Probstdorfer Pfarre nimmt Flüchtlinge auf
PROBSTDORF. "Wie viele Flüchtlinge kommen?", "Wo kaufen sie ein?", "Wer kommt für Schäden auf?" "Wie vermittelt man ihnen unsere Werte?" Diese und andere Fragen wurden in der Probstdorfer Kirche beantwortet. Pfarrer Helmut Schüller und sein Team der Flüchtlingshilfe baten zum Infoabend. 30 Asylwerber werden in Containern auf dem Pfarrgarten untergebracht, für mehr Platz wird das baufällige alte Pfarrheim geschleift: "Die Pfarre Probstdorf hat 2500 Einwohner, damit sind wir bei einer Quote von 1,5 Prozent", so Schüller. Die Caritas organisiert die Infrastruktur, die Kosten übernimmt der Bund. "Die Unterkünfte sind schnell aufgebaut. Zwei Personen steht ein 30-Quadratmeter-Zimmer zur Verfügung und es gibt eine Gemeinschaftsküche", erklärt Michael Berger, Regionalkoordinator der Caritas, "die Menschen sollen selbst einkaufen und kochen, damit eine Tagesstruktur entsteht und kein Unfrieden herrscht." Von Montag bis Freitag sind Betreuungsteams vor Ort, die ersten Flüchtlinge werden Ende November erwartet.
Beschäftigung gegen Langeweile
"Es ist ganz wichtig, diese Menschen aktiv sein zu lassen, da sie am Arbeitsmarkt nicht zugelassen sind. Ob mit Gartenarbeit oder Ausflügen ist egal, aber man kann sie anfangs nicht sich selbst überlassen. Dafür brauchen wir die Hilfe der Bewohner", appelliert Berger an die Hilfsbereitschaft der Probstdorfer. Deutschkurse, Einkaufsfahrten oder Begleitung im Alltag, um die Integration zu erleichtern, seien wichtige Säulen im Zusammenleben mit den neuen Ortsbewohnern. Die Caritas unterstützt dabei.
Der Angst mit Hilfe begegnen
"Ich war selbst ganz erstaunt, wie ähnlich uns die Syrer oder Afghanen sind", erzählt Polizeiärztin Maria Tödling, die seit Jahren mit Flüchtlingen zu tun hat, "auch die Vorurteile, diese Menschen schleppen Krankheiten und Seuchen ein, stimmen einfach nicht. Wir haben es hauptsächlich mit Erkältungskrankheiten zu tun und arbeiten ohne Mundschutz." Außerdem werde der Impfstatus erhoben und bei Bedarf nachgeimpft: "Bei den Syrern ist das nicht notwendig. Die sind genauso durchgeimpft wie wir", ergänzt Tödling.
Der Angst vor den Fremden und ihrer Kultur könne nur durch gegenseitiges Lernen begegnet werden, so Berger: "Es gibt immer welche, die sich blöd aufführen, das ist bei uns nicht anders; darum ist auch der erste Kontakt extrem wichtig - und Menschen, die sich um die Flüchtlinge kümmern."
Daten und Fakten
Weltweit sind zurzeit 60 Millionen Menschen auf der Flucht, zehn Millionen kommen aus Syrien. In Österreich werden Asylwerber für die Dauer des Asylverfahrens in Grundversorgungsquartieren, wie jenes in Probstdorf, für durchschnittlich drei bis sechs Monate aufgenommen. Danach müssen sie die Quartiere verlassen und anderen Asylwerbern den Platz freimachen. Jeder Asylwerber bekommt täglich 5,50 Euro zur Selbstversorgung, d. h. für Lebensmittel, Fahrtkosten und Freizeitgestaltung, jährlich 150 Euro für Kleidung und bei schulpflichtigen Kindern jährlich 200 Euro für den Schulbedarf. Die Kosten übernehmen Bund und Land.
Spenden: "Flüchtlingshilfe Probstdorf", Raika Orth, IBAN: AT 17 3261 4002 0030 0640; Infos und Anmeldung zur Mitarbeit: www.probstdorf.at/pfarre
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