Mit dem Zug nach Wien - aber wie?
Einkaufen gehen, schnell mit dem Zug nach Wien. Für Rollstuhlfahrer ein Spießrutenlauf.
¶BEZIRK. Behindert sein, heißt oft behindert werden. Und zwar beim Betreten von Gebäuden, Einkaufsmöglichkeiten, Verkehrsmitteln - kurz: am öffentlichen Leben.
Laut niederösterreichischer Bautechnikverordnung müssen alle öffentlichen Gebäude mit Parteienverkehr barrierefrei sein. Kindergärten, Schulen und öffentliche Bildungseinrichtungen müssen für die darin betreuten Menschen gerecht gebaut werden. Sollte der Erziehungsberechtigte in seiner Mobilität eingeschränkt sein, so muss darauf beim Bau eines Kindergartens oder einer Schule keine Rücksicht genommen werden. Als positives Beispiel eines barrierefreies Amtes darf die Bezirkshauptmannschaft hervorgehoben werden. Obwohl es sich um ein altes Gebäude handelt, gibt es einen barrierefreien Zugang. Die Türen sind breit und der Türöffner in Sitzhöhe – leider ist das keine Selbstverständlichkeit.
Die Gemeindeämter von Gänserndorf und Deutsch-Wagram sind ebenerdig beziehungsweise über eine Rampe erreichbar und verfügen über einen Lift.
Bahnhöfe
Weniger rosig sieht die Situation auf Gänserndorfs Bahnhöfen aus. Das frisch renovierte denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude in Deutsch-Wagram verfügt über keine Rampe. Rollstuhlfahrer müssen draußen warten. Und zwar auf Hilfe, die sie zum Erreichen des Bahnsteiges benötigen. Die Treppen der Fußgängerunterführung sind ein unüberwindbares Hindernis.
Das selbe Problem stellt sich auch am Gänserndorfer Bahnhof. Hier wird mittels Beschilderung dem gehbehinderten Fahrgast mittgeteilt, dass er sich Hilfe beim Informationsschalter holen kann.
Spatenstich
Nun ist auch die ÖBB auf die unhaltbaren Zustände aufmerksam geworden. Noch im April wird mit den Umbauarbeiten der Gänserndorfer Anlage begonnen. Drei Lifte und die Adaptierung der Toilettenanlagen sollen den Bahnhof behindertenfreundlicher gestalten.
2013 wird die Deutsch-Wagramer Anlage um zwei Lifte bereichert. Nach Vollendung der Bautätigkeit videoüberwacht. Der Strasshofer Bahnhof befindet sich bereits seit vergangenem Jahr im Umbruch. Die neuen Bahnsteige werden nicht nur barrierefrei zugänglich sein, sondern auch mit einem Blindenleitsystem ausgestattet sein.
ÖBB, Land und zum Teil auch die Gemeinden investieren insgesamt 36,1 Millionen Euro um die drei Bahnhöfe behindertengerechter und sicherer zu gestalten. Karina Seidl
Zur Sache: Das NÖ Bildungs und Heimatwerk bietet Lehrgänge zum Thema Barrierefreiheit an. Der nächste beginnt am 12. September. Ermöglicht wird eine Kompetenzerweiterung und Überblick über die Bandbreite rund um Barrierefreiheit, Kontakte zu Experten, besseres Verständnis für die verschiedenen Beeinträchtigungen, positive Öffentlichkeitsarbeit und eine Erweiterung des Kundenkreises.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.