Equal Pay Day – Gleicher Lohn für gleiche Arbeit

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Info-Aktion in Oberwart – Dunst: „Höchste Zeit, dass Frauen und Männer beim Einkommen gleichberechtigt sind.“
Seit 7. Oktober 2012 arbeiten Österreichs Frauen gratis! Bis zu diesem Tag, dem sogenannten Equal Pay Day, haben die Männer im Burgenland im Jahresverlauf durchschnittlich schon verdient, wofür die Frauen noch bis Jahresende arbeiten gehen müssen.
„Es geht darum, wie die Arbeitsleistung von Frauen und Männern fair bewertet werden kann. Und darum, wie gleiche Verdienstchancen – bei gleicher Arbeit – für alle geschaffen werden können. Tatsache ist: Die Erwerbseinkommen der Frauen liegen deutlich unter denen ihrer männlichen Kollegen. Das zieht sich quer durch alle Branchen. Bis heute klafft die Lohnschere zwischen Frauen und Männern immer noch auseinander“, so Frauenlandesrätin Verena Dunst.
Die Einkommensdifferenz zwischen Männern und Frauen beträgt laut Statistik Austria im Österreichdurchschnitt 23,7%. Diese Berechnung basiert auf den durchschnittlichen Bruttobezügen ganzjährig vollzeitbeschäftigter ArbeitnehmerInnen, ausgewertet aus den Daten der Lohnsteuerstatistik für das Jahr 2010. Das Burgenland liegt im heurigen Jahr zwar mit 23,3% über den Österreichschnitt, eine wesentliche Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr ist jedoch nicht feststellbar:
Die Einkommensdifferenz ist gerade einmal um 0,8% geringer. Frauen arbeiten damit also statistisch gesehen 86 Tage gratis. „Das Ziel muss sein, dass Frauen und Männer gleiche und fair verteilte Chancen und Rechte vorfinden, um sich ihr Leben individuell zu gestalten. Ein existenzsicherndes und gerechtes Einkommen ist die Basis dafür“, so die Frauenlandesrätin, die gestern, Samstag im Einkaufszentrum Oberwart gemeinsam mit Mitarbeiterinnen des Referates für Frauenangelegenheiten im Rahmen einer Informationsveranstaltung auf diese Problematik aufmerksam gemacht hat. Dunst: „Frauen informieren sich noch immer zu wenig über ihre Gehaltsmöglichkeiten und unterschreiben Verträge, ohne genau zu wissen, was drinnen steht. Frauen müssen auch selbst etwas dazu beitragen, um die Einkommensschere zu schließen, wichtig dabei ist auch die Wahl des Berufes, die Mobilitätsbereitschaft und die Ausbildung.“
Ungleiche Bezahlung hat viele Ursachen
Es gibt viele Ursachen, warum Frauen weniger verdienen als Männer. „Die Einkommensschere spiegelt sich auch in den Gehältern der Lehrlinge wieder. Immer noch ist es so, dass rund die Hälfte der Mädchen aus nur drei Berufen – Handel, Gesundheits- und Sozialwesen sowie Tourismus – wählen. Vergleicht man die Lehrlingsentschädigungen, erkennt man deutliche berufsspezifische Unterschiede. Eine Friseurin im ersten Lehrjahr verdient 306 Euro, eine Straßenerhaltungsfachfrau erhält dagegen 639 Euro. Im vierten Lehrjahr ist der Unterschied vergleichsweise noch größer: 723,77 Euro im Vergleich zu 1628,9 Euro“, so Frauenlandesrätin Dunst. „Vor allem jungen Mädchen möchte ich nahe bringen, dass ,frau‘ in technischen Berufen mehr verdienen kann als in klassischen Frauenberufen.“ Projekte, die dazu animieren und informieren, gibt es, zum Beispiel „FiT-Frauen in die Technik“ oder die Bildungs- und Berufsinformationsmesse BiBi.
