Vorurteil widerlegt
"Der Karpfen ist nicht fett"

Zerstörungsfreie Fettmessung am lebenden Karpfen mit Günther Gratzl. | Foto: NÖ Teichwirteverband
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  • Zerstörungsfreie Fettmessung am lebenden Karpfen mit Günther Gratzl.
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Nach Fettmessaktion steht fest: Der Waldviertler Karpfen ist nicht fett und hat eine hervorragende Qualität.

REGION. Der Waldviertler Karpfen kommt gerne bei vielen als traditionelle Festtagsspeise zu Weihnachten auf den Tisch. Die bisher größte Fettmessaktion bestätigte kürzlich die sehr gute Qualität der Fische. Dem Karpfengenuss aus der Region steht also nichts im Weg.

Innovative Methode

Der NÖ Teichwirteverband hat im Herbst dieses Jahres für seine Mitglieder eine Gratisteilnahme am Ringversuch "Fettmessung bei Karpfen" angeboten, bei dem der Verband die Kosten übernahm. Dabei kam eine innovative Methode der Partnerorganisation „Bundesamt für Wasserwirtschaft – Ökologische Station Waldviertel“ aus Gebharts zum Einsatz: Fischereimeister Günther Gratzl hat mittels eines Sensors außen am lebenden Karpfen an mehreren Stellen gemessen. "Dabei wird eigentlich der Wassergehalt bestimmt und mittels Eichkurve umgerechnet. Die Messung bietet den Vorteil, dass sie sehr rasch am Teich erledigt werden kann und die Fische dabei nicht geschlachtet werden müssen“, erklärt er.

6,6 Prozent Fettgehalt

Pro Betrieb bzw. Teich wurden immer zehn Fische gemessen, um eine entsprechende Aussagekraft zu erhalten. Die bisher untersuchte und ausgewertete Stichprobe wies mit 232 Karpfen einen beachtlichen Umfang auf. Damit handelt es sich um die bisher größte Fettmessaktion an Karpfen in Österreich über verschiedene Betriebe hinweg.

Das Ergebnis bestätigt: der Waldviertler Karpfen ist nicht fett. Im Mittel wiesen die Fische einen Fettgehalt von 6,6 Prozent auf. "Die Teichwirtschaftsbetriebe produzieren durch ihr Know-How beste Qualität, die letztendlich auch messbar ist. Das alte Vorurteil des fetten Karpfens ist damit einmal mehr widerlegt. Wenn man den Karpfen schon in diesem Schubladendenken einteilen möchte, dann als 'magerer bis mittelfetter' Fisch. Keinesfalls jedoch als 'Fettfisch' mit über 15 Prozent - das wären zum Beispiel Aal, Lachs, Hering oder Makrele", weiß Leo Kirchmaier, Verbandsgeschäftsführer des NÖ Teichwirteverbandes.
Die Daten des Ringversuches werden demnächst auch in einer Fachzeitschrift publiziert.

Isst du gerne Fisch?

Acht Kilo Fisch pro Kopf

Doch ein ausschließlicher Blick nur auf den Prozentsatz des Fettgehaltes wäre zu kurz gedacht, denn das Fett von Fischen ist wegen der essentiellen Omega-3 und -6-Fettsäuren eines der hochwertigsten Fette überhaupt, erklärt Kirchmaier. Pro Kopf und Jahr werden rund acht Kilogramm Fisch verspeist, davon kommen aber nur rund 0,5 Kilogramm von heimischem Fisch - der große Rest wird importiert.

Bei fachgerechter Bewirtschaftung nimmt der Karpfen rund 50 Prozent seiner Nahrung aus der sogenannten Naturnahrung des Teiches selbst auf, also im wesentlichen Zooplankton und Bodenorganismen. Die restlichen 50 Prozent werden in Form von Getreide oder anderen Feldfrüchten wie Lupinen oder Erbsen zugefüttert. Doch da hat jede Teichwirtschaft ihr eigenes "Rezept". Das ist es auch, warum der Karpfen so genial und nachhaltig ist, denn nur wenige Fischarten können so wie er auch Stärke verwerten.

"Als Draufgabe ist der Karpfen auch noch Musterschüler in Bezug auf Regionalität, Biodiversitäts- und Klimaschutz. Denn kurze Transportwege und die Verankerung als Leitprodukt einer ganzen Region kennzeichnen den regionalen Bezug des Waldviertler Karpfens - kaum ein landwirtschaftliches Produktionssystem bietet so vielen oftmals sogar gefährdeten Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum wie der Karpfenteich und weist dabei, verglichen mit anderen Sparten, noch dazu den geringsten CO2-Fußabdruck auf", erläutert Aquakulturexperte Kirchmaier die Fakten.

Erträge zufriedenstellend

Das heurige Produktionsjahr war gekennzeichnet durch lange Spätfröste bis in den Mai, aber ausreichend Niederschlägen in den kritischen Hitzemonaten Juli und August, gefolgt von einem sehr trockenen Herbst. Die Teichwirtschaften konnten situationsangepasst in der Bewirtschaftung reagieren und die Erträge waren zufriedenstellend.

Seit 1999 ist der Waldviertler Karpfen eine geschützte Wortbildmarke. Er ist auch ein Leitprodukt des Waldviertels und bildet eine Genussregion Österreichs. Übrigens: Laut einem alten Brauch bringt eine Karpfenschuppe Glück, wenn man sie mit sich trägt.

Zerstörungsfreie Fettmessung am lebenden Karpfen mit Günther Gratzl. | Foto: NÖ Teichwirteverband
Leo Kirchmaier (Geschäftsführer des NÖ Teichwirteverbandes und Aquakultur-Referent der NÖ Landes-Landwirtschaftskammer), Marc Mößmer (Teichwirt, ARGE Biofisch) und Günther Gratzl (Bundesamt für Wasserwirtschaft – Ökologische Station Waldviertel).
 | Foto: NÖ Teichwirteverband

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