Strom für 1000 Haushalte
Ehemalige Glasfabrik in Alt-Nagelberg wird zum "Energiepark"

Auf dem Areal der ehemaligen riesigen Glasfabrik wurden 2.400 Solarmodule verbaut. Die Anlage wurde nun nach mehreren Jahren Projektierung realisiert und ist seit kurzem in Betrieb. | Foto: zVg
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Auf dem früheren Betriebsareal der Glasfabrik Stölzle steht nun das größte Photovoltaik-Kraftwerk des Waldviertels.

ALT-NAGELBERG. Die Liegenschaft der ehemaligen Stölzle-Glasfabrik in Alt-Nagelberg ist historischer Boden. Carl Stölzle pachtete 1846 die Glashütte, die ursprünglich "Niklashütte" hieß und erstmals 1725 erwähnt wurde, von Fürst Palffy von Erdöd und kaufte sie 1858. Carl Stölzle startete eine Glasdynastie, die über mehrere Generationen bis 1989 bestand. In der Hochblüte arbeiteten hier über 3.500 Menschen.

Zwei Jahrzehnte nach der Schließung wird am Betriebsareal wieder produziert – aber kein Glas, sondern Strom. Der Sonnenstrom-Pionier PVTechnologies GmbH aus Neudorf im Weinviertel hat am alten Industriegelände das größte Photovoltaik-Kraftwerk des Waldviertels errichtet. Seit kurzem speist es in das Netz NÖ ein.

Strom für 1.000 Haushalte

2010 hat Liegenschaftseigentümer Rupert Leutgeb, Geschäftsführer der Enit GmbH, die ehemalige Glasfabrik gekauft. Räume und Lagerflächen vermietet er. Die Idee für ein Photovoltaik-Kraftwerk schwebte schon länger in seinem Kopf. "Alternative Energien, Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind mir ein großes persönliches Anliegen. Mit der Firma PVTechnologies habe ich einen Partner gefunden, mit dem dieses Projekt realisierbar wurde", erzählt er.

PVT-Geschäftsführer Johannes Rindhauser, Grundeigentümer Rupert Leutgeb und Bürgermeister Georg Einzinger (v.l.). | Foto: zVg
  • PVT-Geschäftsführer Johannes Rindhauser, Grundeigentümer Rupert Leutgeb und Bürgermeister Georg Einzinger (v.l.).
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Nach nur acht Wochen Bauzeit wurde die Anlage Ende 2022 fertiggestellt. Es wurden 2.400 Solarmodule auf 1,5 Hektar Grundfläche verbaut. Die Kapazität ist 1,4 Megawatt, wovon ein Megawatt eingespeist wird. Strom für rund 1.000 Haushalte wird produziert. "Seit wenigen Wochen ist die Anlage an das Netz in Niederösterreich angeschlossen und aktiv", so Johannes Rindhauser, Geschäftsführer der Betreiberfirma PVT. Weiters erzählte er bei seinem Besuch vor Ort, dass auch eine Wasserstoffproduktion entstehen soll. Überschüssiger Strom aus der PV-Anlage wird dabei in Form von Wasserstoff gespeichert und kann bei Bedarf genutzt werden. Damit sei ein Stromangebot 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche möglich.

In der Pipeline ist auch ein 20-Megawatt-Batteriespeicherkraftwerk. "Damit könnten wir Großgemeinden bzw. mittelgroße Städte im Falle eines Blackouts mehrere Tage mit Strom versorgen", erklärt Leutgeb. Heuer soll ausserdem noch ein Megawatt PV auf den Dächern dazugebaut werden. Alles in allem entstehe dadurch ein "optimaler, geschlossener Energie-Kreislauf".

Nachhaltige Visionen

"Ich freue mich sehr über die nachhaltige Partnerschaft mit dem Betreiber der PV-Anlage auf unserer Liegenschaft. Das passt alles optimal zu unserer nachhaltigen Firmenstrategie. Wir haben nur Mieter aus handwerklichen Bereichen sowie diverse Kunden mit gemieteten Lagerflächen, jedoch umweltverträglichen Produkten", so Rupert Leutgeb.

Das Ende der Fahnenstange ist aber noch lange nicht erreicht. Auf dem insgesamt 12 Hektar großen Firmengelände sind auch mehrere Brunnen mit sehr hoher Ergiebigkeit. Diese sollen in naher Zukunft für eine biologische Algenproduktion und eine Fischzuchtanlage genutzt werden. "Heuer kommt noch eine Indoor-Fischzucht dazu und mit einem Algen-Produzenten sind wir bereits im Gespräch", so Leutgeb.



Mehr zur Geschichte der Glaserzeugung

Der Ort Alt-Nagelberg ist eng mit der Geschichte der Glaserzeugung verbunden, die sich hier im 18. Jahrhundert entwickelte. Das riesige Waldgebiet bot die besten Voraussetzungen für den Betrieb von Glashütten. Der Wald lieferte Brennstoff für den Betrieb und die Herstellung der Pottasche sowie Quarz für die Sandaufbereitung.

Schon 1725 gab es in Alt-Nagelberg eine Glashütte, die "Niklashütte", wie aus einem Vertrag hervorgeht, wo sie erstmals genannt wird. Der Glasfabrikant Carl Stölzle pachtete die Glashütte 1846 und kaufte sie einige Jahre später. Alt-Nagelberg war der Hauptsitz Stölzles Unternehmens, das unter anderem auch in Böhmen Glashütten betrieb. Produziert wurden Haushalts- und Gewerbeglas, Pokale, Uhrgläser und Parfumflakons.

Bis heute ist das Waldviertel für seine Glaskunst berühmt. Nach alter Tradition werden hier verschiedenste Produkte aus Glas mundgeblasen und von Hand gearbeitet. Glasmuseen geben Einblick in die jahrhundertealte Tradition der Glaserzeugung und bieten die Möglichkeit, den Herstellungsprozess vom Schmelzofen bis zum Endprodukt mitzuerleben.

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