Politik
Das Ende der „Grünen“ in Hermagor

Marion und Viktor Mitsche prägten 18 Jahre lang die „Grün-Politik“ im Gemeinderat der Stadtgemeinde Hermagor-Pressegger See. | Foto: Hans Jost
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Mit Viktor Mitsche und Tochter Marion waren die „Grünen“ 18 Jahre lang in der Stadtpolitik von Hermagor vertreten.

HERMAGOR. „Wir haben das kritische Hinterfragen in der Hermagorer Stadtpolitik salonfähig gemacht und bei unseren Hinterfragungen niemals ein Blatt vor den Mund genommen“, erinnern sich Viktor und Marion Mitsche im Gespräch mit der Gailtaler WOCHE anlässlich ihres Ausscheidens aus der Kommunalpolitik.

Die Pionier-Jahre

Im Jahr 2000, im Alter von knapp 50 Jahren, sah sich der einstige Hermagorer Zollwachebeamte und spätere Polizist Viktor Mitsche zufolge diverser unschöner Vorkommnisse im Rahmen seiner Dienstausübung am Grenzübergang Thörl-Maglern auf Anregung seines damaligen Kollegen und Skispringers Franz Wiegele veranlasst, gewerkschaftlich eigenständig und aktiv zu werden. Sein klar erklärtes Ziel war von Anfang an der Kampf um mehr Zufriedenheit für Exekutivbeamte am Arbeitsplatz. Kurzerhand sprach er diesbezüglich zahlreiche Kollegen in Kärnten und in der Steiermark an und warb engagiert um entsprechende Unterstützungserklärungen.
Schlussendlich kam es zur Gründung der „Grünen und Unabhängigen Gewerkschaft“ (GUG). Heute zeigt sich Mitsche mit diesem gelungenen historischen Schritt zufrieden: „Somit konnten wir künftig bei Personalentscheidungen auf eine moralisch saubere und stimmige Vorgangsweise hinwirken. Für uns zählte immer der Mensch und die Bedingungen, unter denen er arbeitet.“

Starker Rückhalt

Der heutige österreichische Bundespräsident Alexander van der Bellen war zu dieser Zeit Bundessprecher der österreichischen Grün-Bewegung und ließ mit seinen neuen Formulierungen der Schwerpunkt-Themen beim Bundeskongress 2001 unter anderem mit folgendem Ausspruch aufhorchen: „Um ein guter Politiker zu sein, muss man Geduld haben und Nerven behalten, den richtigen Zeitpunkt abwarten und diesen dann auch intuitiv einschätzen können.“

Grün-Start in Hermagor

Motiviert durch Erfolge in der Gewerkschaft konkretisierte sich bei Mitsche die Überlegung, grüne Wertvorstellungen auch in der Stadtpolitik seiner Heimatstadt zu etablieren. Gemeinsam mit Tochter Marion, damals Studentin in Graz und bereits in Kontakt mit der Grün-Bewegung in Klagenfurt, entwickelte sich die Umsetzung in Hermagor besser als gedacht, so dass es vor der anstehenden Gemeinderatswahl 2003 locker gelang, die erforderlichen Unterstützungserklärungen, auch gepusht von den Landes-Grünen, zu erreichen. Viktor Mitsche: „Die Podiumsdiskussion kurz vor der Wahl war für mich eine große Herausforderung, allzumal ich dabei erstmals mit etablierten Stadtpolitikern gemeinsam auf der Bühne und im Fokus stand."
Mit Schmunzeln erinnert sich Mitsche als Neo-Grüner an die erste Gemeinderatssitzung: „Ich habe mich als Neuling Punkt für Punkt an die Kärntner Allgemeine Gemeindeordnung gehalten und bin damit gleich als kritischer Neugieriger aufgefallen. Offensichtlich hat es vor 2003 in der Gemeindestube niemanden aus der Oppositionsecke gegeben, der das Regelwerk ausgiebig genutzt hatte, um die Kontrollfunktion einer kleinen Partei effektiv ausüben zu können.“

Tochter Marion übernahm

Nach Ende der ersten Gemeinderatsperiode sah Mitsche im Jahr 2009 die Zeit gekommen, das Grün-Mandat an Tochter Marion (1978 geboren) zu übergeben, die inzwischen nach Abschluss ihres Psychologie-Studiums den Berufseinstieg geschafft hatte und auch intensiv in der Kärntner Grün-Bewegung tätig war. 2015 wurde sie als Nachfolgerin von Frank Frey zur neuen Landessprecherin der Kärntner Grünen gewählt. Im Hermagorer Gemeinderat konnte sie durch ihre Fachkenntnisse und ihre schon bald legendär gewordenen Fragestunden das bereits von Vater Viktor initiierte veränderte politische Arbeiten in der Stadtregierung engagiert fortsetzen und ausbauen.
Marion Mitsche erinnert sich: „Mit unseren Fragen und Anträgen wurde das politische Miteinander transparenter und korrekter. Insbesondere die laufenden Budget-Entwicklungen haben uns von Anfang an sehr interessiert.“
Im Juli 2017 trat Marion Mitsche auf Landesebene nach diversen Zerwürfnissen überraschend zurück. Als Folge dieser Abspaltung agierte sie ab diesem Zeitpunkt bis zur Gemeinderatswahl 2021 in der Hermagorer Stadtpolitik unter dem Kürzel F.A.I.R (Für alle interessierten Reformer).

Die Zukunft

Im Rückblick sehen Viktor und Tochter Marion Mitsche ihre „grüne“ politische Arbeit in Hermagor überaus positiv: „Nach 18 Jahren wurden viele anfänglich belächelten Grün-Themen durch unsere Hartnäckigkeit von den meisten politischen Parteien als für unsere Menschen und für unsere Umwelt wichtig erkannt und akzeptiert. Wir haben gerne dafür gekämpft.“
Auf die Frage nach dem Grund des Endes der grünen Mitsche-Arbeit antwortet Marion: „Für mich haben sich durch die Familien-Grüädung die Prioritäten verändert.“ Vater Viktor meint: „Was zu tun war, ist getan. Ich appelliere an den neuen Gemeinderat, das Miteinander und das offene Reden auf Augenhöhe gewissenhaft zu pflegen: Wir sind doch alle Menschen.“

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