Sommergespräch: „Der Preisdruck ist hoch“

„Einiges läuft zu langsam“, sagt der Tiroler Präsident der Industriellenvereinigung, Reinhard Schretter.
  • „Einiges läuft zu langsam“, sagt der Tiroler Präsident der Industriellenvereinigung, Reinhard Schretter.
  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

BEZIRKSBLÄTTER: Sie sind kürzlich für die zweite Periode als IV-Präsident bis 2016 gewählt worden. Ein verantwortungsvolles Amt in bewegten Zeiten?
Schretter:
„Ja, ein spannendes Ehrenamt. Einer freiwilligen Interessenvertretung wie der Industriellenvereinigung vorzustehen, ist wohl auch verantwortungsvoll.“

Warum?
„Den Stellenwert der Industrie so darzustellen wie er gesehen werden muss, bei der Wertschöpfung, als interessanter Arbeitgeber, als Innovator oder als Auftraggeber anderer Unternehmen, ist einfach notwendig.“

Auch der IV-Österreich steht mit Georg Kapsch ein neuer Präsident vor. Was erwarten Sie sich vom „Neuen“?
„Ich habe diese Wahl mitgetragen und ich rechne mit keiner generellen Neuausrichtung der Industriellenvereinigung, da diese recht gefestigt ist. Kapsch ist ein junger, dynamischer Unternehmer, der zusätzlich gute Ideen einbringt.“

Wie geht es der Tiroler Industrie im Sommer 2012?
„Es geht ihr insgesamt gut, wir bekommen in Summe eher positive Signale. Alle Ziele werden aber sicher nicht erreicht.“

Und wie prognostizieren Sie das zweite Halbjahr?
„Die aktuelle Konjunkturumfrage zeigt, dass die Industrie mit der Auftragslage im Durchschnitt zufrieden ist. Aber es gibt ein allgemein unsicheres Umfeld. Planungen werden zusehends schwieriger und kurzfristiger.“

Die Preise für Energie, Wohnen und für den Lebensunterhalt haben im vergangenen Jahr spürbar angezogen. Nicht immer zieht das reale Lohneinkommen mit. Was sagen Sie dazu ihren Mitarbeitern?
„Die hohen Energiekosten treffen auch die Unternehmen, dadurch müssen alle Betriebe so effizient wie möglich arbeiten. Um eben den Wohlstand und die Arbeitsplätze sichern zu können. Der Preisdruck ist überall sehr hoch.“

Das heißt, das Lohnniveau passt in der Tiroler Industrie?
„Im Vergleich mit dem Rest Österreichs und mit dem benachbarten Ausland sicher.“
Themenwechsel: Namhafte UnternehmerInnen in Tirol haben sich in der „Tiroler Adler Runde“ zusammengefunden und fordern einen Schulterschluss zwischen

Wirtschaft und Politik. Wo sehen Sie in dieser Bewegung Potential für die Zukunft?
„Das sind tüchtige Unternehmer aus allen Bereichen, die sich um die Landeszukunft Gedanken machen. Die Verbindung zwischen Politik und Wirtschaft ist grundsätzlich positiv und notwendig.“

Wo fehlt in Tirol noch die Verständigung zwischen Industrie und Politik?
„Wir haben eine gute Gesprächsbasis mit allen Entscheidungsträgern und auch mit der Opposition. Es bräuchte manche Lockerung im Gesetzesdschungel, das ist Aufgabe der Politik. Unsere ist es, darauf aufmerksam zu machen und konstruktiv beim Veränderungsprozess mitzuwirken.“

Sie fordern in Abständen eine Erhöhung der Forschungsquote, mehr Bildungschancen sowie Reformen in Gesundheit, Altersversorgung und Verwaltung. Verändert hat sich wenig. Warum dieser Stillstand?
„Das sind Anregungen zur Wohlstands- und Zukunftssicherung. Manches wurde schon aufgegriffen. Wir reden über Landes- und über Bundes­kompetenzen, deren Aufbrechen sehr schwer ist. Aber es sind auch mühsame Sozialpartnerkompromisse zu schließen, und oft ist die Bürokratie hinderlich. Das liegt aber meist an der Gesetzeslage und nicht nur am einzelnen Beamten oder Politiker.“

Frank Stronach ist aktiv auf Kandidatensuchen für seine Bewegung. Wäre das etwas für Sie als Tiroler IV-Präsident?
„Ein klares Nein. Ich kenne Stronach auch persönlich nicht. Natürlich hätten mich politische Aufgaben gereizt, ich habe mich aber immer im Sinne des Unternehmens (Schretter & Cie in Vils, Anm.) entschieden.“

Und Ihre grundsätzliche Meinung zu den Stronach-Bemühungen?
„Sie sind wahrscheinlich Ausdruck dafür, dass manchem in diesem Land einiges zu langsam läuft. Persönlich neige ich eher zur Empfehlung, über ein Engagement im Rahmen der etablierten politischen Parteien Veränderungen herbeizuführen.“

Dann sehen Sie die immer wieder genannte neue Bewegung „Für Tirol“ auch eher skeptisch?
„Mir sind bisher keine konkreten Pläne oder Persönlichkeiten bekannt. Aber wenn einzelne Personen mit der Politik nicht einverstanden sind, ist es ihnen natürlich unbenommen, selbst aktiv zu werden, durchaus auch bereits innerhalb bestehender Strukturen.“

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