Auch ein Grund, warum Frauen weniger verdienen, ist die Teilzeitbeschäftigung. „Deshalb starten wir im nächsten Jahr eine Schwerpunktaktion zur Teilzeitbeschäftigung. Dazu wird auch eine Studie erstellt. Und wir wollen dabei alle Frauen erreichen, unabhängig davon, ob sie freiwillig oder unfreiwillig teilzeitbeschäftigt sind. Frauen müssen wissen, welche Konsequenzen Teilzeitbeschäftigung auf die Pension haben“, erklärt die Landesrätin. Das Burgenland habe einer der höchsten Teilzeitquoten aller österreichischen Bundesländer.
Fraueneinkommen im Europa- und Bundesländer- und Bezirksvergleich
Dass Frauen und Männer oft ungleich viel verdienen, zeigt auch die aktuelle Einkommensstatistik im Europavergleich: Österreich belegt hier den unrühmlichen vorletzten Platz, was die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen betrifft. Nur in Estland ist der Unterschied mit 30,3 % zwischen den Geschlechtern noch größer. Der geringste Unterschied ist mit 2,4 Prozent in Malta zu verzeichnen. Hier gibt es nahezu keine Differenz zwischen den Gehältern von Frauen und Männern.
Im Bundesländervergleich liegt das Burgenland mit 23,7% gemeinsam mit Wien (20%) und Kärnten (23,2%) bei der Einkommensdifferenz über dem Österreichschnitt von 23,7%. Die Zahlen der anderen Bundesländer: Vorarlberg 31,8%, Oberösterreich 28,1%, Tirol 26,8%, Salzburg 26,0%, Niederösterreich 24,4% und Steiermark 23,9%. (Qelle: Statistik Austria)
Die Bezirksstatistik zeigt, dass vier Bezirke besser liegen als der Burgenlandschnitt. Es sind dies die Bezirke Oberwart (22,8%), Güssing (21,2%) und Jennersdorf (21,1%) sowie die Freistadt Rust (14,4%). Am weitesten geht die Einkommensschere in der Stadt Eisenstadt auseinander (26%). Die Zahlen aus den restlichen Bezirken: Mattersburg (24,8%), Neusiedl am See (24,2%), Oberpullendorf (24%) und Eisenstadt-Umgebung (23,5%). (Quelle: AK OÖ, Abteilung Wirtschafts- Sozial- und Gesellschaftspolitik)
Initiativen gegen Einkommensungleichheit
Um die Einkommensschere zu schließen, wurden wichtige Initiativen bereits durchgesetzt, betont Dunst, die die Maßnahmen für mehr Transparenz als wichtigen Beitrag für mehr Lohngerechtigkeit hervorhob. „Mit Einkommensberichten, Gehaltsangaben in Stelleninseraten und unserem Online-Gehaltsrechner haben wir Licht ins Dunkel der Gehaltsunterschiede gebracht.“
Seit heuer müssen sich Unternehmen mit mehr als 500 ArbeitnehmerInnen einen Einkommensbericht vorlegen, ab 2013 gilt diese Regelung für Betriebe mit mehr als 250 MitarbeiterInnen, ab 2014 für alle Unternehmen mit mehr als 150 MitarbeiterInnen.
Zur besseren Gehaltsorientierung bei Jobausschreibungen müssen Betriebe bei Stelleninseraten angeben, wie hoch der jeweilige kollektivvertragliche Mindestlohn ist und ob sie für mehr als den Kollektivvertrag bezahlen.
Mit dem Online-Gehaltsrechner haben Frauen und Männer die Chance nachzurechnen, ob sie ein faires Gehalt bekommen. Interessierte haben die Möglichkeit, die durchschnittlichen Verdienstmöglichkeiten nach Branche, Ausbildung und Tätigkeitsprofil abzufragen und herauszufinden, was ihre Arbeit wirklich wert ist. Gehaltsrechner
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