Haarige Rasenmäher in den Auen
MARCHEGG/ORTH. Die Marchegger Konik-Stuten bekamen nun männliche Verstärkung: Drei Hengstfohlen wurden aus dem polnischen Nationalpark Roztoczanski an die March übersiedelt. Nach kurzer Eingewöhnungszeit auf einer abgegrenzten Koppel haben sich die Jungtiere problemlos in die bestehende Konik-Herde integriert. „Immer mehr Schutzgebiete setzen Pferde, Rinder, Schafe und Ziegen in der Landschaftspflege und für den Naturschutz ein. Die Tiere sind in der Haltung unproblematisch, kostengünstig und sie bearbeiten den Boden auf sanfte, naturschonende Art und Weise“, erklärt WWF-Projektleiter Gerhard Egger. Die Beweidung ist aber nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch für Besucher interessant.
Im WWF-Reservat Marchegg, Teil des Natura 2000-Gebiet March-Thaya-Auen, werden insgesamt 70 Hektar Auwiesen, Seggenrieder und Auwälder naturschonend beweidet. Neben den nunmehr neun Pferden grasen fünf Wasserbüffel und 15 Mutterkühe mit Nachwuchs auf dieser Fläche. Bereits nach einem Jahr sind auch hier schon die ersten Effekte sichtbar. Seltene Blumen und Kräuter nutzen die von den Pferden geschaffenen Lücken in den üppigen Wiesen.
Im Nationalpark Donau-Auen wurden in seinem 20-jährigen Bestehen bereits mehrere Beweidungs-Projekte umgesetzt. So gab es an einigen Standorten Versuche mit Rindern, gemischten Herden und einem wandernden Schafbestand. Zu den profitierenden Arten zählen unter anderem seltene Gräser und Orchideen sowie verschiedene Vögel, Käfer und die eleganten Gottesanbeterinnen. Aktuell grasen auf einer Koppel in Nachbarschaft des Schloss Eckartsau in Niederösterreich in Kooperation mit den Österreichischen Bundesforsten die genügsamen, robusten Schottischen Hochlandrinder und Ziegen eines Landwirtschaftsbetriebs aus Obersiebenbrunn.
Wilde Huftiere wie der Tarpan und der Auerochse prägten über Jahrtausende die Landschaft Mitteleuropas. Als ihre Nachfolger setzten dann Haustierrassen wie Pferde und Kühe die „Landschaftspflege mit Tritt und Biss“ fort. In den Ackerbaugebieten im warmen Osten Österreichs ist diese Tradition vielfach verloren gegangen. Mit innovativen Beweidungsprojekten knüpft man in Schutzgebieten nun wieder an altes Wissen an.
Beweidung ist eine praktische Alternative zur Mahd. So können auch in schwierigem Gelände, wie auf feuchten oder nassen Auwiesen oder auf ertragsarmen Trockenstandorten, wertvolle offene Flächen bewahrt werden. Denn in Au-, und Steppengebieten wäre die konventionelle Pflege großräumig viel zu teuer. Wertvolle Wiesen und Rasen würden dann verbuschen und als Lebensraum für seltene Arten verloren gehen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.