Bezirk für Renaturierung der Liesing - Kritik vom Experten
Würde eine Renaturierung der Liesing zu einer Aufwertung des gesamten Grünraums führen oder lediglich Ressourcen verschwenden?
LIESING. Zwischen dem Atzgersdorfer Platz und dem Draschepark soll, geht es nach den Grünen, etwas passieren. Der Liesingbach, der hier unauffällig dahinfließt, soll renaturiert werden. Bereits im Dezember 2017 haben die Liesinger Grünen einen Antrag dazu gestellt.
"Der Uferbereich stellt einen wertvollen Erholungsraum für die schnell wachsende Bevölkerung Liesings dar. Eine Renaturierung in diesem Abschnitt würde zu einer Aufwertung des gesamten Grünraums führen. Auch eine höhere Vielfalt an Flora und Fauna könnte so erreicht werden", so Cordula Höbart, Klubobfrau der Liesinger Grünen.
Gewünscht wird eine naturnahe Gestaltung, nachdem die Liesing von 1947 bis in die 1980er-Jahre zum Schutz vor Hochwasser weitgehend reguliert und begradigt wurde. Die so entstandene Fließgeschwindigkeit erschwert die Ansiedlung von Kleintieren. Rückhaltebecken könnten bei diesem Problem Abhilfe schaffen. "Es gibt viele Orte, wo das möglich ist, und viele Unterstützer für das Projekt, wie etwa das angrenzende Seniorenwohnheim am Mühlengrund", so Höbart.
Flächenwidmung
Ein genauer Plan liegt noch nicht vor, denn zuerst muss die Flächenwidmungskommission einberufen werden, sofern der Antrag durch den Ausschuss geht und von der Stadt Wien bewilligt wird. Gegenwind von der Bezirksvorstehung gibt es nicht. Wolfgang Ermischer, Vorsitzender der SPÖ-Kulturkommission Liesing, begrüßt den Antrag und nennt vor allem die Abschnitte Mellergründe und den Campingplatz Wien-Süd als wichtige geografische Eckpunkte.
Ein ebenso wichtiges Anliegen ist die Installation eines Abwasserkanals unter der Liesing. In der Vergangenheit ist es immer wieder zu Verunreinigungen gekommen. Dieses Vorhaben wird durch die MA 45 – Wiener Gewässer allerdings nicht vor 2020 zustande kommen. Roland Schmid von der FPÖ betont zusätzlich die Wichtigkeit einer kompetenten und umsichtigen Behandlung des Antrags, um keine öffentlichen Gelder zu verschwenden. Dominik Bertagnol, stellvertretender ÖVP-Bezirks-obmann, ortet entlang des Liesingbachs schon seit Längerem Handlungsbedarf und kann sich dadurch auch eine Verbesserung des Bezirksbildes vorstellen. Auch Neos-Bezirkskoordinator Christoph Pramhofer begrüßt den Antrag, vor allem im Hinblick auf die wachsende Zahl von jungen Familien, die nach Liesing gezogen sind und die Grünfläche entlang des Wassers schätzen.
Kritik vom Experten
Ein fachlich-kritischer Kommentar zur geplanten Renaturierung kommt von Mario Wagner, einem in Liesing wohnhaften Gewässerökologen. Insgesamt rät Wagner zu keinen weiteren Renaturierungsmaßnahmen an der Liesing, da diese zu keinen ökologischen Fortschritten führen und lediglich Ressourcen verschwenden würden. Der Fokus solle auf andere Flüsse mit wesentlich höherem Handlungsbedarf gelegt werden.
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