Notschlafstelle VinziBett
Verlieren 45 Obdachlose ihr Zuhause?
Die Notschlafstelle VinziBett muss bis Frühjahr 2021 den Standort in der Ottakringer Straße 20 räumen.
HERNALS. Seit mehr als einem Jahr läuft die Suche nach einer neuen Bleibe. Einige Objekte wurden bereits besichtigt, bisher ist es jedoch nicht zu einem Abschluss gekommen. Die Rede ist von der Herbergssuche der Notschlafstelle VinziBett. Der Mietvertrag für die Ottakringer Straße 20 wird nach zehn Jahren nicht verlängert. "Das Gebiet soll neu entwickelt werden. Die Eigentümergemeinschaft will uns deshalb draußen haben", erzählt VinziWerke-Wien-Koordinator Rafael Kirchtag.
Die Suche gestaltet sich schwierig. Finanziell sind keine großen Sprünge möglich. Die Angebote halten sich daher in Grenzen. "Bei dem Wort ‚Notschlafstelle' legen viele die Ohren an. Dafür gibt es aber keinen Grund", sagt VinziBett-Hausleiter Markus. Der Mann muss es wissen, hat er doch selbst vor drei Jahren als Betroffener das Angebot der VinziWerke in Anspruch genommen. Markus hat es zurück ins Leben geschafft und gibt jetzt als Hausleiter etwas zurück. "Meine Lebensplanung hatte das nicht vorgesehen, aber jetzt ist es gut, so wie es ist", schildert er bei einem Gespräch im Aufenthaltsraum.
Hilfe ohne Fragen
Bei VinziBett wird nicht auf den Lebenslauf geschaut, sondern sofort geholfen. "Wir stellen nicht viele Fragen, denn die Menschen, die zu uns kommen, haben nicht mehr viele Möglichkeiten", erklärt Markus. 45 Menschen haben hier einen Schlafplatz. Für viele ist das VinziBett zum Rettungsanker und Zuhause geworden. Das Alter der Bewohner reicht von 19 bis zu 85 Jahren. Ob Österreicher, Slowake oder Argentinier: Die Nationalität spielt hier keine Rolle: "Wir behandeln alle gleich."
Bezüglich des neuen Standorts würde man gerne in der Nähe bleiben. Das VinziBett liegt auf der Hernalser Seite der Ottakringer Straße. Schräg vis-à-vis, auf der Ottakringer Seite, befindet sich der VinziShop, ein Secondhand-Laden, mit dem auch Einnahmen für die Notschlafstelle lukriert werden. "Natürlich wäre das logistisch ein Vorteil, aber wir sind nicht wählerisch", sagt Markus. Was der neue Standort mitbringen sollte: eine gute öffentliche Anbindung, rund 500 Quadratmeter Nutzfläche und mehrere Räume mit Schlafflächen für 45 Menschen. "Der Fonds Soziales Wien unterstützt uns bei der Suche, aber leider gibt es nicht viele geeignete Häuser", so Obfrau Gabi Damm vom Trägerverein, der Vinzenzgemeinschaft St. Martin.
Die Zeit drängt, denn ein Zuhause für 45 Menschen muss erst einmal entsprechend adaptiert werden. "Es braucht niemand Angst zu haben. Bei uns stehen keine Menschenmassen vor der Tür und es gibt auch keine Polizeigeschichten. Wir sind sicher das unauffälligste Haus in ganz Wien", versichert Markus. Er hofft und bangt: "Es ist dringend, denn ich will einem 85-Jährigen nicht sagen müssen, dass er sein Zuhause verliert."
Mahnwache am Stephansplatz
Am Mittwoch, 29. Jänner zwischen 15 und 17 Uhr hält VinziBett eine gemeinsame Mahnwache auf den Stephansplatz ab. Damit soll auf die Standortsuche aufmerksam gemacht werden und ein Zeichen gegen Obdachlosigkeit gesetzt werden.
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