Ökologische Sensation
Kein Jägerlatein: Murmeltier in den Weinbergen

Grüßt aus einer Marderfalle: das Weinviertler Murmeltier, gefangen ... | Foto: Gerhard Münzker
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Ihr natürlicher Lebensraum ist hochalpin. Hunderte Kilometer entfernt. Zuletzt wurden Exemplare im Weinviertel beobachtet.

WEINVIERTEL. Die Männchen nennt man Bären, die Weibchen Katzen, die Jungen Affen.

Wer zuletzt beim Spazierengehen in den Weinviertler Weinbergen die charakteristischen Warnpfiffe von Murmeltieren gehört zu haben glaubte, der könnte Recht gehabt haben: Seit einem Jahr wurde in den Marchfeldrandhügeln von Jägern immer wieder ein Murmeltier gesichtet. Hunderte Kilometer von und jedenfalls 1000 Höhenmeter unterhalb ihres natürlichen Lebensraums!

In Spannberg haben sie eins in einer Marderfalle gefangen, erzählt Jagdleiter Hans Münzker. Sie haben es dann wieder freigelassen, einige Tage später geriet es den Ollersdorfern in die Falle. Dann in Mannersdorf, zuletzt hat er es zwischen Mannersdorf und Stillfried gesichtet, erzählt Herbert Tuchny, Jagdaufseher in Mannersdorf.

Ganz eindeutig ein Alpenmurmeltier, bestätigt Fredy Frey-Roos, Alpinwildbiologe an der Universität für Bodenkultur. Maximal zwei Jahre alt und in erstaunlich gutem Zustand. Dass die Hochalpinbewohner absichtlich in den Osten Österreichs gewandert sein könnten, kann er ausschließen: "Es ist schon vorgekommen, dass Murmel – ähnlich wie Marder – in Pkw-Motorräume von Bergwanderern krochen und dann versehentlich mitgenommen wurden, es gab Fälle, wo sie mit Holztransporten verfrachtet wurden, aber mit Absicht kommen sie sicher nicht in unsere Breiten." Zumal sie sich wegen der viel zu hohen Temperaturen bei uns alles andere als wohl fühlen. Am schlimmsten sei für sie hier der Parasitenbefall, vor allem den Zecken sind sie hilflos ausgeliefert. In ihren Stammhabitaten oberhalb von 1.000 Metern gab es noch vor 20 Jahren gar keine Zecken, mittlerweile wurden zwar klimawandelbedingt auch dort schon welche beobachtet, aber in der Gruppe beißen sich die Tiere in den Alpen die vergleichsweise wenigen Parasiten gegenseitig heraus.

Woher die putzigen Alpinbewohner kamen, bleibt somit ein Rätsel. Gerüchtehalber seien sie aus dem Landschaftspark bei Schloss Nexing ausgebüchst, erzählen die Jäger übereinstimmend. "Ich weiß davon gar nichts", erklärt Martin Urani, der jetzige Pächter und Inhaber des bekannten Nexinger Fischrestaurants. "Das könnte höchstens beim Vorbesitzer passiert sein, aber das ist schon zwanzig Jahre her." 

Die Frage, was man mit einem gefangenen Murmel am besten tun sollte, ist laut Frey-Roos gar nicht so einfach zu beantworten. Er persönlich ist dagegen, Wildtiere in Zoos oder Käfige zu sperren. Sie bei vorhandenen Kolonien anzusiedeln geht gar nicht: "Murmeltiere würden einen Neueindringling gnadenlos bekämpfen. Man könnte sie allenfalls in einem Wildgehege halten, mit wirksamen Vorkehrungen gegen den Zeckenbefall." Er als Wildbiologe würde sie aber einfach freilassen und der Natur ihren Lauf lassen: Irgendwann würde das Tier dann wahrscheinlich von einem Fuchs erbeutet werden...

Links

Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft
NÖ Landesjagdverband
Wikipedia: Murmeltiere, Alpenmurmeltiere

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