Gold aus Spanien
Die "Schlingel Amazonen" holten viermal Gold
Vier "Amazonen" aus Hörmanns bei Weitra holten bei den Steinwurfmeisterschaften auf Mallorca zweimal Gold im Mannschaftswettbewerb und zweimal Gold im Einzelwettbewerb.
BEZIRK GMÜND/MALLORCA. Heuer fand zum siebenten Mal die Schlingel-Weltmeisterschaft auf Mallorca statt. Zirka 300 Teilnehmer aus 20 Ländern nahmen daran teil. In dem kleinen Dorf Hörmanns bei Weitra im Waldviertel, hat sich im vergangenen Jahr, eine ambitionierte Damen-Mannschaft zusammengefunden, die sich seit Monaten auf den großen Wettkampf vorbereitet. Nach historischen Vorbildern fertigen die Damen ihre eigenen Wurfgeschosse aus Ton an. Trainiert wurde im Freien mit Steinen, beziehungsweise eigenen Wurfgeschossen, und Indoor mit Tennisbällen.
Sogar im spanischen Fernsehen
Myriam Urtz aus Hörmanns, eine der Schlingel-Amazonen: "Als Team haben wir Damen ein einheitliches Bild geboten, da wir erstens ein sorbetfarbenes T-shirt mit dem Schlingel-Amazonen Logo anhatten, und dazu eine traditionelle Lederhose, gesponsert von Elfie Maisetschläger, Trachtengeschäft in Weitra. Die Fotografen haben uns geliebt, und auch im spanischen Fernsehen hatten wir einen Auftritt! Es lag wohl an unserer Begeisterung, und auch, dass wir uns als Team gegenseitig so angefeuert haben, dass wir zwar sehr aufgeregt, doch freudig in die Schlacht gezogen sind. Jeder Treffer wurde bejubelt! Und täglich wurden es mehr."
Das Training und die zahlreichen Stunden, die dafür geopfert wurden haben sich ausgezahlt. Im Einzelwettbewerb konnte man zwei Goldmedaillien holen und im Mannschaftswettbewerb konnten die vier Damen aus Hörmanns ebenfalls zwei Goldmedaillien holen. Ausserdem noch zweimal Bronze und einmal Silber im Einzelwettbewerb. Myriam Urtz gibt sich euphorisch: "Vor unserer Abreise wurden wir im Dorf noch belächelt, empfangen wurden wir mit der Musikkapelle und einigen Stamperln."
Die Medaillien im Überblick:
2 x Gold im Einzelbewerb, Herta Vogler)
2 x Bronze im Einzelbewerb, Katrin Dyballa)
1 x Silber im Einzelbewerb, Myriam Urtz)
2 x Gold im Teamwettbewerb, Schlingel Amazonen
Der Anfang von allem
Myriam Urtz konnte den Bezirksblättern Gmünd Einiges über den Anfang dieser Erfolgsgeschichte erzählen: "Angefangen hat wohl alles in der Archeologie. Vor 25 Jahren habe ich die ersten Rekonstruktionen in Lehm, für ein Freilichtmuseum, gebaut. Urgeschichtliche Brotbacköfen und Brennöfen. Beim jährlichen Keltenfest, habe ich auch Christian Sam, kennengelernt, der bereits Vizeweltmeister im Schleudern, Schlingeln ist, und für Österreich schon Silber im Einzel-Wettbewerb und im Team geholt hat. Christian Sam war es auch, der einen Schleuder-Verein gegründet hat, der bei historischen Festivitäten, wie beim Hunnenfest in Asparn an der Zaya oder beim Römerfest in Carnuntum, seine Fertigkeiten zeigt.
Schlingeln ist eine Ur-alte Jagd und Kriegstechnik. Und vor allem die Schleuderer auf den Ballearen, haben sich lange und erfolgreich mit der Schleuder ihre Freiheit bewahrt. Da es in Österreich bislang keine Damen-mann-frau-schaft gegeben hat, kam die Idee auf, eine zu gründen, und im internationalen Wettbewerb auf Mallorca anzutreten. Was als lustige Idee und Spinnerei begann, hat sich schnell konkretisiert. Irmi Polzer, die für ausgefallene Ideen zu haben ist, hat sehr schnell noch zwei weitere Damen aus Hörmanns dafür begeistert, und ab ging‘s in die Tennishalle nach Waldenstein zum Training.
Geschlingelt wurde in der Halle natürlich mit Tennisbällen. Auf freiem Feld wurde mit Steinen geschlingelt. Da es schwierig ist, so viele gleiche Steine zu finden, haben wir und aus Ton Wurfgeschosse gewutzelt. Diese sind historisch belegt und auch beim Wettbewerb zugelassen. Da ich, Myriam Urtz, Keramikerin bin, war das nicht weiter schwierig. Hochmotiviert, doch skeptisch sind wir Ende Februar 2020 nach Mallorca geflogen. Wir haben uns nicht all zu viele Chancen ausgerechnet, doch nach dem Motto, dabei sein ist alles, wollten wir uns das zumindest einmal anschauen und dazu lernen."
„Schlingeln“ hat historischer Hintergrund
Der Beginn der Verwendung von klassischen Handschleudern ist bereits im frühen Neolithikum, zirka 7500 v. Chr., belegt. Die Schleuder ist weltweit auf allen Kontinenten verbreitet. Die Schlinge wurde, und wird noch heute als Werkzeug bei der Jagd und in der Vieh- und Landwirtschaft eingesetzt. Viele Einsätze als wirkungsvolle Waffe sind auch für kriegerische Zwecke belegt. Bereits die Kelten waren Experten mit der Schleuder. Auch in Carnuntum wurden etliche Schleudergeschosse entdeckt. Das Wort "Schlingel" leitet sich von der Schleuder ab.
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