Nassfeld-Pionier
Der „Nassfeldkaiser“ feiert Geburtstag

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Die Unternehmer-Legende Arnold Pucher erzählt anlässlich seines 80.Geburtstages aus seinem bewegten Leben.

NASSFELD (jost). Der Nassfeld-Pionier Arnold Pucher ist einer von statistisch 5.000 Österreichern, die am 29.Februar Geburtstag haben. So gesehen, feiert der 80-jährige Jubilar, der noch mit vielen interessanten Ideen am Nassfeld unterwegs ist, demnächst erst sein 20.Wiegenfest.
Mit tagtäglich wolkenlosem Postkartenwetter von Mitte Dezember bis Ende Februar zeigt gerade der Winter 2019-20 ganz eindrucksvoll, warum das größte Skigebiet Kärntens so beliebt ist und an starken Tagen bis zu 15.000 Skisportler
auf den Nassfeld-Pisten vergnügt ihre Schwünge ziehen. Durch das günstige Klima, die Schneesicherheit und ein Drittel mehr Sonnentage als nördlich der Alpen ist das Nassfeld bei Wintersportlern überaus gefragt und liegt unter den Top-10 der Alpen.
Doch das war nicht schon immer so.

Anfänge

Der am 29.Februar 1940 in St.Michael am Zollfeld geborene Arnold Pucher hat im elterlichen Gastronomie-Betrieb in Unterwollanig bei Villach die Lehre absolviert und anschliessend seine Praxis-Zeiten in diversen Hotel-Betrieben in Kärnten und Salzburg gesammelt. Schon in jungen Jahren machte er sich Gedanken über seine Zukunft und wollte unbedingt berufliche Selbständigkeit erreichen.
In der Wintersaison 1957/58 arbeitete der damals 17-jährige Arnold in Bad Gastein, wo er erstmals erlebte, was es bedeutet, wenn genug Schnee fiel. Das war für ihn ein einschneidendes Erlebnis, das in ihm das fixe berufliche Ziel festigte: „Ein Hotel in einem Kärntner Skigebiet!“
Auf der Suche nach einem geeigneten Standort hat Pucher vom damaligen Klagenfurter Bürgermeister Leopold Guggenberger, selbst geborener Lesachtaler,
den Tipp bekommen: „Bua, wenn du unbedingt ein Hotel für Wintersport bauen willst, dann musst auf’s Nassfeld gehen, dort gibt’s immer genug Schnee.“

Historisches Datum

Nach einigen Überlegungen und Kontaktgesprächen entschloss sich Pucher, gemeinsam mit seinem Vater und dem Hermagorer Steinbruch-Unternehmer Hans das Nassfeld zu besuchen. Pucher: „So kam ich am 16.Februar 1962 erstmals auf’s Nassfeld. Es war ein wolkenloser, schöner Wintertag mit viel Schnee, wohnin man schaute. Aber ausser einer einfachen Schutzhütte in Nähe der Grenze sowie einen 150 m langen Schlepplift vom Jenul, angetrieben mit einem VW-Motor, gab es dort absolut nichts. Kein Wasser, kein Strom.“ 
Der damalige Kaufpreis für das etwa 5.000 m2 große Grundstück, auf dem heute das Hotel Wulfenia steht, betrug 25 Schilling pro Quadratmeter. Das bedeutete für Pucher eine große Mühe, aber er hat es geschafft, und am 31.Mai 1962 fand die Bauverhandlung statt. Unmittelbar darauf wurde mit den Bauarbeiten begonnen.
Mit einem zuvor gebraucht gekauften LKW hat Pucher sämtliche erforderlichen Baumaterialien selbst vom Tal auf den Berg transportiert. Akribische Aufzeichnungen im Fahrtenbuch zeigen, dass Arnold Pucher während der Bauphase mit seinem LKW 1.648 mal vom Berg in’s Tal und wieder hinauf fuhr. Doch die Straße war damals lediglich ein einfacher Schotterweg.

