Genialer Justus Neumann
Im Zirkuszelt das Nibelungenlied live und ganz anders erleben
Justus Neumann steht für: anders. Was er macht ist: anders. Wie er Geschichten erzählt ist: anders.
PÜRBACH. Zur Schulzeit wurden wir alle mehr oder wenige intensiv (je nach Engagement des jeweiligen Lehrers) mit dem Nibelungenlied gequält oder im besseren Fall zumindest nur gelangweilt.
Justus Neumann gastiert aktuell mit seinem Cirkus Elysium am Waldviertler Hoftheater Areal und erzählt auf eigenwillig-komisch-kraftvolle Weise die Geschichte vom strahlenden Helden Siegfried, dem dunklen Hagen und dem „Weichei“ König Gunther und deren Verwicklungen rund um und wegen mehr oder weniger edler Frauen. Das Nibelungenlied spielt bei Justus Neumann in einer chaotisch heruntergekommenen Schlosser-Werkstatt, als Figuren dienen ausrangierte Scheibtruhen ebenso wie Stiefel, Sprungfedern oder Blecheimer. Neumann agiert als ramponierter Werkstattbesitzer, der in einem mehr als zweistündigen Monolog-Dialog mit dem ebenso großartigen Pianisten Gerhard Gruber – verantwortlich für die musikalischen Begleiteffekte - die bekannteste deutsche Heldensage auf das reduziert, was es ist: ein Liebesdrama mit schlechtem Ausgang.
Neumann wechselt mühelos vom breiten Wienerisch zum dramtisch vorgetragenen Burgtheaterdeutsch und singt schlussendlich Siegfrieds Tod in mehreren Sprachen, ehe sich dieser unter tatkräftiger Mithilfe von Gruber (Pistole) endlich doch entschließt, den Löffel abzugeben.
Das Stück lässt das Publikum im ersten Teil herzlich lachen, im zweiten Teil nimmt es mit auf die rasante, im Inferno gipfelnde Erzählfahrt und verabschiedet den Zuseher sprachlos begeistert.
Eva Jungmann
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