Entmündigt ist man schnell
Sachwalter stehen oft im Kreuzfeuer der Öffentlichkeit – zu Unrecht, wie Jurist Amler meint.
ST. PÖLTEN (wp). "Wer will schon in seinen Freiheiten beschränkt sein?", meint Rechtsanwalt Franz Amler, "wer besachwaltet ist, hat jemanden, der sagt, was zu tun ist und als solcher ist man von allem abgeschnitten." Der St. Pöltner Jurist ist Sachwalter. Seine Klienten sind nicht immer die einfachsten. Eine Besachwaltung könne schnell erfolgen. In Notfällen, etwa nach einem Unfall, wenn jemand im Koma liegt, keine Angehörigen vorhanden sind und rasch über Hilfe entschieden werden muss, kann das Gericht einen Sachwalter bestellen.
Schwieriger wird es, wenn etwa von jemandem Gefährdung für die Allgemeinheit ausgeht, oder er bzw. sie sich nur auffällig benimmt: "Jeder kann eine Anregung über einen anderen Mitbürger bei Gericht einbringen, der dann vom Gericht verpflichtend nachgegangen wird." Allerdings muss sie glaubhaft und begründet sein. Danach kommt es zu einer Erstanhörung bei Gericht, wo der Gesamtzustand des Befragten erhoben wird. "Ist dieser besorgniserregend, wird ein Psychiater beigezogen", erklärt Amler. Egal, ob dies dem Betroffenen passt oder nicht. Bezahlt muss das aus der eigenen Tasche werden, bei fehlenden Mitteln übernimmt das der Staat. Bei Gefahr in Verzug kann die Besachwaltung innerhalb kürzester Zeit ausgesprochen werden. "Das ist eine relativ scharfe Waffe der Justiz", so Amler. Immer wieder kommt es vor, dass Amler und Berufskollegen von Angehörigen und potenziellen Erben von Besachwalteten bekämpft werden, mit dem Vorwurf, Liegenschaften seien zu Unrecht veräußert oder Vermögen ausgegeben worden. "Als Sachwalter geht es nicht darum, das mögliche Erbe von Angehörigen zu bewahren, sondern Mittel für den Kuranten zum Überleben zu sichern", erklärt Amler.
Proteste der Angehörigen könnten dann schon zu Aufforderungen des Bundespräsidenten oder der Volksanwaltschaft führen, Stellung gegen Vorwürfe zu beziehen. Solche Vorwürfe gingen aber ins Leere: "Als Sachwalter muss man jährlich dem Gericht einen genauen Rechenschaftsbericht geben." Vom Gericht bekommt ein Sachwalter eine "Belohnung", die sich nach dem Vermögen des Klienten richtet.
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