Der Osterbrauch "Ratschen"

- Die Ministranten Isabell, Georg, Felix, Hanna, Jennifer, Sandra und Simon ratschen während der Osterfeiertage in der Gemeinde Kapelln.
- hochgeladen von Julia Erber
An den Osterfeiertagen ersetzen die Ratschen die Glocken, da diese bis zum Ostersonntag stumm bleiben.
KAPELLN (je). Am Gründonnerstag fliegen die Glocken bekanntlich nach Rom. Rund 1.171 Kilometer müssen die Kapellner Glocken dann also zurücklegen. Den fehlenden Glockenschlag ersetzen die Ratscherbuben und -mädchen, die mit ihren Ratschen durch die Straßen ziehen und ihre Ratschersprüche aufsagen.
Oberministrantin Isabell Staudinger weiß bestens Bescheid, wie das Ratschen abläuft: "Wir treffen uns um 5.20 Uhr in der Früh zum Durchratschen, was ca. eine Stunde dauert, um 13 Uhr beginnen wir von Haus zu Haus zu ratschen und um 16.30 Uhr wird dann noch einmal durchgeratscht und danach besuchen wir noch die Messe." An das frühe Aufstehen gewöhnen sich die Kinder schnell und am Vormittag ist meist auch ein bisschen Zeit, um sich auszurasten. "Am liebsten lege ich mich dann vor den Fernseher", erzählt Hanna Markgraf.
Am Ostersonntag gehen die Kinder dann von Haus zu Haus und bekommen Geldspenden und Süßigkeiten. "Das Geld wird gerecht aufgeteilt, die Süßigkeiten werden eher nach Vorlieben verteilt", erklären die Ratscher. Das Ratschen mache ihnen auf jeden Fall Spaß und weil es so der Brauch ist, gehört es an Ostern einfach dazu, sind sich Georg Ofner und Felix Weiß einig. Die Kinder freuen sich allesamt, dass sie eine so wichtige Aufgabe übernehmen dürfen und sind mit viel Motivation dabei.
In Kapelln müssen die Ratscher den Klang von ganzen fünf Glocken ersetzen. Mesner Karl Zeiner hat einiges über die Glocken zu erzählen: "Die fünf Glocken wurden im Jahre 1950 von der Firma Pfundner aus Wien gegossen, sie sind im "Salve Regina" gestimmt und jeweils nach Heiligen benannt. Sie heißen Josefi-, Florian-, Petronila-, Marien- und Christusglocke. Petronila nach dem Pfarrpatron. Die Glocken sind aus Bronze und waren zur Anschaffungszeit nach dem Krieg sicher nicht billig. Eine ursprünglich sechste Glocke befindet sich im Kirchturm der Kirche in Katzelsberg, da sie klangtechnisch nicht zu den anderen fünf in Kapelln gepasst hat."
Wenn die Glocken am Gründonnerstag verstummen, dann kommen die hölzernen Ratschen zum Einsatz und es heißt auch in Kapelln wieder "Wir ratschen, wir ratschen die Fasten aus".
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