Gegen die Abwanderung

Leidenschaft führt zum Erfolg

Der Förolacher Jungunternehmer Johannes Binter betreibt seit fünf Jahren ein Lohnschnitt-Sägewerk in Görtschach.

GÖRTSCHACH. „Ein leidenschaftlicher Holzwurm war ich schon von Kindheit an“, schmunzelt der 28-jährige Sägewerker beim Gespräch mit der Gailtaler Woche, während er auf seiner Blockbandsäge den nächsten massiven Rundholz-Stamm zum Einschnitt vorbereitet. „Wenn man im landwirtschaftlichen Umfeld, also mit der Natur in der Natur, aufwächst, wie es bei mir der Fall war, entwickelt sich klarerweise ein wertvolles logisches und praxisbezogenes Denken, speziell im Umgang mit dem heimischen Rohstoff Holz.“

Werdegang

Nach seiner Schulzeit an der HTL Villach/Holztechnik absolvierte der technik-interessierte Bauernsohn bei VW Patterer in Hermagor die vierjährige Lehre zum Kfz-Techniker, Schwerpunkt Systemelektrik, bevor er Anfang 2018 den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. Johannes erzählt: „Schon im Vorfeld dieser Entscheidung hat sich die Möglichkeit abgezeichnet, das Gelände der ehemaligen „Erschnig-Säge“ unweit des Bahnhofes Görtschach-Förolach zu pachten, und die dortige horizontale Blockband-Anlage vom Vorbesitzer zu erwerben. Stämme bis etwa 80 Zentimeter Durchmesser und bis zu einer Länge von neun Metern kann ich damit problemlos bearbeiten, auch wenn die Arbeitsschritte weitestgehend elektromechanisch und mit manueller Unterstützung ablaufen. Aber es funktioniert auch ohne komplizierte Elektronik perfekt.“ Ursprünglich hat Eigentümer Peter Erschnig bis zum Jahre 2002 das traditionelle Langzeit-Sägewerk selbst beziehungsweise gemeinsam mit seinem Vater selbst betrieben.

Produkte

Binters Kunden sind weitestgehend Landwirte und Waldbesitzer aus der Region, die Holzbau-Produkte für irgendein aktuelles Projekt brauchen. Die Produkt-Palette und die Dimensionen reichen daher von Kanthölzern über Latten und Bretter in den hauptsächlichen Holz-Arten Fichte und Lärche, bis hin zu Hartholz-Pfosten in Eiche, Esche oder Buche für Tischlerei-Zwecke. „Die Abwicklung der Aufträge wird von mir mit den Kunden auf Basis konkreter Holzlisten direkt und individuell vereinbart. Ebenso die Termin-Möglichkeiten. Holz ist erfreulicherweise ein toller Werkstoff, bei dem es praktisch keinerlei Rest-Materialien gibt, die ungenutzt entsorgt werden müssen. Wenn es erforderlich ist, kann ich mich immer wieder auf die wertvolle Mithilfe meines Vaters verlassen, wofür ich sehr dankbar bin.“

Wertvolle Entscheidung

Wie wertvoll Binters Entscheidung zum Weiterbetrieb eines bestehenden Sägewerkes für die Region ist, zeigt sich ganz klar vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung. In Kärnten herrscht nach wie vor eine massive Binnenwanderung in die Zentralräume. Laut Statistik Austria hat der Bezirk Hermagor aktuell 18.051 Einwohner. Das ist eine Abnahme von über 2.000 Einwohnern seit 1991 (minus 10 Prozent). Tendenz steigend, da die Geburtenrate sinkt und viele Junge aus beruflichen Gründen abwandern. Diesem Trend kann nur durch die Schaffung von Arbeitsplätzen und optimalen In-#%frastrukturen für Familien wirksam und nachhaltig begegnet werden.