Diskussionsabend in Hirschbach zum Thema "Wehrpficht konta Berufsheer"
HIRSCHBACH. HIRSCHBACH (pp). Die Waldviertel Akademie unter Vorsitzendem Ernst Wurz veranstaltete in einem voll besetzten Vereinssaal eine Podiumsdiskussion mit Publikumsbeteiligung zum Thema „Wehrpflicht oder Berufsheer“. Wurz initiierte diese Veranstaltung, da es in weiten Teilen der Bevölkerung ein großes Informationsdefizit über Für und Wider beider Varianten gebe – er fürchtete, dass die Wahlbeteiligung sehr gering sein werde: „Es ist notwendig, am 20. Jänner an der Volksbefragung teilzunehmen, damit nicht eine Minderheit der Stimmbürger die Zukunft der österreichischen Landesverteidigung weitreichend entscheidet.“
Am Podium saßen General Edmund Entacher (Generalstabs-chef des Öst. Bundesheeres), Friedhelm Frischenschlager (ehem. Verteidigungsminister), Moritz Fraberger (BG/BRG Horn), Bernd Wachter (Generalsekretär Caritas) und Willibald Sauer (RK-Präsident NÖ). Es moderierte Wilhelm Theuretsbacher, ehemaliger Berufssoldat und Journalist beim Kurier.
Europa: fast nur Berufsheere
Mit seiner Argumentation für das Berufsheer begann Friedhelm Frischenschlager. Er erklärte, die Mehrheit der EU-Länder sei bereits auf ein Berufsheer umgestiegen und hätte gute Erfahrungen damit gemacht. Auch die verschiedensten Modelle eines Sozialdienstes würden in den anderen Staaten funktionieren. Er übte aber auch Kritik an der Informationspolitik beider Seiten. Ebenso gestand er ein, dass das Berufsheer-Konzept noch überarbeitungswürdig sei.
Wehrpflicht-Reform nötig
Edmund Entacher wiederum will das bewährte Modell Wehrpflicht mit Wehrersatzdienst Zivildienst unbedingt fortgesetzt sehen. Gleichzeitig nannte er aber auch bei einer Wehrpflicht-Beibehaltung wichtige und notwendige Reformen wie besserer Einsatz der sogenannten "Systemerhalter" oder mehr Zeit für die Ausbildung in der Truppe.
Naturgemäß für die Beibehaltung der Wehrpflicht sprach sich auch Willibald Sauer aus. Als Präsident des Roten Kreuzes NÖ fürchtet er eine Zukunft ohne die jungen Burschen, die ihren Zivildienst im Rettungswesen ableisten. Er betonte auch, dass etwa 75 Prozent der ehemaligen Zivis später als ehrenamtliche Mitarbeiter dem Roten Kreuz erhalten bleiben. Ein freiwilliges Soziales Jahr, wie von BM Hundstorfer vorgeschlagen, sieht er zum Scheitern verurteilt.
Jugendliches Desinteresse?
In diese Kerbe schlägt auch Moritz Fraberger als Vertreter der Jugend und der damit besonders betroffenen Bevölkerungsschicht. Auch er befürchtet, dass sich nur ganz wenige dafür entscheiden würden. Er gibt zu bedenken: "Wenn ich mit anderen Jugendlichen spreche, merke ich ganz stark das Desinteresse am Rest der Gesellschaft. Sie engagieren sich immer weniger in Vereinen und schon gar nicht freiwillig im Altersheim oder als Rettungsfahrer." Er selbst werde nach der Matura den Zivildienst absolvieren.
Als Vertreter der Caritas erläuterte Bernd Wachter, dass Caritas Österreich mit beiden Entscheidungen leben könne, aber die Gesellschaft bzw. der Steuerzahler müsse die Pflegeleistungen der Caritas, die derzeit Zivildiener erbringen, in Zukunft dann finanzieren.
Reges Interesse und viele Emotionen zeigte zum Abschluss das Publikum. Die Wortmeldungen, Fragen und Erfahrungsberichte der Zuhörer bereicherten die Diskussion ungemein.
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