"Pädagogisches Nerven": Eine Stahllunge für jugendliche RaucherInnen
Eine Lunge voller Tschick

Vor dem JAM-Eingang steht der neue Aschenbecher. Pius Eccher fertigte ihn im Zuge des Jahresthemas "Gesundheit".
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  • Vor dem JAM-Eingang steht der neue Aschenbecher. Pius Eccher fertigte ihn im Zuge des Jahresthemas "Gesundheit".
  • hochgeladen von Agnes Czingulszki (acz)

HALL. "Das Thema anzusprechen hängt uns schon aus dem Hals raus", erklärt Pius Eccher. Er ist Sozialarbeiter bei JAM (Mobile Jugendarbeit) in Hall und sucht die Jugendlichen in ihrem "Revier" auf. Rauchen ist in den Gesprächen immer und immer wieder ein Riesenthema. Er weiß, Jugendliche in Österreich rauchen im EU-Schnitt besonders viel. Um nicht immer mit dem erhobenen Zeigefinger zu kommen, hat er sich nun was Neues überlegt. In der Saline 17 – dort, wo das JAM seine Zentrale hat – steht seit dem Frühjahr eine Lunge aus Stahl. Sie ist gleichzeitig ein Aschenbecher. Die Zigarettenstummel füllen die Lungen auf.

Holzhammerpsychologie

"Das ist selbsterklärend", meint Eccher, der die Lunge in seiner Schweißwerkstatt eigenhändig hergestellt hat. "Es ist ein eindrückliches Bild, hier arbeiten wir einfach mit der Holzhammerpsychologie". Dass Jugendliche mit dem Rauchen aufhören werden, weil er eine Stahllunge angefertigt hat, glaubt er allerdings nicht. "Alles was wir tun können, ist Zeitbomben legen. Wann und ob sie hochgehen, können wir natürlich nicht sagen", zitiert er einen Sozialarbeiter aus Berlin. Er findet die Methode sehr dialektisch: Hier hast du ein Service, kommst aber nicht so einfach davon. Er nennt es "pädagogisches Nerven", welches er an der Haller Jugend auch künftig ausüben wird.

Zur Sache

Die Stahllunge entstand nicht nur aus der Not heraus, sondern ist auch Teil des JAM-Jahresthemas "Gesundheit".
Pius Eccher machte sich auf die Suche nach einem Alternativaschenbecher. Der alte quoll stets vor Müll über. "Wir haben etwas ohne Müllfunktion gebraucht", erklärt Eccher, "ich habe mich im Internet umgeschaut und eine ähnliche Lunge gefunden." Hergestellt ist sie aus Recyclingmaterial: Glas einer kaputten Telefonzelle, Blech und Schwarzstahl. Für Eccher ist Handwerken eine Art "Psychohygiene", mit der er die mental anspruchsvolle Arbeit verdauen kann. Dass seine Kunstwerke gut ankommen, ist keine Frage. "Ich werde oft auf diese Lunge angesprochen und einmal kam sogar eine englische Touristengruppe vom Parkplatz rüber, um den Aschenbecher zu fotografieren."

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