Turbulenter Drogenprozess
Indoor-Plantage mit 431 Cannabispflanzen in Bocksdorf

- Zwei Indoor-Plantagen-Angeklagte warten in Handschellen auf ihren Prozess.
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Turbulenter und lautstarker Drogenprozess um eine Indoor-Plantage mit 431 Cannabis-Pflanzen in Bocksdorf. Wo drei angeklagte Serben an theatralischem Gedächtnisschwund litten. Sich gegenseitig beschuldigten bzw. der Lüge bezichtigten. Die beiden Richterinnen mehrmals ermahnend eingreifen mussten. Und ein Verteidiger sogar zu seinem Mandanten sagte: „Spiel hier nicht den Trottel!“
BOCKSDORF. Abenteuerlich die anfänglichen Statements des Serben-Trios. Ein Beschuldigter erklärte im Landesgericht Eisenstadt, nichts von Cannabis gewusst zu haben. Er sei von medizinischen Heilpflanzen ausgegangen. Der zweite Angeklagte und zugleich Gärtner der Indoor-Anlage dachte, dass die in einen Kombi verladenen Suchtgiftpflanzen auf einer Deponie entsorgt werden sollten. Und der vermeintliche Haupt-Beschuldigte meinte sogar, gar nicht zu wissen, wie Cannabis-Pflanzen ausschauen.
Doch keine Heil-Pflanzen
Als Transporteur fungierte ein 62-jähriger Mechaniker, der mit 52 Cannabis-Pflanzen in seinem Kastenwagen Richtung Wien unterwegs war, als ihn die Polizei stoppte. Den Richterinnen gegenüber verantwortete er sich zwar geständig, wich expliziten Fragen aber aus bzw. gab es als Standard-Floskeln: „Weiß ich nicht mehr. Hat mich nicht interessiert!“ Erst als sein Anwalt mehrmals mit „Du sollst nicht herumreden“ seine Geständigkeit einforderte, erinnerte sich der 62-Jährige dann doch daran, dass es keine Heil-Pflanzen waren und er auch von der Indoor-Plantage gewusst habe.
Wissen über Cannabis-Aufzucht aus Internet
Von Schöffensenat und Staatsanwaltschaft um Erklärung ob seiner zigfachen Widersprüche ersucht, meinte er: „Bei der Polizei-Einvernahme war ich im Stress. Außerdem bin ich krank. Und alt bin ich auch!“ Nicht gewusst haben will er, wer der Drahtzieher dieser Zucht gewesen ist. Das behauptete auch der jüngste Beschuldigte (28), der als medizinischer Techniker, ohne jegliches Vorwissen, sich übers Internet die Aufzucht von Cannabis-Pflanzen angeeignet haben will.

- Turbulenter Drogen-Prozess gegen drei Serben im Landesgericht Eisenstadt.
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"Gärtner" kaufte Marihuana bei Marokkaner
Er fungierte in Bocksdorf als Gärtner, der 2 bis 3 Mal die Setzlinge goss und das benötigte Licht ein- und ausschaltete. Zudem habe er von August bis zu seiner Verhaftung am 24.10.2022 in dem Haus gewohnt. Die bei einer Polizei-Durchsuchung entdeckten 120 Gramm Marihuana sind aber nicht von „seiner“ Zucht: „Ich habe die in Bocksdorf von einem unbekannten Marokkaner gekauft!“ Zum Aussagen-Repertoire des Angeklagten gehörten ebenso: „Weiß ich nicht. Kenne ich nicht. Hat mich nicht interessiert!“
431 Setzlinge in Schachteln vor dem Zaun...
Auf die Frage, wie es denn zu den 431 Cannabis-Pflanzen in der Indoor-Plantage gekommen sei, sagte der Serbe: „Vor dem Gartenzaun wurde öfters eine Schachtel abgestellt. Keine Ahnung von wem. Da waren Setzlinge drinnen, die ich dann eingesetzt habe!“ Auf diese Aussage hin und permanente Widersprüche barsch die Richterin: „Wir sitzen hier nicht zum Spaß. Wie sollen wir ihnen ein reumütiges Geständnis glauben, wenn sie alle fünf Minuten eine neue Story erzählen, die immer unglaubwürdiger wird?“
Wenn ich aus dem Gefängnis komme...
Immerhin gab er dann zu, dass es sich bei den Setzlingen um Suchtgift-Pflanzen gehandelt hat. Bezüglich Verladung in einen Kastenwagen blieb er aber bei seiner Erklärung: „Ich dachte, die Pflanzen werden weggeschmissen!“ Er belastete ebenfalls die jeweils anderen Serben auf der Anklagebank. Das brachte ihm vom vermeintlichen Drahtzieher, einem 53-jährigen Autoverkäufer, den Satz ein: „Wenn ich aus dem Gefängnis komme, werde ich das mit dir besprechen!“ Daraufhin folgte ein wörtlicher Schlagabtausch mit dem „Gärtner“.
"Vorsicht mit solchen Drohungen"
„SCHLUSS MIT DEM REDEN“, ging die beisitzende Richterin verbal dazwischen. „VORSICHT mit solchen Drohungen“, wetterte parallel die Vorsitzende. Woraufhin der Serbe sagte: „Wenn mich die beiden hier beschuldigen, dann lügen sie. Das sind nichts als Lügen!“ Warum sind sie dann bei ihrer Festnahme von der Polizei davongelaufen, wenn sie nichts angestellt haben wollen? „Reiner Reflex. Ein Instinkt!“ Obwohl der „Autoverkäufer“ anfangs sagte, nicht einmal zu wissen, wie so eine Pflanze ausschaut, folgte nach längerer Verhandlung eine Selbstkorrektur.
Da steckt die Mafia dahinter
Auf die Frage der Staatsanwältin, woher er wusste, dass es sich um Cannabis-Pflanzen handelte, kam: „Weil ich weiß, wie die ausschauen!“ Diese und weitere zahlreiche Widersprüche führten ihn schließlich zu einer Aussage, die er bereits vor der Polizei gemacht hatte: „Mehr weiß ich nicht. Und selbst wenn, würde ich nichts sagen. Da stecken keine Bauern dahinter, sondern die Mafia!“ Und fügte hinzu: „Ich habe zwei Söhne und Angst um meine Familie!“ Das war das einzige, was der Mann zu den Hintermännern dieser kriminellen Organisation preisgab.
Hauptverdächtiger erklärte sich für unschuldig
Generell leugnete der Beschuldigte jeglichen Drogen-Handel. Erklärte sich für unschuldig, weil er nichts von der Indoor-Plantage in dem von seiner Ehefrau gemieteten Haus in Bocksdorf gewusst hatte. Er habe das Gebäude lediglich untervermietet, diesbezüglich aber keinen schriftlichen Vertrag gemacht. Der offizielle Mieter, ebenfalls Serbe, war bis vor kurzem flüchtig, konnte zwischenzeitlich aber verhaftet werden. Er wird in dem auf Mitte Mai vertagten Prozess als Zeuge vorgeladen. Es gilt für alle Beteiligten die Unschuldsvermutung.


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