Tragisches Ereignis

Am 16.November 1963 hat ein starker Sturm den eben erst aufgesetzten Dachstuhl am Hotel Wulfenia abgetragen. Und das ein Monat vor dem geplanten Eröffnungstermin für das Hotel. Unvergesslich bleibt für Pucher die Tatsache, dass ihm damals der Gailtaler Zimmermeister Engelbert Pichler entschlossen geholfen hat, ein funktionierendes Dach-Provisorium zu liefern, damit schlussendlich das Hotel doch zu Weihnachten 1963 eröffnet werden konnte.
Das Nassfeld war zu dieser Zeit nur Einheimischen bekannt. Mitte der 1960er-Jahre gab es etwa 10.000 Winter-Nächtigungen - heute sind es über 600.000 pro Saison.

Werbung/Marketing

Durch zufällige persönliche Kontakte zum ADAC wurde es möglich, das Nassfeld als Skigebiet in den Angebots-Katalog aufzunehmen. Postzustellung auf’s Nassfeld hat es auch noch nicht gegeben, so war Pucher stolz, als damals fortschrittlichste Kommunikations-Möglichkeit am Postamt Hermagor ein Postfach mit der Nummer 16 zu haben.
Doch nicht nur die touristische Abgeschiedenheit des Nassfeldes war Anfang der 1960er-Jahre ein Handicap, sondern auch die Tatsache der schlechten Straße dorthin. Das Hotel Wulfenia mit Hallenbad und Sauna war zur damaligen Zeit schon ein Vorzeigebetrieb, sodass durch persönliche Kontakte u.a. Bautenminister Moser dort urlaubte. Mit Geschick ist es Pucher schlussendlich gelungen, ihn davon zu überzeugen, dass die Straße auf’s Nassfeld zu einer Bundesstraße ausgebaut wird. Hilfreich war in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass es sonst nirgendwo in Österreich eine Straße über die Staatsgrenze gab, die nicht den Status einer Bundesstraße hatte. Das war eine zukunftsweisende und überaus wichtige Entscheidung für alle weiteren Entwicklungen des Skigebietes.

Fulminante Entwicklung

Inzwischen hatte Paul Herzog eine Einser-Sesselbahn auf der Gartnerkofelseite des Nassfeldes gebaut, und zwei Schlepplifte des Steinbruch-Unternehmers Hans Jenul brachten die ersten Skisportler nahe des Hotels Wulfenia auf die Pisten. Aber alle Ideen für weitere Lift-Projekte seitens des Nassfeld-Neulings Arnold Pucher wurden von den genannten Lift-Unternehmern vorerst eher blockiert als forciert. Daher ergriff Pucher selbst die Initiative für weitere Lifte und gründete zur Umsetzung seiner Ideen die Touristik-Gesellschaft. So entstanden Schritt für Schritt Aufstiegshilfen in Form der Tröglbahn sowie auch die ersten Schlepplifte im Rudnig-Gebiet und auf der Schlanitzen-Alm. 
Anfang der 1970er-Jahre haben sich mehrere Kärntner Tourismus-Unternehmer zur sogenannten Erfa-Gruppe (Erfahrungsaustausch) zusammengeschlossen, die in dieser Zeit viel Positives bewirkt hat. So gelang es damals schon, wöchentlich einen Flieger voll mit Wintertouristen nach Klagenfurt zu bekommen, womit diese Gruppe eigentlich den modernen Wintertourismus in Kärnten „erfunden“ hat.
Parallel dazu erkannte der Villacher Bauunternehmer alsbald die Sinnhaftigkeit weiterer Investitionen am Nassfeld, und errichtete auf der Schlanitzenalm sein erstes Feriendorf im Baustil Kärntner Bauernhäuser. Die Schweizer Hapimag-Gesellschaft beteiligte sich ebenfalls auf diese Art, genauso wie der deutsche Tourismus-Riese Robinson, der sein erstes Clubhotel für den Wintersport Mitte der 1980er-Jahre in unmittelbarer Nähe der Rogner-Häuser, allerdings in moderner Holzbauweise, realisierte.
All diese Investitionen mit einer nunmehrigen Kapazität von insgesamt ca 1.800 Betten zeigten sich rasch als überaus erfolgreich, und eine positive Eigendynamik lockte immer mehr Skisportler aus Nah und Fern auf’s Nassfeld.

