzung der Ausgleichsflächen erfolgt ausschließlich mit heimischen Baum- und Straucharten und standortgerechten Trockenrasensamen.
WUK Soziale Landwirtschaft
Seit 2017 beweiden WUK bio.schafe im Rahmen von größeren und kleineren Projekten naturnahe Wiesen- und Trockenrasenflächen in der Region Marchfeld – auch auf der Wiener Donauinsel kamen die Schafe drei Jahre lang in den Sommern 2019, 2020 und 2021 erfolgreich zum Einsatz. Weitere Unterstützer mit großen Beweidungsflächen werden immer gesucht. Auch im Kleinen lässt sich helfen: Mit einer Teilnahme an „Rent a Sheep“ oder mit einer „Schafpatenschaft“ kann die umweltfreundliche Beweidung gefördert und ein wertvoller Beitrag zur (Wieder-) Eingliederung von langzeitarbeitslosen Menschen in die Arbeitswelt unterstützt werden.
Über Bonaventura
Für die Gesamtstrecke von 51 Kilometern und vier Tunneln ist die Bonaventura Infrastruktur GmbH zuständig.
Der 51 Kilometer umfassende Streckenabschnitt ist Österreichs erstes Public Private Partnership-Projekt (PPP) im hochrangigen Straßenverkehr im Auftrag der ASFINAG und wurde ab 2010 für den Verkehr freigegeben. Die an den Buchstaben Y erinnernde (und daher manchmal auch „Projekt Y“ genannte) Strecke besteht aus dem südlichen Teil der A5 von Eibesbrunn bis Schrick, der S1 West, Wiener Außenring Schnellstraße von Eibesbrunn nach Korneuburg, der S1 Ost, Wiener Außenring Schnellstraße von Süßenbrunn nach Eibesbrunn sowie der S2 Nordrand Schnellstraße. Die zugehörige Autobahnmeisterei mit der rund um die Uhr besetzten Überwachungszentrale befindet sich beim Knoten Eibesbrunn.
Bis zum Konzessionsende im Jahr 2039 ist die Gesellschaft für den Betrieb der Strecke, die Verwaltung, das Umweltmanagement und die Substanzerhaltung der Streckenabschnitte zuständig.
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