Die teuren Worte

Foto: FlorianSchneider
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Basierend auf ein Bilderbuch von Agnès de Lestrade (Text) & Valeria Docampo (Illustration) erzählt die junge Autorin March Höld in ihrem Theaterstück „Die große Wörterfabrik“ von einem Land, in dem Menschen fast nichts reden, weil dort Wörter in einer Fabrik hergestellt werden und nur käuflich zu erwerben sind. Und die Wörter kann man dort in Papierform essen wie Manna in der Bibel oder wie ein Hostienblatt. Aber es gehen auch Wörter verloren – in Mülltonnen, in der Luft, im Kamin usw. Es gibt Arme, die haben kaum Zugang zu Wörtern, es gibt Reiche, die schmeißen nur so um sich mit Wörtern wie mit Gucci-Taschen und Rolex-Uhren. Oskar ist so einer, dessen Eltern viel Geld haben, so kann er Marie mit Liebesschwüren überhäufen. Aber Paul ist arm, doch er liebt Marie. Er fängt zufällig drei verloren gegangene Wörter und versucht, damit Maries Liebe zu erringen.
Das Theater des „Stromboli“ führt seine Tradition fort, Kinder- & Jugendbücher zu inszenieren und verwirklicht unter der Regie v. Katharina Schwarz (Ass.Anja Pölzl) mit 2 jungen Herren und 1 jungen Dame eine entzückende Aufführung, deren Charme Kinder & Erwachsene einfach erliegen müssen, die aber auch mit gesellschaftskritischen Metaphern angereichert ist. Marco Schaaf ist ein gestrenger Fabrikschef und auch der verwöhnte Sohn Oskar, Hanno Waldner setzt mit behutsamen Gesten den verliebten Paul in Szene, auch ist er der zackige Roboter, Caroline Mercedes Hochfelner, Beschäftigt in der Wörterfabrik und umworbene Marie, ist eine überzeugende, bewegliche und sensible Aktrice. Michele Lorenzini sorgte für das klare und schöne Bühnenbild, Christian Martinek für das stimmige Lichtdesign.
Nur ein Kindertheater? Nein, denn auch für Erwachsene gibt es genug zu kauen:
Die Wortlosigkeit war auch in Tirol immer ein Thema für`s Theater: f. Kranewitter, K. Schönherr, F. Mitterer….
Politik & Werbung: Wortmachtmissbrauch jederzeit vorhanden
Schulbildung & sozialer Status: noch Fragen?
Das Erwerben der Wörterpapiere erinnert fatalerweise an die Lebensmittelmarken der Nachkriegszeit.
Nach einer knappen Stunde mit auffallend braven Kindern fällt zu einem zarten Kuss des Paares Paul/Marie das schönste Wort in den Raum: „NOCHEINMAL“ .

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