'Heiliger Kevin, bitt' für uns!'
Kevin ist out, Felix, der Stratos-Springer, hat dem Filmvorbild Hunderter Kevins den Rang abgelaufen.
BEZIRK (eju). Vorbei sind – zumindest laut Statistik – die beinahe an Körperverletzung grenzenden Namensgebungen der späten 1990er und frühen 2000er-Jahre, wo sich manche Eltern mit der Anzahl der ausgefallenen Vornamen ihrer Sprösslinge ein Wettrennen des schlechten Geschmackes lieferten. Kaum noch ein armes Kind wird mit einem Vornamen wie "Serenity Seraphina", "Chayenne Naemi", "Tayler Lucien" oder dem Nomen-est-omen-Namen "Kevin" verziert (mehr dieser höchst zweifelhaften Präferenzen finden sich übrigens auf http://chantalismus.tumblr.com/).
Inzwischen dürfte in die meisten Kinderzimmer wieder eine gewisse Schlichtheit zurückgekehrt sein – zumindest im Bezirk Gmünd.
Anna und Felix
Die Hitliste der weiblichen Vornamen jedenfalls führte im Jahr 2013 ganz schlicht und retro "Anna" (18 Kinder) vor "Emma" (12 Kinder) an. Bei den Buben hatte – möglicherweise unserem Stratos-Springer aus 2012 als Vorbild folgend – "Felix" (14 Kinder) die Nase vorn, gefolgt von zwölf "Julians".
Wechselnde Moden in der Namensgebung kennen Hebammen und Pfarrer aus persönlicher Erfahrung.
Kind sehen, dann wählen
Amei Neubauer, selbst mit einem ausgefallenen Vornamen bestückt, ist seit über 30 Jahren Hebamme, einen Großteil der Zeit davon im LKH Waidhofen. Sie sah viele Patricks, Marcos, Jacquelines und Sophies kommen und gehen: "Namen unterliegen einer nicht immer ersichtlichen Mode. Viele scheinen aus dem Fernsehen importiert zu sein, bei anderen weiß man nicht, woher sie kommen und weshalb sie plötzlich fast wie eine Epidemie auftreten, wie etwa die ganzen Sophies, Maries sowie Nicos und Leons der jüngeren Zeit. Jene Eltern, denen partout bis zur Geburt kein passender Name für den Nachwuchs einfallen will, brauchen nicht in Panik geraten. Der Name muss nicht bei der Geburt bekannt gegeben werden, einige Tage später reicht auch noch. Oft muss man sein Kind erst sehen, um den richtigen Namen zu wissen."
Heiliger Kevin, bitt' für uns
Der Gmünder Pfarrer Rudolf Wagner beleuchtet die katholische Sichtweise bei der Namensgebung: "Den Namen eines Heiligen wählt man aus um auch einen Tag zu haben, an dem der Namenstag gefeiert wird. Dieser ist meist der Sterbetag des Heiligen." Bei moderneren Namen, wo es noch keinen heiliggesprochenen Menschen dazu gebe, werde seitens der katholischen Kirche empfohlen, zumindest als zweiten Namen den eines Heiligen zu wählen. Der Taufpate wiederum sei dafür zuständig, dass der Namenstag im Gedenken des Namenspatrones begangen werde. Und die gute Nachricht für alle geschmähten Kevins: Es gibt einen heiligen Kevin, gestorben am 3. Juni 618 in Glendalough/Irland – möge er als Vorbild dienen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.