NORDWALD-POESIE
DER BAUER UND DER TEUFEL von Roland Kernstock

Es hat, hört man die Leute sagen,
sich einst im Nordwald zugetragen,
dass eine Sturm- und Regenfront
drohend erschien am Horizont,
die, als man sie kommen hörte,
mit Urgewalt das Land zerstörte.
Die Menschen fingen an, zu beten:
Der Herrgott möge sie doch retten;
und stellten schließlich sich die Frage,
ob diese fürchterliche Plage
die Strafe wohl in jenem Jahr
für ihre vielen Sünden war.
So warteten voll Furcht die Bauern,
der Hagel klopfte an die Mauern,
während am Fluss die Dämme brachen
und sie die Stoßgebete sprachen:
Es mag sie Gottes Zorn verschonen
von biblischen Dimensionen!
So sah man sie noch lange sitzen,
gespenstisch oft erhellt von Blitzen,
gefolgt von dumpfen Donnerschlägen,
und weißes Eis lag auf den Wegen,
bis durch´s Gebet, wie jeder dachte,
der liebe Gott ein Ende machte,
so dass die schreckliche Gefahr
nun - Gott sei Dank! - vorüber war.
Der dumpfe Donner wurde leiser
und sie verließen ihre Häuser;
doch als das Wetter sich entfernte,
sahen sie die zerstörte Ernte.
Doch trotzdem dankten Gott sie jetzt,
denn alle waren unverletzt,
so dass, als sie zu sprechen wagten,
sie alle einvernehmlich sagten:
"Da zieht sie hin, die schwarze Front!
Uns alle hat der Herr verschont!
So lasst uns beten auf der Stelle
und danken ihm in der Kapelle."
Und bald schon drangen aus der Enge
des Gotteshauses Frohgesänge.

Der Himmel war noch grau verhangen,
und während alle Menschen sangen,
da ging aus seinem kleinen Haus
ein Bauer auf das Feld hinaus.
Die Katastrophe, voller Wucht,
ließ heil am Feld nicht eine Frucht;
da fluchte er auf Gott voll Hass
und hörte ohne Unterlass
den Lobgesang aus der Kapelle -
da rief er nach dem Herrn der Hölle.
Kaum ausgesprochen war sein Ruf,
da scharrte schon im Sand der Huf;
als Reaktion auf seinen Frevel
stank es am ganzen Feld nach Schwefel;
dann sprach der Teufel, kaum erschienen:
"Na, Bauer? Womit kann ich dienen?"
"Womit du dienen kannst, ist klar -
mach meinen Acker, wie er war!
Als Höllenfürst, hab ich gedacht,
hast du bestimmt dazu die Macht!"
"Die hab ich wohl, das glaube mir,
doch kriege ich etwas dafür.
Am Feld wird alles blüh´n und leben,
doch du wirst deine Seele geben!"
"Die werd´ bestimmt ich nicht vermissen,
wenn nur die Früchte wieder sprießen!
Lass sie wachsen, Herr der Hölle,
und nimm sie dir doch, meine Seele!"
Da zerriss ein Blitz das Land,
der Teufel lachte und verschwand;
ein Feuerschlund erschien ganz nah,
der Bauer schwankte, und er sah
auf seinem Feld jenseits der Häuser
Erdäpfel, Spargel, Paradeiser;
hier Weizen und dort Kukuruz -
all dies unter des Teufels Schutz!

Inzwischen war die Messe aus,
die Menschen kamen nun heraus
und sagten wie aus einem Munde
in dieser nie vergess´nen Stunde:
"Seht doch! Das Feld! Es strotzt vor Leben,
als hätt´s das Wetter nie gegeben!
Warum wohl hat die Wetterfront
dieses Bauern Feld verschont?
Welch Wunder ist hier wohl geschehen,
und warum ist er nicht zu sehen?
Er war auch nicht in der Kapelle -
wo mag er sein, wer kennt die Stelle?"
Der Bauer hörte all die Fragen -
Hier bin ich doch!  wollte er sagen;
jedoch: Er war nun ohne Seele;
kein Laut entrang sich seiner Kehle!
Die Menschen suchten ringsumher,
jedoch: sie sahen ihn nicht mehr.
Für all die Dorfbewohner war
der Bauer nunmehr unsichtbar.
Dann hat nach langen, trüben Stunden
ein Sonnenstrahl zu ihm gefunden;
er freute sich, ihn anzuschauen,
doch plötzlich packte ihn das Grauen.
Sein Herz war kalt, der Atem schwer,
denn er warf keinen Schatten mehr.

"Wo er wohl ist?" fragten die Leute;
die Früchte wachsen dort noch heute.
So ist das damals dort geschehen...
man hat ihn niemals mehr gesehen.

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