Übereinkommen

Land pachtet Gailtaler Almen auf italienischem Gebiet

Friaul-Julisch-Venetien willigt ein, auf offene Forderungen gegenüber den Gailtaler Almgemeinschaften zu verzichten. Auf Absichtserklärung fehlt nur noch die Unterschrift aus Italien.

GAILTAL. Nach dem Ersten Weltkrieg zog der Friedensvertrag von Saint-Germain die Grenzen innerhalb Europas neu. Das Kanaltal etwa wurde Italien zugesprochen. Die neue Grenzziehung wirkte sich auch auf sechs Gailtaler Almen aus, die seither teilweise auf italienischem Boden liegen, aber von Kärntner Almbauern bewirtschaftet werden. Konkret handelt es sich dabei um die Feistritzer, Treßdorfer, Egger, Achomitzer, Poludniger und Göriacher Alm.

Nutzung der Überlandflächen

Die Nutzung der Überlandflächen, die teilweise durch sehr teure Pachtverträge geregelt ist, führte bisher jedoch stets zu Konflikten. Im vergangenen Herbst gelang Landesrat Martin Gruber in seiner Funktion als Agrarreferent (ÖVP) der Durchbruch bei Verhandlungen.

Absichtserklärung unterschrieben

Friaul-Julisch-Venetien willigt ein, auf alle noch offenen finanziellen Forderungen gegenüber den Gailtaler Almgemeinschaften zu verzichten, teilt das Land Kärnten in einer Aussendung mit. Das Land wird die betroffenen Almen nun von Friaul pachten und diese den Gailtaler Almgemeinschaften kostenlos zur Bewirtschaftung zur Verfügung stellen. All das ist in einer von Friaul ausgearbeiteten und mit Rom abgestimmten Absichtserklärung – einem „Memorandum of understanding“ – festgehalten. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) und Landesrat Gruber unterzeichneten diese in der gestrigen Regierungssitzung.

Rechtssicherheit für Almgemeinschaften

„Aufgrund der Corona-Krise haben sich die Verhandlungen mit Rom etwas verzögert. Aber wir arbeiten alle intensiv daran, dass auch Italien die Vereinbarung bis zum Start der Almsaison unterzeichnet und damit endlich Rechtssicherheit für die Gailtaler Almgemeinschaften besteht“, betont Gruber.

Die Grenze überschreiten

Rechtssicherheit für die heurige Saison ist aber nicht nur für jene sechs Almen im Gailtal von enormer Bedeutung, sondern auch für weitere in grenznahen Gebieten. Dort haben die Bauern aufgrund der derzeitigen Grenzschließungen Schwierigkeiten, ihr Vieh zu betreuen oder Reparaturarbeiten, etwa an Zäunen, durchzuführen. Neben den genannten Almen geht es um drei weitere Almen im Grenzgebiet zu Italien (Straniger, Görtschacher und Vorderberger Alm) sowie zwei Almen, die an Slowenien grenzen (Brekova und Techma Alm). Betroffen ist auch eine italienische Alm (Uggowitzer Alm).
„Das Innenministerium arbeitet bereits an einer entsprechenden Verordnung, die von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gelten soll. Diese sieht vor, dass pro Almgemeinschaft maximal acht Personen, wie zum Beispiel Hirten, Auftreiber oder die Almobleute, die Grenze auf ihrem Gebiet überschreiten dürfen“, erklärt Gruber. Er hofft, dass diese Erleichterung für die Almbauern schon in den nächsten Tagen umgesetzt wird.