Projekt Talbahn

Allerdings mit einiger Sorge beobachtete Visionär Pucher die von Jahr zu Jahr prekärer werdende Verkehrs-Situation am Berg. Vor allem die Parkmöglichkeiten bei den Lift-Stationen waren bald hoffnungslos erschöpft, sodass man vorerst als Übergangslösung die Einrichtung eines Bus-Shuttle-Service vom Tal auf den Berg installierte. Pucher: „Bis zu 25 Busse waren an manchen Tagen permanent unterwegs, um den Besucher-Ansturm zu bewältigen, aber dennoch herrschten manchmal chaotische Zustände.“
Das konnte also auf Dauer nicht die End-Lösung sein, sondern die Idee nach einer leistungsfähigen Seilbahn vom Tal auf den Berg nahm recht bald konkrete Gestalt an. Mit viel Geschick konnten passende Partner und Finanzierungsformen gefunden werden, und so wurde der „Millenniums-Express“, eine moderne kuppelbare Seilbahn mit 15er-Kabinen, in drei Sektionen von Tröpolach bis auf die Madritschenhöhe, in den Jahren 1998 – 2000 errichtet.
Bereits ab 2004 war diese moderne Kabinenbahn mit dem ersten berührungslosen Kartensystem ein Vorzeigemodell.
Hand in Hand mit der ständig steigenden Nachfrage zufolge der perfekten Pisten und der Schneesicherheit, nicht zuletzt auch durch leistungsfähige Beschneiungsalagen, wurden im Rudniggebiet mit der Trogkofel- und Zweikofelbahn zwei weitere moderne Kabinenbahnen gebaut, sowie leistungsfähige, beheizte Sechser-Sesselbahnen errichtet. Ebenso wurde das Betten-Angebot am Berg laufend erweitert sowie passende Investitionen in Pisten-Qualität, Beschneiungsanlagen, Pistengeräten usw. getätigt.

Ruhestand?

Und auch wenn sich Arnold Pucher’s Freizeitaktivitäten inzwischen von ursprünglich zwei Brettern nunmehr in Richtung Golfspielen, Radfahren, Wandern und Reisen verschoben haben, so beobachtet er nach wie vor mit großer Leidenschaft die strategischen Entwicklungsmöglichkeiten auf der italienischen Seite des Nassfeldes.
Die Errichtung einer modernen Talbahn von Pontebba auf das Nassfeld ist nach wie vor ein realitsitscher Traum bzw. ein überaus wichtiges Thema, das schon seit vielen Jahren immerwieder versucht und geprüft wurde. Allein schon die verkehrsmässig sensationelle Erreichbarkeit der Talstation in Pontebba durch die dortige Autobahn und Eisenbahn wäre für die weitere positive Entwicklung des Nassfeldes eine einmalige Angelegenheit, die es sonst so nirgendwo gibt.
Pucher: „Ich wünsche mir sehr, dass diese Erschliessung eines Tages doch noch umgesetzt wird.“
Stolz ist der jetzt 80-jährige Nassfeldkaiser darauf, dass das Nassfeld so ist, wie es jetzt ist – das größte Skigebiet Kärntens, von dem auch die Bevölkerung und die Wirtschaft im Tal seit vielen Jahren profitieren.

Freunde-Meinungen

Ignaz Assinger: "Er hat den Beinamen „Nassfeldkaiser“ voll verdient".
Ernst Buchacher: "Arnold hat immer geradeausgeschaut, nie nach links oder rechts – und hat sein Ziel erreicht".
Heli Lasser: "Mich fasziniert, was Arnold aus dem Nassfeld für die Region aufgebaut hat."
Zenz Rauscher: "Arnold war stets ein Chefkoch, der die richtigen Rezepte für jede Aufgabenstellung zum Wohle des Nassfeldes kannte."

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