Aus Eckartsau: historischer Blick in die Zukunft
Unter dem Thema „1918 – 1938 - 2018: Dawn of an Authoritarian Century?“ sprachen rund 60 internationale Historiker über aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklungen. „Es ist wichtig, dass Geschichte und deren Aufarbeitung in einen Diskurs kommen“, sagte der gebürtige Niederösterreich (Bezirk Horn) Florian Kührer-Wielach. Das Spezialgebiet des Direktors des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der Ludwig-Maximilians-Universität in München ist die politische Lage in Rumänien. Geschichte sei ein Hilfsmittel, um gegenwärtige Ereignisse besser deuten zu können, so Kührer: „Aus ihr kann man viele Parallelen zur Gegenwart ziehen.“
Alt-Bundespräsident Heinz Fischer warnte vor aktuellen Entwicklungen: „Demokratie ist nicht unzerstörbar. Es braucht Demokraten. Demokrat zu sein, ist nicht einfach.“ Fischer betonte, dass es wichtig sei, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen. „Natürlich hatten die letzten 100 Jahre einen Einfluss auf die Gegenwart, man darf aber nicht vergessen die Gegenwart hat auch Einfluss auf die nächsten 100 Jahre.“ Trotz der aktuellen Herausforderungen blickt Fischer durchwegs positiv in die Zukunft. „Ich bin überzeugt, dass wir nicht vor dem Beginn eines autoritären Zeitalters stehen.“ Der Wiener Universitätsprofessor und Co-Organisator der Veranstaltung Oliver Rathkolb sieht in der Betrachtung der negativen Vergangenheit die Chance den Weg für ein „positives europäisches Zukunftskonzept“ bereiten zu können.
Atmosphärisch war die Tagung im Schloss Eckartsau ein voller Erfolg – meinten die anwesenden internationalen Historiker: "Viele Konferenzen werden im städtischen Raum abgehalten, dort fällt es bei all den Ablenkungsmöglichkeiten schwerer, sich auf die Tagungs-Inhalte zu konzentrieren", meinte István Kollai von der Corvinus Universität in Budapest.. „Fantastisch, beeindruckend, wundervoll, fabelhaft“, hieß es von anderen Teilnehmern über die gelungene Veranstaltung. Die Frage, warum die internationale Tagung im Schloss Eckartsau stattfand, war für Oliver Rathkolb leicht zu beantworten: „Wir wollten eine besondere Klausursituation schaffen. Im Schloss, das natürlich mit dieser starken historischen Aura beeindruckt, gab es diese Möglichkeit.“ Vor 100 Jahren verbrachte hier Kaiser Karl I seine letzten Tage vor dem Gang ins Exil. Und auch Österreichs Thronfolger Franz Ferdinand, dessen Ermordung 1914 in Sarajevo Mitauslöser des 1. Weltkrieges war, lebte und jagte im Barock-Schloss.
Tobias Kurakin absolviert eine Journalismusausbildung an der Katholischen Medien Akademie (KMA). Im Rahmen der Ausbildung an der KMA wurde von der Konferenz berichtet. Die Reise- und Aufenthaltskosten wurden von den Österreichischen Bundesforsten übernommen.
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