Österreichweite Marketing-Initiative
Südburgenland will aktiv um Zuzügler werben

- "Wohnstandort-Marketing": Mit vereinten Kräften wollen Gemeinden, Land, Bund und EU Menschen dazu animieren, ins Südburgenland zu ziehen.
- Foto: Martin Wurglits
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Günstige Häuser, schöne Landschaft, angenehmes Klima - mit Vorzügen wie diesen sollen Menschen aus ganz Österreich animiert werden, ins Südburgenland zu ziehen. Ein neues, EU-gefördertes "Wohnstandort-Marketing", das vom Regionalentwicklungsverein "Südburgenland plus" getragen wird, soll Interessierten ab Herbst 2023 Informationen und Hilfestellungen vermitteln.
Düstere Bevölkerungsprognose
Hintergrund der Initiative ist die demographische Prognose für die Bezirke Oberwart, Güssing und Jennersdorf. Die Bevölkerungszahl schrumpft seit vielen Jahren beständig in kleinen Schritten, droht aber ab den 2040er-Jahren extrem zu sinken, wenn die geburtenstarken Jahrgänge der 1960er-Jahre ins Sterbealter kommen und nur noch schwächere Geburtsjahrgänge nachrücken. "Nichts zu tun bedeutet also Schrumpfen", machte der Demograph Josef Wallenberger bei der Projektpräsentation gestern, Mittwoch, in Güssing klar.
Zu wenig Zuzug
Schon jetzt sei das jährliche Geburtendefizit zu groß, als dass es durch Zuzug wettgemacht werden könnte. Zwischen 2017 und 2022 sank die Einwohnerzahl des Südburgenlands in Summe um 277 Personen. Der Bezirk Güssing schrieb einen Verlust von 365 Einwohnern, der Bezirk Jennersdorf von 140 und der Bezirk Oberwart ein Plus von 229.
Online-Drehscheibe "Wohnweb"
Laut Roland Deutsch von "Südburgenland plus" verfolgt das neue Wohnstandort-Marketing drei Ziele: Zuzug zu fördern, die Abwanderung zu bremsen und leerstehende Wohn- und Wirtschaftsimmobilien zu reaktivieren. Eine Online-Plattform namens "Wohnweb" soll tagesaktuell über freie Wohnungen und zum Verkauf stehende Häuser informieren, aber auch über offene Jobs, Kinderbetreuung und Gesundheitsversorgung im Südburgenland.
Im September soll das "Wohnweb" online gehen, begleitet von Hochglanzbroschüren, Zeitungsbeilagen, Social-Media-PR und Radiowerbung. Von den 732.800 Euro Gesamtkosten übernehmen Bund, Land und das EU-Förderprogramm LEADER 585.400 Euro. Bis Ende 2024 ist das Projekt befristet.
Gemeinden arbeiten mit
Damit die Datenbank des Wohnweb tagesaktuell mit Daten gefüttert wird, sollen möglichst viele der 71 Gemeinden einen "Standortbeauftragten" ernennen. Deutsch Kaltenbrunn, Eltendorf, Bernstein, Oberwart, Eberau, Neustift bei Güssing und Stegersbach haben in einer mehrmonatigen Pilotphase versuchsweise erste Erfahrungen gesammelt.
- "Wenn wir bedenken, dass der Anteil der über 80-Jährigen immer weiter steigt, müssen wir als Region zusammenarbeiten", zeigte sich die Deutsch Kaltenbrunner Bürgermeisterin Andrea Reichl überzeugt.
- "Wir müssen darüber nachdenken, was wir tun können, damit sich Zuzügler wohlfühlen. Wir müssen gegensteuern, damit die Probleme nicht noch größer werden", fügte ihr Eltendorfer Kollege Christian Schaberl hinzu, der ein gut ausgebautes Breitband-Internet als Voraussetzung für das Arbeiten von zu Hause nannte.
- "Wir haben Landschaft, und wir haben Arbeitsplätze. Ideen wie die gemeinsame Vermietung von Büroflächen oder die Schaffung von Primärversorgungs-Gesundheitseinrichtungen können neue Impulse bringen", berichtete die Bernsteiner Bürgermeisterin Renate Habetler von einer Erkundungsreise ins Waldviertel.
- "Als kleine Gemeinde können wir allein nicht viel erreichen, geschweige denn könnten wir Werbung in Printmedien finanzieren", verwies die Neustifter Amtfrau Melanie Kroboth.
- Die Oberwarter Gemeinderätin Manuela Horvath betonte die Notwendigkeit, das Südburgenland nach außen zu tragen. "Von einem guten Angebot in einer Stadt wie Oberwart profitiert auch das Umland."
- In Stegersbach werde mit einem Leerflächenmanagement bereits gearbeitet, berichtete Amtmann Alexander Friedl. Die Gemeindeverwaltung sei allerdings kein "Immobilienmakler" und sollte von diesen Tätigkeiten entlastet werden.
- Sein Eberauer Kollege Thomas Schreiner, der schon Erfahrung mit Ansiedlungsprojekten früherer Jahre hat, sprach von einem "Mehrwert für alle", da alle Gemeinden vor dem selben Problem stünden.



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