Gloria - glorios

Ich gestehe, ich bin ein großer Verehrer der ‘‘Tonkünstler‘‘. Seit Grafenegg, wo sie im Sommer, „Rückkehr ins Leben“ von Hector Berlioz aufgeführt haben.Die Erinnerung daran nimmt mir noch immer den Atem, und die Begeisterung kommt zurück. Im Auto spiele ich das lyrische Monodrama immer wieder, abwechselnd mit dem ‘‘Te Deum‘‘ und ‘‘Requiem‘‘ diesen außergewöhnlichen Schöpfers. Ich entsinne mich besonders an den melodiösen Sprechgesang. *Zitat: ‘‘Oh Musik, reine und sinnliche, begehrte und angebetete Herrin. Dein Freund, dein Geliebter fleht dich um Hilfe an. Komm, oh komm, entfalte all deine Reize, berausche mich. Und fange mich all deinem Zauber. Ergreife mich, sei einfach rührend und geschmückt. Stolz und reich. Verführerisch und schön. Komm, oh komm, dir gehöre ich ganz, nur dir‘‘.

Erwartungsvoll hoffte ich, dass die ‘‘Tonkünstler‘‘ unter der Leitung Andres Orozco Estrada‘s im Musikverein zur „Unzeit“, nämlich um 16 Uhr, meiner sonntäglichen Nachmittags-Schlaf, eine gloriose Leistung abliefern werden. Insgeheim bin ich aber ob des frühen Beginns nicht unglücklich, denn im meinem Terminchaos habe ich am selben Tag in der Staatsoper ‘‘In einem Totenhaus“ gebucht, um 19,30 Uhr. Leider, eine Aufführung, die ich nicht empfehlen kann. Die musikalische und zeitmäßige Herausforderung in der Oper von Janacek war entbehrlich und stand in krasser Dissonanz zu dem wunderbaren Konzert im Musikverein.

Ich weiß nicht, ob es den Himmel wirklich gibt. Aber wenn es ihn gibt, möchte ich mit der As-Dur-Messe von Franz Schubert dort begrüßt werden. Wenn möglich in der Qualität der ‘‘Tonkünstler‘‘. Geplagt durch den Weihnachts-Tingeltangel im Radio und den Shopping-Centers empfand ich es als eine Wohltat, dem Konzert unter dem Namen ‘‘ Gloria‘‘ in Goldenem Saal des Musikvereins zu zuhören. Am Programm standen zwei Werke, die nicht unmittelbar mit Weihnachten zu tun haben, und trotzdem perfekt waren, um festliche Stimmung bei den Zuhörern zu erzeugen. Vom liturgischen Kirchen-Pomp befreit, ist die As-Dur Messe trotzdem ein Hochamt der Musik- und Sangeskunst. Das Orchester und der Wiener Singverein mit den Solisten Camilla Tilling, Sopran, Michaelle Breent, Alt, Werner Güra, Bass und Klemens Sander, Tenor, sind eine stimmliche und stimmige Einheit. An der Orgel: Wolfgang Kogert, dessen meisterliche Kunst auch in zweitem Teil des Konzertes, in Camille Saint-Saëns „Orgelsymphonie“, zum Ausdruck kommt. Die As Dur-Messe wird selten aufgeführt, allein schon wegen des hohen Aufwands und Schuberts schwieriger Komposition, vor allem für die Streicher. Dem Intendanten des Musikvereins und den ‘‘Tonkünstlern‘‘ ein ‘‘Halleluja“ für dieses Weihnachtsgeschenk.

Im zweiten Teil des Konzertes stand die ‘‘Orgelsymphonie‘‘ von Saint-Saëns am Programm. Der Wunderknabe Saint-Saëns mit dem absoluten Gehör, legte schon als dreieinhalb Jähriger seine erste Komposition vor. Er war ein Verehrer der Symphonien von Liszt und César-Auguste Franck. Dieser schrieb nur eine Symphonie, die auch äußerst zu selten aufgeführt wird (zuletzt am 16.11.2010 im Wiener Konzerthaus bei einer Benefizgala).

Camille Saint-Saëns, César Franck, Gabriel Fauré mit seinem Schüler Alexis Castillon und mit dem damals bekannten Pariser Sänger Romain Bussine sind die Mitbegründer der Französischen Schule (Societé Nationale de Musique Francaise). Man warf Saint-Saëns vor, ein Imitator, ein Kopierer anderen Komponisten zu sein. Trotz aller Kritik schuf er Außerordentliches. Über die Orgelsymphonie sagte er: „Ich habe hier alles gegeben. So etwas wie dieser Werk werde ich nie wieder schreiben“. Und in der Tat, die ‘‘Orgelsymphonie‘‘ ist ein gewaltiger, emotionsgeladener Musikklangbogen. Die Orgel meist im Hintergrund agierend, wird im letzten Satz aufbrausend und dominierend, jedoch immer dem Orchester „dienend“ und anpassend gibt sie der Symphonie von Saint-Saëns den Namen. Die Stimmungen wechseln zwischen gefühlvollem Adagio, fröhlichem Allegro, atemberaubenden Presto bis zu erhabenem, bombastischen Maestoso. Man fühlt in diesem meisterlichen Werk Weihnachten mit allen seinen Stationen. Das Publikum bejubelte frenetisch allen Künstler zu. Erfreut und beglückt, habe ich beide Werke als weihnachtliches Remedium gegen allgegenwertige ‘‘Jingle-Bells‘‘ und ‘‘White Christmas‘‘ ins Herz geschlossen.

*Zitat aus Hectors Berlioz ‘‘Rückkehr zum Leben‘‘.

Tipp 1: Ö1 überträgt das Konzert am 26.12. um 11.03 Uhr
Tipp 2: Die Schubertkirche im Lichtental pflegt die Schubertmessen: Näheres unter pfarrelichtental@aon.at
Tipp 3: Das Sommerprogramm von Grafenegg ist bereits erschienen. Dort werden die NÖ Tonkünstler einen wichtigen Teil des Programmes bestreiten. www.Grafenegg.at

Reinhard Hübl

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