„Ohne Rumänen gehen viele Gemüsebauern pleite!“

Foto: „Jetzt ist Erdbeerernte – da brauchen wir die Arbeitskräfte, sonst sind wir aufgeschmissen“, weiß Josef Schirmer.
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  • Foto: „Jetzt ist Erdbeerernte – da brauchen wir die Arbeitskräfte, sonst sind wir aufgeschmissen“, weiß Josef Schirmer.
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Die Gemüsebauern sind bei der Ernte auf ausländische Saisoniers angewiesen. Völlig überraschend wurde aber das Kontingent für Erntehelfer gekürzt. In einer Blitzaktion setzte sich der Obmann der Tiroler Gemüsebauern, Josef Schirmer, bei Sozialminister Hundstorfer für eine Aufstockung des Kontingentes ein.

RUM. (sf). Nicht alle Saisoniers kommen gleichzeitig nach Tirol. Je nach Lage der Felder und nach den angebauten Gemüse- und Obstsorten brauchen manche Bauern die Erntekräfte schon im März, andere erst im Mai. „Die Landwirte, die als Erstes um die Saisoniers angesucht haben, bekamen sie auch zugeteilt“, weiß Josef Schirmer, der auf seinen Feldern in Rum selbst Gemüse und Erdbeeren anbaut.

Bauern von Kürzung überrascht
Alles war wie immer, bis am 20. April vom AMS bekanntgegeben wurde, dass das Kontingent für Erntehelfer um 150 Personen gekürzt wird. „Das ist eine Katastrophe“, konnte dies Schirmer nicht fassen, „einige Bauern standen plötzlich völlig ohne Hilfskräfte da. Gemüse kann aber nicht warten, wenn es reif ist, muss es geerntet werden.“ Besonders schlimm trifft es die Erdbeerbauern. „Werden die reifen Erdbeeren nicht laufend geerntet, fangen sie sofort zum Faulen an und die Fäulnis greift dann auf alle Beeren über“, weiß Schirmer. „Dann muss man das gesamte Erdbeerfeld umackern.“

Polen sind kein Ersatz
Seit 1. Mai dürfen Arbeitnehmer aus einigen ehemaligen Ostblock- und heutigen EU-Staaten wie Ungarn oder Polen unbeschränkt in Österreich arbeiten. Deswegen ging man im Sozialministerium davon aus, dass es für die Bauern nicht schwer sein dürfte, genug Arbeitskräfte zu holen.

„Unsere Arbeitskräfte kommen aber aus Rumänien und Nicht-EU-Ländern wie der Ukraine, wir haben uns da im Lauf der Jahre ein Netzwerk von zuverlässigen Arbeitskräften aufgebaut“, entgegnet Schirmer. „Ich kenne keine Polen, die für uns arbeiten wollen, außerdem kann den Job nicht jeder machen. Wir haben diese Arbeitskräfte ja alle angelernt“. In Rage bringt Schirmer das Argument, dass der Arbeitsmarkt ab dem Jahr 2014 auch für rumänische Arbeitskräfte liberalisiert wird: „Wenn wir keine Arbeitskräfte haben, sind wir in drei Jahren schon längst alle pleite.“

Gespräch beim Minister
Beim AMS in Innsbruck erklärte man Schirmer, dass man in der Sache überhaupt nichts tun könne, das Kontingent sei erschöpft, ändern könne das nur Sozialminister Hundstorfer.

Schirmer gelang es am vergangenen Freitag bei Minister Hundstorfer einen Termin zu bekommen. „Der Minister hat für unsere Probleme großes Verständnis aufgebracht und versprochen, das Kontingent sofort zu erhöhen“, ist Schirmer erleichtert. In den kommenden Tagen werde das Zusatzkontingent dann den Bauern zugeteilt, die genaue Zahl der bewilligten Stellen war zu Redaktionsschluss noch nicht bekannt.

„Man hat es als Gemüsebauer nicht leicht – letztes Jahr gab es den Hagel, heuer die Trockenheit – und dann muss man sich auch noch mit der Bürokratie herumschlagen – ich weiß nicht, wie das alles weitergehen soll. Ich hasse es zu jammern und zu schimpfen, aber in diesem Fall ging es um die nackte Existenz von vielen Bauern“, so Schirmer abschließend.

Kommentar von Stefan Fügenschuh:
"Bürokraten aus Wien schocken die Bauern"

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