Mölzer: Handwerk wieder in den Vordergrund schieben
Es werden zu wenige Lehrlinge ausgebildet, obwohl die Nachfrage da ist.
GÄNSERNDORF. Die Innungsmeisterin der niederösterreichischen Mode und Bekleidungstechnik sowie Bundesinnungsmeisterin in der Wirtschaftskammer Österreich Annemarie Mölzer aus Gänsenrdorf meldet sich via NÖ Wirtschaftspressedienst zu Wort: Obwohl in den letzten Jahren der Bedarf an Maßanfertigungen deutlich gestiegen ist, sucht die heimische Mode- und Bekleidungsbranche nach geeignetem Nachwuchs mit nur mäßigem Erfolg. Derzeit gibt es in Niederösterreich 915 aktive Betriebe, die 1.554 Mitarbeiter beschäftigen und zwölf Lehrlinge ausbilden. „Viel zu wenig“, warnt Annemarie Mölzer.
Goldenes Handwerk
„Erschwerend gut ausgebildete Nachwuchskräfte zu finden, wirkt sich aus, dass der Beruf des Kleidermachens in den Schulen nicht oder kaum vorgestellt wird. Etwas zu entwerfen oder zu designen, ist nur der halbe Weg zu einem fertigen Kleidungsstück“, meint Mölzer. Man müsse das Handwerk wieder in den Vordergrund rücken, sagt sie. „Denn die exakte Fertigung ist im Grunde das A und O. Es dient niemandem, wenn ein Kleidungsstück zwar gut aussieht, aber seinen Zweck nicht erfüllt oder ihm der Tragekomfort fehlt.“ Die Innungsmeisterin bekennt sich als Verfechterin des reglementierten Gewerbes. „Es ist ungemein wichtig, dieses zu erhalten, da die schulische Ausbildung in diesem kreativen Beruf nur der Anfang sein kann.“
Einzelstücke
Das Fertigen von Unikaten in der Maßmode erlebe eine Renaissance und werde von den Kunden hoch geschätzt, sagt Mölzer. „Dieser Trend wird sich fortsetzen, davon bin ich überzeugt. Unsere Branche bemerkt eindeutig, dass Massenware aus Fernost für viele Leute, die auf Qualität wert legen, auf die Dauer keine Alternative ist.“ Es gäbe Berufe, wo Kleidung nach wie vor ein großes Thema und Individualität gefragt seien. Das Problem der Branche liege eher in der Beschaffung der notwendigen Stoffe und des Zubehörs, wie etwa Einlagen, Knöpfe, Borten und Bänder. Weil immer mehr im Internet angeboten wird und weil es in Österreich immer weniger Zubehörhändler gibt.
Preisgekrönte Nachfrage
Annemarie Mölzer möchte in Zukunft außerdem die Öffentlichkeitsarbeit intensivieren. „Öffentlichkeitsarbeit ist in gerade in unserer Branche eine wichtige Säule, um wahrgenommen zu werden. Kürzlich hat Österreich in Göteborg bei den EuroSkills Bronze in Fashion-Technologie gewonnen. Unsere Kollegen sind sehr engagiert, wenn es um die Teilnahme an Bundeswettbewerben, Kongressen und Modeschauen geht. Diese Tatsache müssen wir in Zukunft medial einfach besser verkaufen.“ Heimische Mode sei viel mehr gefragt, als man gemeiniglich einnehmen würde.
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