Erntezeit anno dazumal
Während heutzutage die Felder mit Mähdreschern bearbeitet werden, die gleich mehrere Arbeitsgänge auf einmal erledigen, sah es noch vor wenigen Jahrzehnten deutlich anders aus.
Noch im Jahre 1925 beschreibt ein Chronist die Feldarbeit des Mähens sehr detailreich so, dass beim Schnitt hinter jedem "Mahder" eine "Aufheberin" das abgeschnittene Korn aufnehme und es entweder in so genannten "Häufeln" auslege oder zu Bändern, die ein "Bandlmacher", meist ein Kind, aus dem abgeschnittenen Korn drehe. Man binde diese anschließend zu "Besseln", von welchen zehn zu einem „Hutmandel“ zusammengestellt würden. Die ausgelegten "Häufeln" würden nach etwa drei Tagen zu Garben gebunden und sogleich in die Scheune gebracht, während die Hutmandeln erst nach etwa vierzehn Tagen unter Dach geschafft würden. Die Mäher seien stolz, wenn sie viele Doppelähren fänden, und steckten sich diese wie Trophäen an die Hüte. Nach der Ernte bewahre man sie hinter einem Heiligenbild im Haus auf, weil sie Glück bringen sollen.
Im nördlichen Waldviertel findet man den Namen Mader sehr, sehr häufig - lang nach Einführung des Mähdreschers auf unseren Äckern als Erinnerung an die Zeiten, als der Sommer wohl die arbeitsreichste Zeit in der Landwirtschaft darstellte (auch die merkwürdig langen Sommerferien der österreichischen Schulen gehen auf diesen Umstand zurück, da Kinder früher billige und willkommene Arbeitskräfte waren). Häufen sich in anderen Gegenden die Müllers, Meiers und Schusters, so hallt im Namen der Maders noch die Erinnerung an Zeiten nach, in denen nicht der Mähdrescher, sondern der Leiharbeiter angemietet wurde – und das in solchen Mengen, dass im Norden Niederösterreichs bei den Maders die Übereinstimmung des Nachnamens absolut keine Garantie für verwandtschaftliche Bande darstellt.
War der Norden des Waldviertels früher neben den Nahrung liefernden Pflanzen vor allem für den Anbau von Textilfasern wie Flachs und Hanf bekannt, so hat sich - spätestens seit den agrartechnisch größeren Möglichkeiten der Gegenwart - hier ein etwas weiteres Spektrum ergeben.
Hauptsächlich findet man heute auf den Feldern der Region Roggen, Gerste und Erdäpfel, zwischendurch entdeckt man aber auch Maisfelder oder andere "Exoten". Ebenfalls nicht vergessen darf man die nach wie vor großen Flächen an Futterwiesen für die Tierhaltung, die die Gegend des nördlichen Waldviertels landschaftlich deutlich prägen und ihr besonders im Frühjahr ein tiefgrünes Gewand überwerfen, aus dem sich die Dörfer wie kleine Farbtupfer in Rot, Braun und Grau abheben.
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