Sehnsucht nach dem Schmerz
Gustav Mahlers 6. mit dem TSOI: ein tiefes Erlebnis
„Wir widmen diese Aufführung unseren japanischen Kollegen im Orchester und den trauernden Menschen in Japan.“ Tiroler Symphonie Orchester Innsbruck-Chefdirigent Georg Fritzsch bat das Publikum, deswegen auf den Applaus zu verzichten.
Über Gustav Mahlers „Tragische“, seine 6. Symphonie, sagte der Dirigent Bruno Walter einst: „Die Sechste ist ein Werk von pessimistischer Grundrichtung, ihre Grundstimmung stammt vom bitteren Geschmack im Trank des Lebens, sie sagt ein emphatisches Nein und sagt es vor allem in ihrem letzten Satz, in dem die Unerbittlichkeit des Kampfes aller gegen alle Musik geworden zu sein scheint.“
Schwierig und belastend
Mahlers 6. ist für das Orchester eine ungemein schwierige Belastungsprobe. Fritzsch holte sich zudem noch StudentInnen des Konservatoriums, um der enorm großen Besetzung Genüge zu tun. Die jungen MusikerInnen mit diesem Werk zu konfrontieren ist ein durchaus gewagtes Unternehmen, das schlussendlich dramatisch gut funktioniert hat.
Denn selten zuvor hörte man das TSOI dermaßen in einem Guss. Fein gewebte Streicher, ein sehr sicheres Hornregister, die tiefe Wucht der Posaunen und neun Kontrabässe sowie die – auch solistisch hervorragend gespielte – Tuba legten den Grundstein der expressiven Aufführung.
Schrill, aber oft auch sehr zurückhaltend müssen die Holzbläser abwechselnd wirken, auch hier eine makellose Leistung. Genau ausbalanciert agierte das Schlagwerk kraftvoll, das Trompetenregister ließ die Fortestellen bis zur Schmerzgrenze erschmettern, trotzdem blieb es immer ein schön integrierter Teil des Orchesters.
Fritzsch bot so das volle Spektrum dieser Musik: Sehnsucht nach Schmerz, Trauer, Erfüllung, aber auch Hoffnung. Wie gerne hätte man trotz allem gejubelt und applaudiert …
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