Richtig stillen will gelernt sein

Stillgruppen sind eine wichtige Anlaufstelle für junge Mamas. Wir haben eine der drei im Bezirk Gmünd besucht.

BEZIRK. "Die vorigen Generationen waren die typischen Flascherlgenerationen. Das hat sich wieder umgekehrt. Sicher kommen Kinder mit dem Flascherl durch, aber die Ernährungsform ist nicht optimal. Das ist so, als würde man jeden Tag Pizza oder Spaghetti essen. Die Muttermilch hingegen verändert sich, das ist wie jeden Tag ein anderes Gemüse", ist Stillberaterin Karin Opelka überzeugt.
Sie leitet in ihrer Eltern & Kind Praxis in Gmünd-Großeibenstein seit sechs Jahren eine Stillgruppe. Jeden dritten Mittwoch im Monat kommen Mamas aus dem ganzen Bezirk mit ihren Babys zu ihr – dieses Mal nahmen auch die Bezirksblätter im Sitzkreis Platz.

Jammern ausdrücklich erlaubt

In der Gruppe sind aber auch Mütter, die ihren Kindern nicht die Brust geben können oder wollen, willkommen, denn es geht nicht nur um das Stillen. Auch alles drumherum, also das gesamte Leben mit Babys und Kleinkindern, ist Thema. Jacqueline Pahr, die mit Sohn Leo dabei ist, erzählt offen: "Ich hatte keine Ahnung von Kindern, da war die Gruppe sehr hilfreich." Und genau das ist der springende Punkt: Denn wie Karin Opelka schildert, fehlen jungen Müttern in unserer Gesellschaft, in der es weitestgehend keine Großfamilien mehr gibt, die Vorbilder. In Büchern und Ratgebern wird die Elternschaft häufig beschönigt dargestellt, und auch Bekannte bleiben, wenn es etwa um das Dauerthema Durchschlafen geht, nicht immer bei der reinen Wahrheit. In der Stillgruppe ist das anders, hier beratschlagen die Mamas über die Problemchen. "Sie können sich untereinander austauschen, und von mir als Stillberaterin kommt der fachliche Rat. Es tut gut zu wissen, dass es einem nicht alleine so geht", erklärt Opelka, die betont: "Hier darf man auch jammern." Natürlich wird auch gesungen und gespielt – der Riesenspaß für die Zwerge bis zwei Jahre darf nicht unerwähnt bleiben.

Stillen darf kein Tabu sein

Karin Opelka betrachtet es natürlich auch als ihre Mission, das Stillen noch stärker in der Öffentlichkeit zu verankern. Es soll nicht länger ein Tabuthema sein, schließlich wurde die weibliche Brust dafür geschaffen. Aktuell gibt es im Bezirk Gmünd noch weitere Stillgruppen in Schrems und Großschönau. Womit wir schon recht gut aufgestellt sind, doch das Angebot könnte bald noch attraktiver ausfallen: Denn alleine in der Gmünder Gruppe absolvieren gerade fünf Mütter auch selbst die Ausbildung zur Stillberaterin.

Zur Sache: Stillgruppen im Bezirk Gmünd

• Jeden ersten Montag im Monat im Gemeindehaus Großschönau mit Kerstin Wiesmüller.
• Jeden zweiten Mittwoch im Monat im Clubraum der Stadthalle Schrems mit Brigitta Redl und Kerstin Wiesmüller.
• Jeden dritten Mittwoch im Monat in der Eltern & Kind Praxis in Großeibenstein mit Karin Opelka.