Urteil aus Rom: Aus für Propstei
Nach rund 670 Jahren hat das Kollegiatsstift Eisgarn aufgehört zu existieren, bestätigt ein Urteil aus Rom.
EISGARN (eju). Das Oberste Päpstliche Verwaltungsgericht, die „Apostolische Signatur“, hat in 3. Instanz die Aufhebung aus dem Jahr 2010 bestätigt.
Der letzte Stiftspropst Ulrich Küchl hatte gegen diese Aufhebung – wie sich nun zeigte, erfolglos – im Jahr 2009 eine Verwaltungsbeschwerde eingelegt.
Bischof Klaus Küng verfügte 2010 aus „schwerwiegendem Grund“ die Aufhebung des altehrwürdigen Stiftes Eisgarn, das auch als das kleinste Stift Österreichs bekannt war.
Die Beschwerde Küchls wurde nun in dritter Instanz endgültig abgewiesen, auch vermeintlich gewichtige Helfer, die Küchl zur Stiftsrettung ins Boot geholt hatte, konnten das Ende des Stiftes nicht verhindern, einer davon war LH-Stv. Wolfgang Sobotka.
Umwandlung ist in Wahrheit eine Aufhebung
Mit Rücksicht auf Sobotkas Intervention sprach Küng in der damaligen „St. Pöltner Kirchenzeitung“ von einer „Umwandlung“ des Stiftes. Das nunmehrige Urteil des Vatikans bezeichnet die Verfügung Küngs im lateinischen Originaltext jedoch als „Aufhebung“ (lateinisch: „suppressio“).
Nach der Aufhebung des Stiftes gibt es auch keinen Stiftspropst mehr, sondern für den Pfarrer von Eisgarn lediglich den Titel „Propstpfarrer“.
Der letzte Eisgarner Propst lebt derzeit in dem von ihm gewählten „Exil“ in Harmannsdorf, da er das Dekanat Heidenreichstein laut Vertrag nicht betreten darf.
Zur Sache
Facts zum Stift Eisgarn:
Das um 1330 gegründete Stift Eisgarn war für sechs Weltpriester bestimmt und sollte seelsorgliche und kulturelle Aufgaben wahrnehmen. Bedingt durch Kriege und Glaubensstreitigkeiten bestand das Stift von etwa 1600 bis 1997 nur aus einem Mitglied, dem jeweiligen Propst. Durch Bischof Kurt Krenn erlebte das Stift eine neue, aber kurze Blüte und bestand 2003 wieder aus sechs Priestern.
Aufhebung ist ein Verlust
Kirchenhistoriker Univ.Prof. Dr. Gustav Reingrabner schrieb folgende Würdigung: „... Damit ist nach 660 Jahren eine kirchliche Institution an ihr Ende gekommen, die in der Vergangenheit nicht nur in einem hohen Maße die Geschicke des Ortes bestimmt hat, sondern auch manchen Beitrag zur Geschichte des (oberen) Waldviertels geleistet hat. Von ihr ist nunmehr lediglich der Titel „Propstpfarrer“ übrig geblieben. Und das sollte man doch als Verlust ansehen ...“ (in: „Das Waldviertel“, 60. Jg.)
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