Herdenschutz
Tierische Leibwächter für die Schafherde

Verlässliche Beschützer auf vier Pfoten: Leopold Feichtinger mit "Basca "und "Camarda" | Foto: RMK/Zirknitzer
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  • Verlässliche Beschützer auf vier Pfoten: Leopold Feichtinger mit "Basca "und "Camarda"
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Biolandwirt Leopold Feichtinger setzt auf Herdenschutz durch traditionelle Hirtenhunde.

KRASS/RADNIG. Seit fast einem Jahr gehören „Basca“ und „Camarda“ zum Hof der Feichtingers in Kraß bei Radnig. Die beiden Maremmen-Abruzzen-Schäferhunde hat Leopold Feichtinger gekauft, um damit seine Schafherde besser vor Beutegreifern schützen zu können. Im Interview spricht er über seine Beweggründe.

Woche Gailtal: Was hat Sie dazu bewogen beim Thema Herdenschutz diesen Weg zu gehen?
Leopold Feichtinger: In den letzten vier Jahren hat es in unserer Region regelmäßig Wolfsrisse gegeben. Es war vorhersehbar, dass der Wolf zurückkommt. Herdenschutz mit guten Hunden sehe ich als eine effiziente Möglichkeit um mit dieser neuen Herausforderung umzugehen und auch die Almwirtschaft weiterführen zu können, daher habe ich mir im Jänner dieses Jahres die beiden Hunde geholt.

Wie sind Sie zu „Basca“ und „Camarda“ gekommen?
Sie stammen aus Italien. Diese Rasse gibt es schon seit vielen hundert Jahren, weil die Italiener nie aufgehört haben ihre Herden mit Hunden zu beschützen.. Ich habe sie über Kollegen in Italien bezogen. Basca ist eineinhalb Jahre alt und stammt aus den Bergen nördlich von Verona. Camarda wird im Oktober drei Jahre alt und ist aus den Abruzzen.

Was ist so besonders an Herdenschutzhunden und wodurch unterscheiden sie sich von Hütehunden, wie den Border Collies?
Herdenschutzhunde brauchen bis zur selbsständigen Einsatzfähigkeit rund zwei Jahre. Sie werden „sozialisiert“, das heißt, sie lernen mit vielfältigen fremden Reizen umzugehen. Sie erfahren keine klassische Ausbildung wie andere Hunde, sondern lernen von ihren „Altvorderen“, ihren Eltern. Man kann sagen, diese Hunde funktionieren „selbständig“, weil sie eigenständig entscheiden, wie sie ihre Herde beschützen.

Der Einsatz von Herdenschutzhunden in touristischen Regionen, auf Almen ist mitunter umstritten, da Angriffe auf Wanderer und andere Hunde vorkommen können, hört man.
Dass diese Hunde den Menschen gefährlich werden können, wird meiner Meinung nach von jenen behauptet, die nicht mit Weidetieren arbeiten und keine Ahnung von Herdenschutz und Herdenschutzhunden haben. Herdenschutzhunde können klar zwischen Freund und Feind unterscheiden.

Woher kommt das negative Image?
Weil diese Hunde früher in Europa traditionell eingesetzt wurden um Viehdiebe abzuwenden. Sie waren darauf trainiert fremde Menschen als „Eindringling und Feind“ zu erkennen und haben sich dementsprechend verhalten. Hunde aus solchen Linien setzen wir nicht ein. Meine Maremmen-Abruzzen-Herdenschutzhunde sind freundliche, soziale Wesen. Diese Hunde sprechen eine andere Sprache als andere Hunde. Meine Herde ist seit der Anwesenheit von Basca und Camarda ruhiger, entspannter. Ich habe heuer zehn Leihschafe vom Stiegerhof bei mir, die vorher noch nie mit Hunden Kontakt hatten, und es gab nie Probleme.

Wieviel kosten Herdenschutzhunde?
Pro Hund muss man mit rund 2000 Euro rechnen, aber das kostet jeder andere Rassehund auch. Es lohnt sich. Der Wolf ist ein territoriales Tier und kommuniziert über Duftstoffe. Kommt ein Wolf in das Territorium eines (Herdenschutz)Hundes, weiß er, er überschreitet eine Reviergrenze. Das ist die erste Abschreckung. Die Anwesenheit der Hunde in Kombination mit einem Elektrozaun mit 9000 Volt und 1,20 Meter hoch ist ein guter Schutz.

Finanzielle Unterstützung für Herdenschutzmaßnahmen: gab es die?
In Kärnten leider nicht. Solange es keine Förderung für Herdenschutzhunde oder Herdenschutzmaßnahmen gibt, ist so etwas für Landwirte wenig attraktiv. Und mit Herdenschutz geht auch ein hoher Arbeits- und Zeitaufwand einher. In anderen Ländern wie Frankreich und Deutschland gibt es zum Beispiel 100 Prozent Aufwandsentschädigungen. Schafsrisse werden bei uns finanziell abgegolten, aber da steckt auch der Wurm drin. Für ein gerissenes Schaf bekomme ich den Fleischpreis von 250 Euro ersetzt. Ein Milchschaf ist wesentlich mehr wert. Es wird mir aber nicht ersetzt und ich kann mir um 250 Euro in der Weide-Hochsaison auch kein laktierendes Schaf kaufen, weil zu der Zeit kein Züchter eines hergibt.

Viel Zeit und viel Geld für Herdenschutz: warum machen Sie es trotzdem?
Für mich als Schafbauer wäre es sicher leichter, wenn es keinen Wolf gibt. Ich kann aber schauen, dass ich meine Arbeitsweise so anpasse, dass ich mit dem Wolf koexistiere. Traurig macht mich, dass ich für das, was ich mache, angefeindet werde. Viele denken, weil ich Herdenschutz mache, bin ich ein Wolfsbefürworter. Ich sehe das Thema Wolf realistisch. Er ist nun mal da und wir müssen mit ihm leben. Dass ich dastehe und nicht auf den Markt fahren kann, weil meine Tiere gerissen worden sind, ist keine Option für mich. Wenn ich vermeiden kann, dass sie nicht gerissen werden, habe ich schon viel erreicht. Meine Hunde beschützen die Herde ja nicht nur in den Sommermonaten, sondern auch das restliche Jahr über. Wölfe streifen das ganze Jahr umher.

Gehen Sie mit ihren Erfahrungen zum Thema Herdenschutz auch in die Öffentlichkeit?
Ich nehme gemeinsam mit meinem Kollegen Robert Herzog aus Podlanig Teil an einem EU-LIFE Projekt (www.liefstockprotect.info). Auf unseren Höfen finden regelmäßig Kurse für interessierte WeidetierhalterInnen statt, wo Zaunbau mit dem Fokus Abwehr von großen Beutegreifen (Bär, Wolf Luchs, Goldschakal) demonstriert und gemeinsam praktiziert wird und wo man auch das Wesen und die Arbeitsweise dieser speziellen Hunde kennen lernen kann.

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